Mehr Netto mit Plus

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Übernahmekandidat: Plus-Filiale im oberpfälzischen Tegernheim (Archivfoto).

Übernahmekandidat: Plus-Filiale im oberpfälzischen Tegernheim (Archivfoto).

Köln - Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka und die Tengelmann-Gruppe legen ihre Discountsparten zusammen und machen damit buchstäblich mehr Netto: Spätestens im Sommer kommenden Jahres sollen die rund 2900 deutschen Plus-Filialen sowie die 1300 Netto-Märkte der Edeka in eine gemeinsame Gesellschaft ausgegliedert werden. Eine entsprechende Grundsatzvereinbarung unterzeichneten am Freitag Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub und Alfons Frenk, Vorstandsvorsitzender der Edeka. Plus ist im deutschen Discountgeschäft die Nummer drei hinter Aldi und Lidl, Netto rangiert auf Platz fünf. Das Kartellamt muss noch zustimmen. Der Kölner Handelskonzern Rewe, der Plus ebenfalls gerne übernommen hätte, geht leer aus.

Obwohl Plus eine deutlich höhere Zahl an Filialen und erheblich mehr Umsatz in die Partnerschaft einbringt, wird Tengelmann nur mit 30 Prozent an dem neuen Unternehmen beteiligt. Edeka wird 70 Prozent halten. Plus hatte zuletzt vor allem im Nonfood-Geschäft zu kämpfen, zudem besteht in einigen Filialen Sanierungsbedarf. Der Name Plus wird in den meisten Märkten spätestens im Sommer verschwinden: Der Großteil der Filialen werde den Namen Netto tragen, teilten die beiden Partner mit. 800 kleinere innerstädtische Filialen sollen allerdings weiterhin unter Plus firmieren. In die Umstellung wollen beide Partner 300 Millionen Euro investieren. Der Umbau werde bis zu zweieinhalb Jahre dauern, sagte Frenk. Rund 300 neue Märkte wollen die beiden Partner jedes Jahr eröffnen. In den Filialen soll kein Personal abgebaut werden. Welche Auswirkungen der Deal auf Stellen in der Verwaltung haben werde, sei jedoch noch unklar, hieß es.

An Aldi, die Nummer eins mit rund 27 Milliarden Euro Umsatz, kommt das neue Unternehmen mit zusammen rund elf Milliarden Umsatz nicht heran. Allerdings verringert sich der Abstand zur Nummer zwei Lidl (13 Milliarden Umsatz) deutlich.

Die Partnerschaft mit Edeka sei sinnvoll, weil sich die Konzepte und die Filialnetze von Plus und Netto ideal ergänzten, sagt Haub. Es gebe nur wenige Überschneidungen. Netto ist bislang in elf Bundesländern vertreten, insbesondere im Süden und Osten der Republik. In Nordrhein-Westfalen betreibt Edeka noch keinen Netto-Markt. Gemeinsam mit Tengelmann werde das Unternehmen sein Discount-Engagement „nachhaltig auf dem deutschen Markt ausbauen“, betont Edeka-Chef Frenk. Vereinbart wurde zudem eine Zusammenarbeit im Einkauf zwischen Kaiser s Tengelmann und Edeka. Ob und in welcher Höhe Geld geflossen ist, wollten die Partner nicht sagen.

Der Kölner Handelskonzern Rewe, der bei Plus ebenfalls gerne zum Zuge gekommen wäre, zeigte sich am Freitag etwas enttäuscht. Sicher habe man Interesse an Plus gehabt. „Wir sind aber nicht in der Situation, dafür jeden Preis zahlen zu wollen oder zu müssen“, sagte Rewe-Chef Alain Caparros. Eine Übernahme von Plus wäre für die Rewe ein „riesiger Kraftakt“ gewesen. Die Integration, Sanierung und die mögliche Schließung hunderter Standorte verursache immense Kosten. „Abgerechnet wird erst nach Ladenschluss“, sagt Caparros.

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