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„Polizeiruf 110“Düstere Reise durch Rostock mit vertauschten Rollen der Ermittler

Lesezeit 3 Minuten
Polizeiruf - Söhne Rostocks

Michael Nordens Mutter (Cornelia Heyse, rechts) steht neben Katrin König (Anneke Kim Sarnau, links) und Sascha Bukow (Charly Hübner, Mitte).

Rostock – Willst du erfolgreich werden, musst du ein Arschloch sein. Diese einfache Formel hat sich Michael Norden (Tilman Strauß) von seinem Ziehvater in geschäftlichen Angelegenheiten, Stefan Larges (Germain Wagner) abgeschaut – und er beherzigt sie konsequent. Das hat dem Jungunternehmer aus Rostock, der eine Zeitarbeitsfirma betreibt, zum schnellen Geld verholfen, allerdings auch zu einigen Feinden. Einer von ihnen hat ihm als eine Art Warnung seinen schwer misshandelten Schulfreund Frank Fischer in die Villa bringen lassen. Dieser ist jedoch so schwer verletzt, dass er in den Armen von Kommissar Sascha Bukow (Charly Hübner) stirbt, als dieser wegen eines vermeintlichen Einbrechers zu Norden gerufen wird.

Im Porsche auf und davon

Während Bukow kaum Zeit hat zu begreifen, was da gerade passiert ist, versteht Norden die Nachricht an ihn sofort und rast in seinem Porsche davon. Nun müssen Bukow und seine Kollegin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) klären, was der smarte Unternehmer zu verbergen hat und wer Frank Fischer getötet hat.

Weder Nordens Mutter noch seine Freundin wissen angeblich, wo sich der Gesuchte aufhält. Dann stoßen die Ermittler auf Nordens Jugendliebe Beate Hövermann (Katharina Behrens) und ihren Sohn Jon (Oskar Belton). Rasch ist klar, dass der 17-Jährige Nordens Sohn ist, von dem er jedoch viele Jahre nichts wusste, weil er Rostock verlassen hatte. Jon will unbedingt seinen Vater kennenlernen und macht sich ebenso wie die Polizei auf die Suche nach ihm.

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Verkehrte Rolle bei den Kommissaren

Bei Bukow und König haben sich in „Söhne Rostocks“ die Rollen verkehrt. Während der Kommissar, früher meist ein körperliches und seelisches Wrack, aufgeräumt und besonnen agiert, steht die sonst so toughe Katrin König völlig neben sich. Sie trinkt, ist unkonzentriert, schläft im Büro. Ihr setzt zu, dass sich Guido Wachs bei ihr gemeldet hat. Ihn hatte sie im Fall „Für Janina“ aufgrund manipulierter Beweise ins Gefängnis gebracht. Sie hatte ihm den Mord an einer Prostituierten angehängt, weil er für die Täterschaft in einem anderen Fall nicht mehr zu belangen war. Wachs setzt sie aus dem Gefängnis heraus unter Druck.

Die „Söhne Rostocks“ sind in dem Film von Autor Markus Busch und Regisseur Christian von Castelberg vor allem Söhne ohne Väter. Das gilt für Jon, aber auch für Michael Norden selbst. Dessen Vater war in seiner Jugend ebenfalls abwesend, er fand ihn schließlich tot in der Gosse – und nahm sich vor, seinem Leben eine andere Wendung zu geben.

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Es ist ein düsterer Film geworden, der vor allem die tristen Seiten Rostocks einfängt (Kamera: Martin Farkas). Ein Film, der von seinen starken Darstellern lebt – und dem immer noch interessanten Zusammenspiel von Bukow und König, die einmal mehr beweisen, dass sie zu den spannendsten Ermittlerduos im deutschen Sonntagsabendkrimi gehören.

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