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Lofthaus in MülheimIHK muss Millionen-Schadenersatz für Rücktritt vom Kauf zahlen

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Lofthaus_IHK

Der Bau des Lofthauses in Mülheim im Komplex I/D Cologne ist bereits sehr weit fortgeschritten.

Köln – Die Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) wird wohl mehr als zwei Millionen Euro Schadenersatz zahlen müssen, um aus dem Kaufvertrag für das Lofthaus in Mülheim aussteigen zu können. Das geht aus internen Unterlagen hervor, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegen.

Am 25. Oktober muss die Vollversammlung der Kammer zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen, um über die Rückabwicklung des Kaufvertrages mit dem Immobilienentwickler Art Invest zu entscheiden.

Altes Gebäude der IHK Köln ist sanierungsbedürftig

Rückblick: Seit rund zehn Jahren wird über den Sitz der Kammer heftig gestritten. Das derzeitige Gebäude der Kammer in der Innenstadt ist schwer sanierungsbedürftig. Die veranschlagten Kosten einer Sanierung beliefen sich bereits vor mehr als drei Jahren auf 57 Millionen Euro. Die Vollversammlung hatte sich zuvor allerdings auf einen Kostendeckel von 40 Millionen festgelegt.

Nach der Suche eines Neubaus entschieden sich die damaligen Vollversammlungsmitglieder unter Präsident Werner Görg und Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt für das Lofthaus in Mülheim, das die Kammer Ende 2019 für 39,9 Millionen Euro inklusive Nebenkosten etc. kaufte. Im Gegenzug sollte das alte Gebäude verkauft werden. 

Unter der neuen Präsidentin Nicole Grünewald wurde der Prozess komplett neu aufgerollt. In den vergangenen Monaten wurden durch die Unternehmensberatung Drees & Sommer die Ansprüche von Kammermitgliedern, ehrenamtlichen Mitarbeitenden sowie von Vertretern aus Politik und Gesellschaft erfragt, was für sie eine IHK im Kern ausmacht. Daraus ergab sich ein Anforderungsprofil. 

IHK-Vollversammlung lehnt Lofthaus ab – Domizil in der Innenstadt gewünscht

Am 20. September dieses Jahres entschied die Vollversammlung, dass das Lofthaus diesen Anforderungen nicht genüge und damit aus dem Rennen sei. Die Kammer solle in der Innenstadt bleiben, um ein „Ort für Netzwerken und Veranstaltungen in zentraler Lage und einem (angemessenen) repräsentativen Gebäude“ zu sein. So steht es in den Unterlagen für die geplante Sondersitzung Ende Oktober.

Des Weiteren soll „Besuchern in Aufenthalts- und Arbeitsbereichen ein angenehmes Ambiente mit hoher Aufenthaltsqualität“ geboten werden. Auch ein „attraktives gastronomisches Angebot“ gehört offenbar zu den Anforderungen. Das alles soll in bester Innenstadtlage verwirklicht werden.

Was nun tun mit dem Lofthaus? Die Kammerführung unter Nicole Grünewald und dem neuen Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein wurde beauftragt, Verkauf, Vermietung und Rückabwicklung des Neubaus, in den die Kammer-Mitarbeiter  schon 2022 einziehen sollten, zu prüfen. 

Erstaunen über stark gesunken Kaufpreis für Mühlheimer Lofthaus

Dafür seien mehrere Maklerbüros um Einschätzung gebeten worden,  heißt es in der Vollversammlungsvorlage. Zudem  habe es Interesse von Mietinteressenten und Investoren gegeben. 

Erstaunlich: Für den Verkauf des Lofthauses wird lediglich eine Spanne von 27 bis 29 Millionen Euro angegeben. Dabei betrug der reine Kaufpreis bereits im Jahr 2019 schon 33 Millionen Euro ohne zusätzliche Kosten. Und der Markt für Gewerbeimmobilien gilt schon seit Jahren auch trotz Corona und dem Trend zu Homeoffice als überhitzt. Dass das Lofthaus weniger wert sein soll, als vor drei Jahren, wirft bei  Mitgliedern der Vollversammlung Fragen auf.

Für die zweite Variante Vermietung und dann Verkauf mit festem Mieter setzt die Kammerführung lediglich eine Spanne von 33,7 bis 40,5 Millionen Euro an. Mit Blick auf die einstige Gesamtkaufsumme von 39,9 Millionen Euro, könnte sich mit  dieser Variante entweder ein Minus von 6,2 Millionen Euro bis zu einem Plus von 0,6 Millionen Euro erzielen lassen, heißt es in der Vorlage.  Mitglieder der Vollversammlung haben den Eindruck, dass das Lofthaus  „kleingerechnet“ wird, um eine Rückabwicklung zu forcieren. 

Kammerführung schlägt Rücktritt vom Kaufvertrag vor

Diese Variante schlägt die Kammerführung dem Parlament der Wirtschaft dann bei der Sondersitzung auch vor. Insgesamt 2,145 Millionen Euro aus Pflichtmitgliedsbeiträgen will die Kammerführung Art Invest zahlen, um aus dem Vertrag aussteigen zu können. Das entspricht exakt der Summe, die die IHK bereits als Grunderwerbsteuer beim Kauf gezahlt hat und nun beim Rücktritt erstattet bekommt. 

„Viel Geld“, finden einige Unternehmer – vor allem wenn man noch die Kosten für die Beratung von Drees & Sommer hinzurechnet, die dem Vernehmen nach im niedrigen sechsstelligen Bereich liegen. 

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Die Kammer wollte sich auch auf schriftliche Anfrage nicht zu den Vorgängen äußern und verweist auf die Vertraulichkeit der Unterlagen und die ja noch ausstehenden Vollversammlungssitzung Ende Oktober. 

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