MichelinSieben Sterne neu verteilt

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Nils Henkel, der im Schloss Lerbach kocht, hat nur noch zwei Michelin-Sterne. (Bild: Arlinghaus)

Nils Henkel, der im Schloss Lerbach kocht, hat nur noch zwei Michelin-Sterne. (Bild: Arlinghaus)

Bergisch Gladbach – „Wir sind alle etwas fassungslos.“ Starkoch Nils Henkel steht auch am Tag nach der Bekanntgabe der Michelin-Sterne 2012 mit seinem Team in der Küche des Gourmetrestaurants Lerbach im Schlosshotel Lerbach. Das Geschäft muss weitergehen, für den Abend haben viele Feinschmecker reserviert.

Dennoch: Die Nachricht, dass ihm die Tester des „Guide Michelin“ einen der bisher drei Sterne aberkannt haben, hat den 42-Jährigen tief getroffen. „Nicht so gut“, antwortet er lapidar auf die Frage, wie es ihm gehe. Er wolle, so der ambitionierte Spitzenkoch, gar nicht viel zu der Herabstufung im Gourmet-Reiseführer sagen, zumal er noch keine Erkenntnisse über die Gründe für den Stern-Verlust habe. Doch dann bricht es doch aus dem sympathischen Norddeutschen heraus: „Das ist eine bittere Niederlage, aber wir müssen nun aufstehen und gucken, dass wir den Stern zurückerobern.“ Henkel weiß sein Team und den Inhaber der beiden Goumet-Tempel in Bergisch Gladbach, Thomas Althoff, hinter sich. Auch die Gäste, so der Spitzenkoch, seien mehr als zufrieden mit seiner puristischen, modernen Küche. „Ganz ehrlich – das ist die Küche, hinter der ich stehe, und wir werden so weitermachen und mit viel Elan darangehen, den dritten Stern nach Lerbach zurückzuholen.“

Dieter Müller, der sein Restaurant vor gut einem Jahr an Henkel weitergegeben hatte, fühlt mir seinem „Ziehsohn“, mit dem er 13 Jahre zusammengearbeitet hat: „Das trifft mich schon, ich habe es heute morgen in der Zeitung gelesen. Ich weiß, wie sich Nils Henkel gerade fühlt; man macht sich tausend Gedanken und ist sehr aufgebracht.“ Warum die Michelin-Tester Henkel auf zwei Sterne zurückstuften, darüber mag auch Müller nicht spekulieren: „Das kann manchmal einfach Pech sein, da kommt ein Tester ein- oder zweimal, und wenn es dann nicht hundertprozentig passt, wird es schwierig.“ Möglicherweise, so Müller, habe Henkel zu schnell seinen ganz eigenen Stil gekocht – andererseits sei der dritte Stern noch im vergangenen Jahr bestätigt worden. Müller: „Nils Henkel ist auf jeden Fall ein großer Koch, sehr konsequent und handwerklich toll.“ Er selbst, so Müller, sei froh, dass er aus dem Bewertungsstress heraus sei, Henkel solle sich sagen „jetzt erst recht“ und sich das eigene Können von glücklichen Gästen bestätigen lassen.

Hotelier Thomas Althoff sieht das Sterne-Ranking des Guide Michelin mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Zwar büßte Schloss Lerbach einen Stern ein, doch Joachim Wissler im Restaurant Vendome in Schloss Bensberg hat seine Spitzenposition gehalten, auch im Restaurantführer für 2012 funkeln drei Sterne über seiner Kochkunst. Althoff: „Natürlich ist es sehr bedauerlich, einen Stern weniger zu haben. Wir nehmen die Kritik natürlich ernst und setzen uns damit auseinander – aber wir werden unser Konzept nicht ändern. Auch zwei Sterne sind Weltklasseniveau.“

Der Rheinisch-Bergische Kreis insgesamt hat keinen Stern verloren, denn das Hotel „Zur Post“ in Odenthal wurde erneut mit einem Stern ausgezeichnet und es strahlt ein neuer Anlaufpunkt für Feinschmecker am Gourmethimmel: Philipp Wolter, der im Restaurant „Clara von Krüger“ im Landhaus Spatzenhof in Wermelskirchen kocht, bekam seinen ersten Stern – Rhein-Berg bleibt eine erste Adresse für feine Zungen.

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