Live-Ticker: 2. HalbfinaleLena entdeckt die Langsamkeit

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Lena beim zweiten Halbfinale am Montagabend in Köln. (Bild: dpa)

Lena beim zweiten Halbfinale am Montagabend in Köln. (Bild: dpa)

20.11 Uhr Erinnert sich noch jemand an den Montag der vergangenen Woche? Richtig, da gab’s die erste Rutsche der Lena-Festspiele. Was es bei dem Wettbewerb, der mangels Konkurrenten kein richtiger Wettbewerb ist, nicht gab: Spannung, gute Unterhaltung und mehr als ein gutes Lied.

20.13 Uhr Hängengeblieben vom ersten Halbfinale ist nur „Taken By A Stranger“, die dezent-gespenstische und richtig tolle Elektropop-Nummer.

20.15 Uhr Moderatorin Sabine Heinrich verspricht „sechs zauberhafte Songs“, derweil Matthias Opdenhövel noch einmal die Internationalität der Veranstaltung betont. Potzblitz, Donner und Granaten: Auch Songschreiber aus Los Angeles sind dabei. Wie gut, dass ProSieben uns noch einmal erklärt, dass es sich bei Pop um eine globale Angelegenheit handelt.

20.19 Uhr Und noch eine Runde auf dem Banalitäten-Karussell: Herr Raab findet es ganz wichtig, dass „der Song auch zum Künstler passt und der Künstler Spaß hat“.

20.20 Uhr Da kann natürlich auch Lena herself nicht zurückstehen, sie erklärt, wie die Auswahl aus rund 600 Songs vonstatten ging: „Beim Hören muss es stimmen“.

20.22 Uhr An dieser Stelle könnte man auch abbrechen: Herr Opdenhövel hält das in der Hand, worum es eigentlich geht: Lenas neues Album. Morgen erscheint „Good News“, die drei noch fehlenden Titel fürs Finale kann Herr Raab getrost beim Schnick-Schnack-Schnuck ermitteln. Elton stellt sich sicher gerne als sogenannter Gegner zur Verfügung.

20.24 Uhr Hoffen wir, dass die Jury heute kompetenter besetzt ist als in der Vorwoche. Die Chancen dafür stehen mit Anke Engelke und Joy Denalane ganz gut. Rein optisch sind die beiden auf jeden Fall ein Fortschritt im Vergleich zu Stefanie Kloß und zu „Der Graf“ von Unheilig. Fernsehen funktioniert ja nicht zuletzt über Bilder, nicht wahr.

20.36 Uhr „Es wird Zeit, dass wir mit dem ersten Song anfangen“, sagt Frau Heinrich. Bisher die rasiermesserschärfste Analyse des Abends.

20.41 Uhr „A Million And One” heißt der erste Song des Abends. Einer der Songschreiber war an Tom Jones’ „Sexbomb“ beteiligt. Eine gediegene Pop-Nummer ist „A Million And One“, die auch durch die zum Orchester aufgeblasenen „Heavytones“ nicht voluminöser oder gar spannend wird. So aufregend wie ein Wochenend-Workshop in Sachen Gänseblümchenpflücken. Braver Applaus im Studio.

20.45 Uhr Frau Engelke äußert, eine Premiere in der „USFD“-Jury, zarte Kritik. Weil sie gut anderthalb Minuten gebraucht hat, um in den Song reinzufinden. Das allerdings wäre für den ESC in Düsseldorf dann eindeutig zu lange. Bisher war „Taken By A Stranger“ der einzige Song, der Lena herausgefordert hat.

20.51 Uhr Song Nummer zwei, „Teenage Girls“. Klingt beim ersten Hören noch gediegener als der erste Wettbewerbs-beitrag. Und wir dachten bisher immer, dass Mädchen in der Pubertät auch quietschig sind, knallbonbonbunt und zuweilen auch mal außer Rand und Band. Ein Lied wie ein Efasit-Fußbad, das eine Woche in der Sonne gestanden hat. Gääähn.

20.53 Uhr „Noch nicht anrufen für Teenage Girls, Lothar Matthäus“, ermahnt Herr Opdenhövel.

20.54 Uhr “Ich find den Text so blöd“, bekennt Frau Engelke, und da sollte man was drauf geben: Die Frau kann perfekt Englisch. Frau Denalane reagiert auch eindeutig ablehnend. Zu langsam, zu langweilig. Recht hat sie, „Teenage Girls“ ist bisher der Tiefpunkt in zwei Shows. Erfreulich, dass die Jury in Gestalt der Damen Engelke und Denalane endlich mal meinungsfreudig ist.

21.10 Uhr So langsam ist man ein wenig ratlos. Worum geht’s hier heute Abend, um die Vertonung von „Die Entdeckung der Langsamkeit“? „Push Forward“, geschrieben von dem Autorenduo Schaub/Lammers, das mit „Maybe“ bereits einen Song im Finale hat, schippert ebenfalls müde auf dem Balladenmeer. Lena trägt dazu ein langes schwarzes Abendkleid.

