Mäuseroulette und Minnesang

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Die Gaukler-Truppe hatte ein breites Repertoire.

Die Gaukler-Truppe hatte ein breites Repertoire.

Altes Handwerk wurde allerorten angeboten: zum Beispiel Spinnen, Weben, Körbe flechten und Filzen.

Reifferscheid - Petrus meinte es gestern ausgesprochen gut mit den Veranstaltern des Burgfestes. Vom frühen Morgen an strahlte die frühherbstliche Sonne über der Eifel und lockte - trotz mehrerer konkurrierender Großveranstaltungen - viele Tausend Besucher in das mittelalterliche Ambiente auf dem Reifferscheider Burgberg.

Die Feuerwehr hatte den Burgbereich wieder weiträumig abgesperrt. Der Autoverkehr wurde über Hönningen zu großen Wiesen umgeleitet, die als Parkplätze hergerichtet waren. Trotz des doch recht weiten Fußwegs zum Burgfest strömten die Besucher in Scharen herbei.

Was sich zweifellos auch lohnte, denn die Veranstalter - Gemeinde Hellenthal und Verkehrs- und Gewerbeverein - hatten darauf geachtet, dass die zugelassenen Stände und Attraktionen auch wirklich zum Thema passten. Ramschiger Modeschmuck oder Billigtextilien waren selbstverständlich tabu beim Burgfest.

Statt Eintrittsgeld war am Burgtor ein „Wegezoll“ von 1,50 Euro zu entrichten, was wahrlich nicht zu viel war angesichts der Fülle der im Burgbering gebotenen Attraktionen. Mittelalterlich ging es gleich hinter dem Tor zu, wo eine Gauklertruppe ihre Späße trieb. Deren Palette reichte vom Bänkellied über Messer-Jonglage bis hin zum Schwertschlucken.

Die Gassen im Umfeld der Burg mit ihren malerischen Bruchstein- und Fachwerk-Fassaden waren gefüllt mit Verkaufsständen, an denen vom herbstlichen Zierkürbis bis zu edlen Tüchern und lecker eingelegtem Käse alles Mögliche dargeboten wurde. An vielen Stellen wurde altes Handwerk vorgeführt: Spinnen und Weben, Besen binden, Körbe flechten und Filzen waren beispielsweise im Angebot.

Vertreten waren weiter Imker, Lederer, Drehorgelspieler, Märchenerzähler, Minnesänger und viele Kunsthandwerker. Hinzu kamen Anbieter von typischen Eifeler Gerichten, hausgemachten Gelees, Likören und weiteren Leckereien. Die Feuerwehr bot an einem eigenen Stand Essen und Trinken an, und schon um 11 Uhr ließen sich dort die ersten Besucher die Mahlzeit munden.

Wie seit vielen Jahren so bildeten auch diesmal die großen Greifvögel vom Hellenthaler Wildfreigehege vor dem inneren Burgtor eine Attraktion, die sich wohl kein Besucher entgehen ließ. Weißkopfseeadler, Bussarde und Falken drehten ihre Runden rund um den Burgturm und kehrten folgsam nach dem Lockruf des Falkners zurück auf dessen Arm.

Zu einem richtigen Burgfest gehören natürlich mittelalterliche Gaukler- und Spielmannsgruppen sowie Zauberer, die in farbenfrohen Gewändern ihre Schau darboten. Im Burghof hatten Ritter ihr Lager aufgeschlagen und unterhielten die Besucher mit Schwertkämpfen, Kraftakrobatik und einer Fakirschau. Spaß machte auch das Bogenschießen mit der Gruppe „Bogenlust“ unterhalb des Burgturms. „Odwin, der Gaukler“ kam mit seinem „Mäuseroulette“ daher. Das war ein mittelalterliches Glücksspiel mit einer lebenden Maus.

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