Mitarbeiter von Havaria entlassen

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Die Firmenzentrale von Havaria ist geschlossen, auch der Verkauf von Böllern findet in diesem Jahr nicht mehr statt.

Die Firmenzentrale von Havaria ist geschlossen, auch der Verkauf von Böllern findet in diesem Jahr nicht mehr statt.

Die Belegschaft in den 19 Filialen hatte sogar auf Lohn verzichtet, um den Betrieb zu retten.

Bergheim-Quadrath-Ichendorf - Für die insgesamt 230 Mitarbeiter von Havaria gibt es immer weniger Hoffnung. Das Unternehmen für Rest- und Sonderposten mit Sitz in Quadrath-Ichendorf, das bis vor einigen Wochen im Kölner Umland 19 Filialen betrieben hat, ist mit zehn Millionen Euro verschuldet. Geschäftsführer und Alleingesellschafter von Havaria ist der Kölner Gastronom Metin Ilica, Betreiber des Kölner Prominenten-Restaurants „maca-ronni“. Im Herbst wurde das Insolvenzverfahren beantragt. Zum 1. Dezember haben die Mitarbeiter ihre Kündigung erhalten, nachdem in letzter Minute noch zwei Übernahme-Interessenten abgesprungen waren. Die Filialen sind geschlossen. Die Mietverträge für einige Havaria-Verkaufsstellen seien bereits von den Vermietern gekündigt worden, teilte der Kölner Insolvenzverwalter Dr. Jörg Nerlich auf Anfrage mit.

Doch auch nach den Kündigungen versuche er weiterhin, Interessenten zu finden, berichtete Nerlich. Mit zwei Firmen sei er derzeit noch im Gespräch: „Vielleicht gelingt es, Mitarbeiter zu übernehmen. Doch wenn das nicht funktioniert, dann müssen wir einen Ausverkauf machen.“

Für eine ältere Mitarbeiterin aus dem Rhein-Erft-Kreis, die nicht genannt werden möchte, war es ein trauriges Weihnachtsfest. In ihr mischen sich Enttäuschung und Wut. Hoffnung hat sie nur noch wenig. Freiwillig hätten die Mitarbeiter in diesem Jahr auf zehn Prozent ihres Einkommens verzichtet, um das Unternehmen zu retten, berichtet die Frau: „Es ist eine Katastrophe. Wir hatten Angst, dass wir unsere Jobs verlieren. Deshalb haben wir auf das Geld verzichtet. Und dann hat es trotzdem alles nichts gebracht.“ In diesem Jahr seien die Löhne meist unpünktlich ausgezahlt worden, aber auch frische Ware habe es kaum gegeben: „So kann man doch ein Unternehmen nicht retten“, kritisiert die Mitarbeiterin. Der Lohn, auf den die Mitarbeiter verzichtet haben, wurde jetzt bei der Insolvenz mitangemeldet.

Die Frau kritisiert auch, dass in diesem Jahr nicht der ansonsten lukrative Verkauf von Silvester-Raketen und Böllern stattfinde: „Da haben die Kunden doch sonst Schlange gestanden.“ Nerlich erläuterte, es habe schlicht an Geld gefehlt, um die Knaller anzukaufen.

Die Kündigung auf der Betriebsversammlung Anfang Dezember habe sie getroffen wie ein Schlag, berichtet die Mitarbeiterin: „Wir haben den ganzen Tag gearbeitet und spätabends dann die Kündigung bekommen. Bis zuletzt hatte es geheißen, wir sollten weitermachen wie bisher, damit eine Übernahme gelingt.“ Nerlich bestätigt das: „Wir haben bis zum letzten Moment verhandelt, hatten uns auch der Unterstützung des Landes versichert. Doch es hat nicht geklappt. Dann blieben leider nur noch die Kündigungen.“

Die Mitarbeiterin blickt mit großer Sorge ins neue Jahr. Ihre Familie sei auf ihr Gehalt angewiesen, sagt sie: „Es ist eine Katastrophe.“

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