21.12 Uhr Gäbe es die „Schwarzwaldklinik“ noch, wäre „Push Forward“ die ideale Klangtapete für den Bastelraum.

21.14 Uhr Frau Engelke weiß nicht, ob der langsame Song auf der großen Bühne in Düsseldorf funktioniert. Songschreiberisch ist „Push Forward“, bei aller Gediegenheit, indes um Längen besser als „Teenage Girls“.

21.20 Uhr Song Nummer vier stammt aus der Feder von Aloe Blacc, dem Mann, der mit „I Need A Dollar“ zu den erfreulichsten Hitparaden-Erscheinungen des vergangenen Jahres gehört.

21.23 Uhr „At All“ hat bisher den schönsten Groove des Abends. Luftig-leichte Soulpop-Nummer, die man jetzt gerne mal von einer anderen Raab-Entdeckung, Stefanie Heinzmann, hören würde. Die kann einfach besser singen als Lena, sieht aber nicht so gut aus. Womit wir wieder bei der Bedeutung von Bildern fürs Medium Fernsehen sind.

21.26 Uhr Die Jury mag den Song, findet die Zwischenteile aber stärker als den Refrain. Mangels Alternativen trotzdem der beste Beitrag bisher, finden wir.

21.38 Uhr Gott sei Dank, da ist sie wieder: Audra Mae, die Großnichte von Judy Garland. Im ersten Halbfinale schon mit einem Song gescheitert, hat sie einen weiteren für Lena geschrieben. „A Good Day“ heißt der zweite Versuch von Audra Mae, die bekanntlich die Großnichte von Judy Garland ist. Gute Güte, die Großnichte von Judy Garland schreibt einen Song für unsere Lena.

21.42 Uhr Eine Nummer, mit der man bedenkenlos jedes Formatradio füttern kann. Macht nicht satt, vermittelt aber kurzzeitig das Gefühl, was gegessen zu haben. Was Judy Garland wohl zu den Songschreiber-Qualitäten ihrer Großnichte sagen würde, wenn sie noch etwas sagen könnte?

21.45 Uhr Frau Denalane findet, dass Lena beim Singen des Songs sehr schön aussah. Immerhin. Frau Engelke sortiert das Lied derweil als „zu seicht ein“. Das ist was dran. Auch dann, wenn Audra Mae die Großnichte von Judy Garland ist.

21.50 Uhr Der letzte Song des Abends, „Mama Told Me“. Geschrieben, quel surprise, von Lena Meyer-Landrut und Stefan Raab. Frische, schmissige Soulpop-Nummer mit gut eingecremten Trompeten und 70er-Jahre-Schlaghosen-Appeal.

21.52 Uhr Aber wo um Himmels Willen sind die Hupfdohlen im Hintergrund her? Hat man die im Fundus von „Schmidteinander“ gefunden? Sind es gar Reste vom MDR-Fernsehballett?

21.59 Uhr Schnelldurchlauf aller sechs Titel. Geht es nach den Reaktionen im Studio, ist „Mama Told Me“ auf jeden Fall im Finale.

22.01 Uhr Schön, dass der Hauptpreis für die Zuschauer ein „Opel Corsa Satellite“ ist. Opel ist ja bekanntlich ein Werbepartner von Lena, da schließt sich die Vermarktungskette. Zur Sonderausstattung des Opels gehört übrigens ein „Leder-Lenkrad“. Beinahe hätten wir „Lena-Lenkrad“ verstanden. Ist aber noch mal gut gegangen.

22.05 Uhr Ob im Handschuhfach des „Opel Corsa Satellite“ Lenas neue CD „Good News“ liegt? Das wäre doch nachgerade genial, oder?

22.18 Uhr Schön zu sehen, wie zuverlässig sich die Musikchefs der ARD-Radiowellen darüber freuen, dass Lena ihnen neues Formatradiofutter liefert. Und toll auch, dass die Tourdaten von Lena eingeblendet werden. So und nicht anders geht perfektes Rundum-Marketing. Und in der ARD regen sie sich darüber auf, wenn ein paar Frucht-Lutsch-Bonbons zu lange im Bild platziert sind. Pillepalle, das.

22.23 Uhr Im Finale von “Unser Song für Deutschland“: „Push Forward“, „Mama Told Me“ und “A Million And One”. Plus die drei Songs aus dem ersten Halbfinale, „Maybe“, What Happened To Me“ und „Taken By A Stranger“. Audra Mae, die Großnichte von Judy Garland, hat es wieder nicht geschafft. Das geht in Ordnung; eher schade ist, dass der Song von Aloe Blacc durchgefallen ist.

22.27 Uhr Das neue Songwriter-Duo Meyer-Landrut/Raab ist mit zwei Songs im Finale vertreten. Keine allzu schlechten Chancen also, dass Herr Raab die Co-Moderation beim Finale des ESC in Düsseldorf wieder abgeben muss, bevor’s überhaupt losgegangen ist. Weil am Wettbewerb beteiligte Komponisten nicht moderieren dürfen.

22.29 Uhr Gleich morgen kaufen wir uns „Good News“, und spätestens um zwölf Uhr mittags unterzeichnen wir die Leasing-Verträge für bis zu 25 „Opel Corsa Satellite“.

Na dann: bis dann.

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