Abo

Zum 25. Geburtstag von VoxEin kleiner Sender macht den Großen Konkurrenz

Lesezeit 4 Minuten
1331481

Carsten Maschmeyer, Judith Williams, Georg Kofler, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel sind die Gesichter des Vox-Flaggschiffs „Die Höhle der Löwen“.

Köln – „Täglich verlieren Sie 1000 Gehirnzellen...retten Sie den Rest!“ – So warb der Kölner Sender Vox zum Sendestart am 25. Januar 1993 ums Publikum. Ein ungewöhnlicher Slogan in Zeiten, in denen das Privatfernsehen in Deutschland vor allem durch Radau auffiel. Doch der kleine Sender wollte anders sein, Fernsehen mit Anspruch war das Ziel. Man hatte ehrgeizige Pläne in Ossendorf.

„Wir können das Fernsehen zwar nicht neu erfinden, aber wir können neues Fernsehen machen, seriös und unterhaltsam“, sagte der erste Programmdirektor Ruprecht Eser, den man vom ZDF abgeworben hatte, damals der „Süddeutschen Zeitung“. Ein seriöser Privatsender? Das klang paradox.

Doch man tat viel, um diesen Plan umzusetzen. Die ebenfalls vom ZDF bekannte Journalistin Wibke Bruhns moderierte die Nachrichten, Dieter Moor (heute Max Moor) führte durch das Medienmagazin „Canale Grande“, Matthias Frings moderierte „Liebe Sünde“. Bei den Kritikern kam vieles gut an, was damals probiert wurde, bei dem Zuschauern allerdings fiel das Programm durch. Marktanteile unter einem Prozent stürzten den noch jungen Sender in eine Krise.

Rupert Murdoch brachte die Wende

Schon ein Jahr nach Sendestart drohte das Aus. Im April 1994 ging Vox in die Liquidation, mehr als 250 Mitarbeiter mussten gehen. Die Rettung kam schließlich aus Amerika. Medienunternehmer Rupert Murdoch stieg ein – und vieles wurde anders. So setzte man fortan vor allem auf eingekaufte Ware aus den USA. Ein Konzept, das nach einigen Anlaufschwierigkeiten zu Erfolgen führte. Es war eine Anwältin aus Boston, die zum ersten Gesicht des Senders wurde. Zwar wurde „Ally McBeal“ bei der ersten Ausstrahlung im April 1998 nach nur acht Folgen wegen magerer Quoten eingestellt. Doch im zweiten Versuch im Frühjahr 1999 wurde die exzentrische Anwältin zum Kult.

In einer Zeit, in der amerikanische Serien nicht wie heute auf Streaming-Portalen rund um die Uhr zur Verfügung stehen, waren Formate wie „Six Feet Under“ und der Dauerbrenner „CSI“ für viele deutsche Serienfans ein Lichtblick.

„Kochduell“ war die erste tägliche Kochsendung

Erste Erfolge waren also da, doch Vox befand sich in einer gefährlichen Abhängigkeit von eingekauften Sendungen. 1995 – nach der Liquidation – hatte der Anteil an Eigenproduktionen mit 17,2 Prozent seinen Tiefpunkt in der Geschichte des Senders erreicht. Doch in große Primetime-Shows oder eigene fiktionale Formate zu investieren, wäre ein zu großes Wagnis gewesen und so setzte man auf Eigenproduktionen, die ohne großes Risiko möglich waren. Britta von Lojewski präsentierte 1997 mit dem „Kochduell“ die erste tägliche Kochsendung Deutschlands. Ein Trend war geboren, der bis heute anhält und durch Dauerbrenner wie „Das perfekte Dinner“ oder innovative, aufwendige Formate wie „Kitchen Impossible“ mit Tim Mälzer weiter gefüttert wird.

Auch Autos und Reisen waren Themenfelder, die sich die Kölner erschlossen. So machte „Goodbye Deutschland“ den Auswanderer Konny Reimann zum Promi. Alles, was im Alltag der meisten Menschen eine Rolle spielt, findet sich auch im Vox-Tagesprogramm. Wenn in Guido Maria Kretschmers „Shopping Queen“ Kaufwütige nach dem besten Outfit zu einem Thema suchen, dann kann sich eben jeder vor dem Fernseher fragen: Was würde ich kaufen? Ob es darum geht, die schönste Hochzeit zu küren oder ein Brautkleid zu kaufen, ob Menschen ihren Garten umgestalten oder um das Wohl ihrer Haustiere bemüht sind – Vox zeigt es. Vom einst intellektuellen Anspruch ist da wenig geblieben.

„Sing meinen Song“ und „Die Höhle der Löwen“ beleben den Abend

Innovativer und ehrgeiziger ist man am Abend. „In den letzten fünf Jahren haben wir intensiv daran gearbeitet, uns breiter zu machen – und auch ein bisschen größer. Wir wollen die Relevanz eines eigenen, ganzheitlichen Entertainment-Senders“, sagte Geschäftsführer Bernd Reichart zum runden Geburtstag der Deutschen Presse-Agentur. Und er kann beachtliche Erfolge vorweisen. Ob „Sing meinen Song“, die Gründershow „Die Höhle der Löwen“ oder die ebenfalls sehr erfolgreiche und vielfach ausgezeichnete Serie „Club der roten Bänder“ – man traut sich was bei Vox. 2017 lag der Anteil der Eigenproduktionen zwischen 13 Uhr und 0 Uhr nach Vox-Angaben bei fast 80 Prozent.

Das Publikum honoriert das. Zwar kam man 2017 mit einem Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen von 7,2 Prozent (Gesamtpublikum 5,1 Prozent) nicht ganz an das bisher beste Jahr 2012 (7,7 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen) heran, doch der Trend ist eindeutig. Vox ragt aus dem Kreis der kleineren Sender heraus und macht immer häufiger auch den Großen Konkurrenz. Für „Die Höhle der Löwen“ reichte es in der letzten Staffel in der jungen Zielgruppe mehr als einmal zum Tagessieg. Das hat auch Auswirkungen auf die Finanzen. So steigt der Bruttowerbeumsatz des Senders stetig, 2016 lag er bei 1,3 Milliarden Euro.

Und auch bei den Kritikern läuft es wieder ganz gut. Nachdem 2016 „Club der roten Bänder“ mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, sind dieses Jahr „Kitchen Impossible“ sowie „The Story of my Life“ nominiert. Alles in allem gibt es für die 76 Mitarbeiter zum 25. Geburtstag also genug Gründe zu feiern. 

KStA abonnieren