ModefotografieEs war einmal in Amerika ...

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Peter H. Fürst zeigt frühe Amerika-Fotos aus den sechziger Jahren in der Rotonda. (Bild: Worring)

Peter H. Fürst zeigt frühe Amerika-Fotos aus den sechziger Jahren in der Rotonda. (Bild: Worring)

Peter H. Fürst ist ein freundlicher Mann. Und stets modebewusst gekleidet. Braun gebrannt vom just beendeten Urlaub auf Ibiza, trägt er modische Jeans mit sportlichen Sneakers, ein klassisch blau-weiß-gestreiftes Oberhemd unter einer jankerähnlichen Jacke aus rotem Filz, die sicher keine Stangenware ist. Wer in Köln mit Fotografie zu tun hat, der kennt auch den Fotografen Peter H. Fürst, der sich besonders im Modebereich seit den frühen sechziger Jahren einen Namen gemacht hat. Der „Wäsche-Fürst“, wie er ob seiner Spezialisierung auf Dessous-Fotos in Fachkreisen genannt wurde, hat mit seinem inzwischen verstorbenen Partner Ralf Baumgarten über vier Jahrzehnte das Gesicht der deutschen Modefotografie mitbestimmt. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Museen, Galerien und privaten Sammlungen vertreten. Fürst war und ist jenseits des Kommerziellen auch immer kulturell unterwegs, ob in der Oper oder bei Ausstellungseröffnungen, bei denen sein Augenmerk auch stets dem Nachwuchs gilt. Er ist einer dieser nimmermüden Kölner Bürger, denen die Kultur ihrer Stadt noch am Herzen liegt. Fürst, der mittlerweile nicht mehr aktiv fotografiert und sich um sein umfangreiches Archiv kümmert, zeigt zurzeit frühe Amerika-Fotos aus den sechziger Jahren in der Rotonda.

Interessant, weil historisch?

Beim Betrachten historischer Fotos stellt sich immer wieder die selbe Frage: Sind die Bilder interessant, weil sie historisch sind? Und damit durch die Kraft der Erinnerung beim Betrachter neue, alte, vielleicht sogar sentimentale Bilder auslösen, die wir wieder erkennen. Oder sind sie interessant, weil sie einfach gute Fotos sind? Eine Frage, die sich oft nicht beantworten lässt. Bei den Amerika-Bildern von Peter H. Fürst ist das nicht anders. Ganz zu Beginn seiner Karriere entstand am Rande einer Auftragsreise für Bayer und Agfa nach Kanada und in die USA eine Serie, die „Amerika als Fluchtpunkt europäischer Wünsche in den 60er Jahren, aber auch als Ort eines anderen, farbigen Lebens“ zeigt, wie Rolf Sachsse, selbst gelernter Fotograf und Professor für Designgeschichte in Saarbrücken, feststellt, „hier festgehalten in einem perfekt durchkomponierten Bildessay, der zeitgleichen Arbeiten anderer, berühmter Fotografen in nichts nachsteht“.

Aber ist das Bild aus dem Hafen von Brooklyn nicht zuletzt deshalb so spannend, weil die Container vor den Frachtern aus Holz sind? Und das vom PanAm-Gebäude, weil ein Hubschrauber darauf landet? Zweifellos sind sie schön anzusehen, die Wolkenkratzer in New York auf den großformatigen, quadratischen Abzügen, die Straßenszenen aus einer damals fernen, großen Welt: ein junger Mann in einer Telefonzelle, schwarze Damen mit Kopftüchern und Lockenwicklern beim Tratschen oder Anti-Vietnam-Demonstranten. Fürst testete einen gerade neu entwickelten Farbnegativfilm von Agfa, der den Bildern eine ganz eigene Farbigkeit gibt. Grobkörnig zeigen sie saubere Momente einer vergangenen Zeit. Sie sind wie gemacht für den Ausstellungsraum: New York bei Nacht sorgt für Weltstadt-Flair in der Bar des Business-Clubs, die Freiheitsstatue und die Vietnam-Demonstranten über dem Counter der netten Empfangsdame stehen auf einmal für Offenheit und Laissez-faire. Und sie lassen erahnen, dass ihr Autor ein bekannter Modefotograf werden würde. Denn ganz so makellos war die Neue Welt auch vor vierzig Jahren nicht - es lebe die Kunst der Illusion.

Amerika - Fotos von Peter H. Fürst

Rotonda Galerie, Salierring 32

Telefon: 0221 / 997 73 50

Öffnungszeiten: Mon-Do 10-18 Uhr, Fr 10-16 Uhr

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