Letzter VW-Käfer in Mexiko vom Band gelaufen

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Zum Schluss wurden nur noch 53 Käfer in Mexiko fertig gestellt.

Zum Schluss wurden nur noch 53 Käfer in Mexiko fertig gestellt.

Puebla - Der weltweit letzte VW-Käfer ist am Mittwoch beiVolkswagen de México vom Band gelaufen. Damit ging im Werk in derNähe der Stadt Puebla - 125 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt -ein fast 70-jähriges Kapitel Automobilgeschichte zu Ende. Der letzteKäfer ist Teil einer Nostalgie-Edition von insgesamt 3000 Stück, dieVolkswagen vor einigen Wochen aufgelegt hatte. Er soll in Wolfsburgim Museum ausgestellt werden.

Mariachi-Musiker mit breiten Sombreros spielten auf, als Arbeiterdas in der Farbe `Aquarius Blue" lackierte allerletzte Exemplar desAutos schmückten, von dem es einst hieß, dass `er läuft, und läuftund läuft". Auf der Kofferraumhaube prangte aus Blumen diemexikanische Nationalfarbe in den Fraben grün, weiß und rot. Dannschraubte eine Arbeiter ein Nummernschild mit der Zahl `21 529 464"an der Stoßstange fest. So viele Exemplare wurden vom dem Erfolgsautoin 68 Jahren gebaut. In einem abgewandelten Schlachtruf dermexikanischen Fußballfans riefen die Arbeiter `Volkswagen,Volkswagen, Ra Ra Ra". Der Chef des Puebla-Werkes, Reinhardt Jung,sagte, die Mitarbeiter hätten nicht nur an der Produktion einesAutos, `sondern auch an der Schaffung einer Legende mitgewirkt".

In Mexiko hatte der Käfer das Produktionsende in Europa um 25Jahre überdauert. Seit der Einstellung der Käferproduktion inBrasilien, wo der Wagen bis 1986 und dann noch einmal kurz von 1994bis 1996 vom Band lief, war Mexiko das einzige Land, in dem der vonFerdinand Porsche entwickelte Kleinwagen noch gebaut wurde. Er wardort auch technisch weiter entwickelt und mit einem Drei-Wege-Katalysator ausgestattet worden. Noch immer prägt er im Lande derAzteken das Straßenbild. Allein in Mexiko-Stadt verkehren noch rund80 000 Käfer-Taxis. Insgesamt wurden in Mexiko 1,7 Millionen Käferproduziert.

In den vergangenen Jahren war aber auch in Mexiko die Nachfragenach dem Käfer stark zurückgegangen. Wurden 1993 in Puebla noch fast100 000 `vochos" gebaut, waren es im vorigen Jahr nur noch insgesamt24 000 und in den ersten Monaten dieses Jahres nur noch 53 pro Tag.Die 300 Arbeiter, die zuletzt in der Käferproduktion tätig waren,sollen in anderen Bereichen des Werks unterkommen. In Puebla wirdseit 1998 der Käfer-Nachfolger New Beetle für den ganzen Weltmarktproduziert. In diesem Jahr kam das Beetle-Cabrio hinzu. Außerdemläuft dort der Jetta für den ganzen amerikanischen Kontinent vomBand. 2005 soll auch der dem Jetta baugleiche Bora in Puebla für denExport nach Europa gebaut werden.

Vielen mexikanischen VW-Arbeitern war am Mittwoch aber nichtrichtig zum Feiern zumute. Vom 1. August an soll wegen einesdrastischen Absatzeinbruchs auf dem nordamerikanischen Markt dieTagesproduktion um 23 Prozent verringert werden. Bis Mittwochmorgen(Ortszeit) gab es zwischen Unternehmensleitung und Belegschaft nochkeine Einigung über ein Arbeitszeitmodell, mit dem die drohendeEntlassung von 2000 Mitarbeitern verhindern werden sollte. Nachdiesem Modell würden die Beschäftigten nur noch an vier Tagen proWoche arbeiten und 22 Prozent weniger Lohn beziehen. (dpa)

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