Lichte Haare lieber kurz schneiden

Lesezeit 4 Minuten
Haarausfall ist meist erblich bedingt. Werden die restlichen Haare lang getragen, betont das die lichten Stellen zusätzlich.

Haarausfall ist meist erblich bedingt. Werden die restlichen Haare lang getragen, betont das die lichten Stellen zusätzlich.

Oft beginnt es schon in der Pubertätmit den Geheimratsecken. Später setzt sich der Haarausfall dann fortmit einer Tonsur am Hinterkopf - und was vom einst vollen Haupthaarübrig bleibt, ist meist nur ein Kranz: Viele Männer leiden untervererbtem Haarausfall. Wem Toupet oder Haarteil unangenehm sind,sollte kahle Stellen aber nicht mit dem verbleibenden Haar verdecken.Natürlicher und schöner sieht es nach Worten von Experten aus, dieHaare kurz zu schneiden.

"Mit 50 Jahren haben 50 Prozent der Männer anlagebedingtenHaarausfall - in unterschiedlicher Ausprägung", sagt Prof. UlrikeBlume-Peytavi, Leiterin des Kompetenzzentrums für Haare undHaarerkrankungen an der Charité in Berlin. Einen natürlichenHaarausfall habe zwar jeder. Von den etwa 100 000 Haupthaarenverliert der Mensch zwischen 60 und 70 pro Tag. "Wenn es bis 100Haare am Tag sind, sollte man sich aber schon Gedanken machen", sagtDermatologe Prof. Rolf Hoffmann aus Freiburg.

Zwar müsse auch dann nicht ein wirklicher Haarausfall vorliegen:Durch den Wechsel der Jahreszeiten oder durch veränderte Ernährungverliere der Mensch mal mehr und mal weniger Haare. Ein konstanthoher Verlust über einen längeren Zeitraum sei aber ein Warnzeichen,wenn die Haare nicht von allein nachwachsen.

Für zwei oder drei Tage Haarausfall zu haben, ist nicht schlimm,erklärt Ulrike Blume-Peytavi. "Aber wenn der Ausfall länger als achtWochen anhält, sollte man zum Arzt gehen - und nicht warten, bis dieHaare sichtbar dünner geworden sind."

In der Praxis ist der Befund in der Regel eindeutig: "Zu 95Prozent ist die Diagnose bei Männern der erbliche Haarverlust", sagtRolf Hoffmann. Weit weniger häufig ist der so genannte kreisrundeHaarausfall, der krankhaft bedingt ist. Ihr Risiko, einen erblichbedingten Haarausfall zu bekommen, können Männer mit einem Blick aufden Kopf ihrer Vorfahren erkennen: "Der Großvater mütterlicherseitsist die Marke", erläutert der Mediziner.

Auch wenn der erste Impuls von Männern mit anlagebedingtemHaarausfall oft das Verdecken der lichten Stellen mit dem restlichenHaar sein mag, rät Hoffmann davon ab. "Das sieht unnatürlich undlächerlich aus." Fachleute aus Friseursalons pflichten dem bei.

"Den Seitenscheitel ganz tief unten tragen und dann die übrigenHaare rüberlegen wie ein Brett: Das geht nicht", warnt TrendfriseurWinfried Löwel aus Nürnberg. Auch sein Kollege Klaus-Dieter Kaiseraus Lüneburg, ehemals Weltmeister seines Fachs, denkt mit Grausen andie Kunstgriffe früherer Männer-Generationen beim Kaschierenbeginnender Glatzen: "Die haben sich die Haare drei Mal um den Kopfgewickelt. Und wenn dann ein Windstoß kam oder die Haare nass wurden,hingen sie lang herunter", erinnert sich Kaiser, der beimZentralverband des deutschen Friseurhandwerks in Köln im TeamMännermode mitarbeitet.

Über solche Verrenkungen spottete auch der Satiriker EphraimKishon. Sein Protagonist in "Tagebuch eines Haarspalters" kämmt seinrestliches Haar "auf so raffinierte Weise von hinten nach vorn, dasses den zwingenden Anschein erweckt, als sei es von vorn nach hintengekämmt." Auf diese Weise sei nur selten der wahre Zustand des Haarszu erkennen: "Dieser kleine Trick wird höchstens im Schwimmbadsichtbar, wenn meine Haare nass sind und an den Schultern kleben",freut sich Kishons Haarspalter in dem Buch.

"Wenn die Haare lichter werden, macht man sie ringsherum kürzer",empfehlen dagegen die Experten. "Wenn Sie die Haare hinten und an denSeiten lang lassen, dann betonen Sie die lichte Stelle nurzusätzlich", sagt Klaus-Dieter Kaiser. "Lieber ganz kurz schneiden",rät auch Winfried Löwel.

Die wachsende Glatze nicht nur zeitweilig mit einer Kopfbedeckung,sondern dauerhaft mit einem Toupet oder Haarteil verdecken sollte nurderjenige, der großen Leidensdruck verspürt, sagt Blume-Peytavi. "Siemüssen sich aber unbedingt kompetent beraten lassen, um eine optischgute Lösung zu finden."

Internet: www.hairberlin.com

Medikamente können Haarausfall stoppen

Männer können den geerbten Haarausfall mit einer Tinktur oderTabletten stoppen. "Man kann die Gene aber nicht beeinflussen. WennSie die Mittel wieder absetzen, fallen die Haare wieder aus", stelltProf. Ulrike Blume-Peytavi, Leiterin des Kompetenzzentrums für Haareund Haarerkrankungen an der Charité in Berlin klar. "Doch die Jahre,über die Sie die Mittel angewendet haben, haben sie gewonnen."

Die Kosten für eine solche Behandlung belaufen sich proVierteljahr auf 176 Euro für die Tablettenkur und 55 Euro für dieTinkturanwendung, erläutert Dermatologe Prof. Rolf Hoffmann ausFreiburg. Diese Kosten würden nicht von den Krankenkassen übernommen.

KStA abonnieren