WDR-Satire über KlüngelWarum am Mittwoch ganz Deutschland mal wieder über Köln lacht

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Angefangen hat die Korruptionsgeschichte da, wo alles in Köln anfängt: im Karneval.

Angefangen hat die Korruptionsgeschichte da, wo alles in Köln anfängt: im Karneval.

  • Ein Sachbearbeiter im Baudezernat gerät tief in einen Sumpf aus Absprachen, Versprechungen und illegalen Freundschaftsdiensten.
  • Die Filmsatire sei inspiriert von tatsächlichen Ereignissen, sagen die Macher. Sie sei aber Fiktion, die handelnden Figuren seien frei erfunden.
  • Parallelen zu bekannten Akteuren sind allerdings leicht auszumachen: So heißt der Strippenzieher Josef Asch, außerdem tauchen die reichen Privatbankiers von Hoppenheim und der windige Manager Tom Middeldorf auf.

Köln – Eigentlich hat der gerade nach Köln gezogene Andrea Di Carlo (Serkan Kaya), Sachbearbeiter im Baudezernat, in der WDR-Satire „Der König von Köln“ so gar keine Lust, sich albern zu verkleiden und sinnlos Kölsch in sich hineinzuschütten. Aber wie lernt der neue Mann in der Stadtverwaltung schnell: Die entscheidenden Sitzungen in Köln sind Karnevalssitzungen. Denn zwischen Schunkeln und Singen wird verhandelt, wie es in der Stadt weitergehen wird.

In Di Carlos Fall ist das zunächst einmal sehr positiv. Sein Chef, der joviale Leiter des Baudezernats, Lothar Stüssgen (der Einzige, der in diesem Film Kölsch spricht: Joachim Król) findet eine schnelle und unkomplizierte Lösung für das große Problem seines Mitarbeiters. Di Carlo wird zum zweiten Mal Vater, das Haus ist zu klein, steht aber unter Denkmalschutz. Eine Genehmigung für einen Anbau zu bekommen stellt er sich deshalb schwierig vor. Doch Stüssgen löst das Problem auf die kölsche Art – zwischen zwei Kölsch. Di Carlo bekommt seinen Anbau. Und hängt mittendrin im Klüngel. Denn Bauunternehmer Josef Asch (Rainer Bock) hilft zwar gern, verlangt aber umgehend eine Gegenleistung. Als Stüssgen im Pascha einen Herzinfarkt erleidet, hebt Asch Di Carlo erst auf dessen Posten – und verlangt dann von ihm, ihm den Auftrag für den Bau der neuen Stadtverwaltung ohne Ausschreibung zuzuschanzen. Man kennt sich, man hilft sich eben.

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Manchmal ist ein Griff ins Klo der Anfang einer Erfolgsgeschichte. Zumindest für Josef Asch (Rainer Bock).

Was dann folgt, ist eine Geschichte, die auf das Schönste aufzeigt, wie Korruption in Köln funktioniert. Jeder schuldet jedem noch von irgendwann einen Gefallen, und eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Das muss auch die neue Staatsanwältin Alina Behrens (Eva Meckbach) erkennen, die Aschs windige Geschäfte aufdecken will, denn ihre Chefs hängen mit drin. Und sie soll in die Pampa versetzt werden.

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In Wahrheit ist alles noch viel schlimmer

„Ich glaube, dass es das überall gibt, nur dass der Kölner auch gerne drüber redet“, sagt Joachim Król. Klüngel, das klinge zwar irgendwie niedlich, befindet Ralf Husmann, der das Buch geschrieben hat: „Aber Lungenkrebs wird auch nicht weniger gefährlich, wenn man ihn »Hüsterchen« nennt.“ Diese Filmsatire sei inspiriert von tatsächlichen Ereignissen. „Sie ist aber Fiktion, die handelnden Figuren sind frei erfunden“, stellt ein Insert zu Beginn von „Der König von Köln“ klar. Doch wer Pate für die Figuren stand, ist natürlich kein Geheimnis und schon beim ersten Blick auf die Namen klar. Da gibt es eben den „König von Köln“ Josef Asch, den nur ein „e“ von seinem Vorbild Josef Esch trennt. Es treten auf: die reichen Privatbankiers von Hoppenheim, Kaufhaus-Erbin Valerie Dickeschanz (Judith Engel) und der Schaumschläger-Manager Tom Middeldorf (Jörg Hartmann). Die Geschichte über windige Geschäfte, die am Ende die Bank und die Kaufhaus-Kette in den Abgrund stürzen und viele Menschen den Job kosten werden, klingt so absurd wie unglaublich. Der Kölner hingegen weiß: Die Wahrheit ist meist noch viel schlimmer.

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„Wir wollen das satirisch erzählen. Es ist keine Dokumentation, es ist auch keine Anklage“; sagt Regisseur Richard Huber. Zum Glück. Denn so gibt es am Ende keine moralische Abrechnung, keinen moralischen Fingerzeig. Dabei wird der Klüngel ebenso wie die Selbstbesoffenheit der Kölner vorgeführt – sehr schön auch musikalisch untermalt, wenn ein jeweils passendes Karnevalslied eingespielt wird.

„Der König von Köln“ zeigt anschaulich, unterhaltsam und mit pointierten Dialogen ein System auf, bei dem sich einige wenige die Taschen vollmachen, und andere – nämlich die Steuerzahler – dafür aufkommen müssen. Das sei in Köln so wie überall, heißt es am Ende des Films: „Aber in Köln ist bald wieder Karneval.“

Film und Doku

Das Erste zeigt „Der König von Köln“ im Rahmen eines Themenabends zum kölschen Klüngel am Mittwoch, 11. 12., 20.15 Uhr. Im Anschluss (21.45 Uhr) läuft „Die Story im Ersten: Der Milliarden-Maurer vom Rhein“ über Josef Esch.

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