MS Stadt KölnRats-Schiff muss saniert werden

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15 Jahre unfallfrei: Kapitän Martin Henning (40) im Maschinenraum der MS Stadt Köln. (Bild: Hennes)

15 Jahre unfallfrei: Kapitän Martin Henning (40) im Maschinenraum der MS Stadt Köln. (Bild: Hennes)

Köln – Das 1938 gebaute Schiff muss für viel Geld saniert werden. Stadt und HGK wollen ein Finanzierungskonzept erarbeiten.

Die Reise in die Vergangenheit beginnt im Steuerhaus. Martin Henning legt die Hand aufs Haspelrad, mit dem er das Schiff über den Rhein manövriert. 1,20 Meter Durchmesser, das lenkt sich nicht mit links. „Wenn ich bis Königswinter gefahren bin und vier, fünf Manöver gemacht habe, dann ist der Tag gelaufen“, sagt der 40-Jährige. „Dann kriege ich die Arme kaum noch hoch.“ Mit der elektronischen Ruderhilfe, die ihm das Leben erleichtern würde, konnte er sich nicht anfreunden. „Das ist Hexenwerkzeug“, sagt er lachend. „Da verlierst du das Gefühl für das Schiff.“ Anders als seine Kollegen, die größere, modernere Schiffe per Joystick steuern, muss Henning „echte Handarbeit“ verrichten. Aber die will er nicht missen. Seit 15 Jahren lenkt er die „MS Stadt Köln“ über den Rhein, und das „ohne irgendeine Beule“.

Eine makellose Bilanz. Das denkmalgeschützte Gefährt ist ein Juwel, da sind sich alle einig, die mal an Bord gewesen sind. 1938 gebaut, hat es durch die weitgehend originale Ausstattung viel vom Charme vergangener Jahrzehnte bewahrt. Aber 70 Jahre und 120 000 gefahrene Kilometer haben auch ihre Spuren hinterlassen. Die MS Stadt Köln muss dringend saniert werden, für grob geschätzte 500 000 bis 600 000 Euro. Ob das Geld investiert wird und wer es bezahlt, ist derzeit offen. Oberbürgermeister Fritz Schramma will das Schiff auf jeden Fall halten und hat Stadtkämmerer Peter Michael Soénius beauftragt, gemeinsam mit der Eigentümerin, der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK), ein Konzept zu entwickeln. „Wir gehen davon aus, dass eine Einigung erzielt wird, wie es weitergeht“, sagt Detlef Többen von der HGK.

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Aber zurück ins Steuerhaus. Auch der Maschinentelegraf ist so ein Relikt vergangener Zeiten. Acht Geschwindigkeiten kann Henning da mit einem Hebel einstellen, vier für vorwärts, vier für rückwärts. „Ich habe gar keinen direkten Zugriff auf die Maschinen“, erläutert der Kapitän. Er sendet sein Signal per Telegraf an den Maschinisten, der führt die Anweisungen seines Kapitäns an den beiden Maschinen (KHD 536er) aus, die ebenfalls noch original sind und jeweils fast 390 PS Leistung bringen. Je nach Wetter und Wasser schafft das Repräsentationsschiff der Kölner Oberbürgermeisters an die 18 Stundenkilometer gegen die Strömung, „mit der Strömung sind fast 30 Stundenkilometer drin“. Aber Henning hält sich in Sachen Tempo zurück: „Eine alte Dame tritt man nicht so.“

Arbeit gibt es reichlich

Wenn er nicht unterwegs ist, sorgt sich der Kapitän um den Zustand des Schiffs. Putzen, Polieren, Reparieren, Technik warten, Holz aufarbeiten. Arbeit gibt es reichlich: Im oberen Salon etwa mit seinem roten Teppich und den hochwertigen Chippendale-Möbeln, im Oberbürgermeister-Salon, in der - modern ausgestatteten - Küche, im unteren Salon und natürlich im Maschinenraum. Es ist ein Ambiente, das schon diverse Staatsgäste genossen haben. Die britische Königin Elizabeth II. hat von Bord ebenso das Rheinpanorama bestaunt wie Konrad Adenauer, Prinz Charles und Lady Diana, Charles de Gaulle und Popstar Michael Jackson. Bis zu 15-mal im Jahr legt die MS Köln mit ihren 120 Plätzen noch ab für Repräsentationsfahrten etwa, aber sie kann auch für private Feiern oder Firmenveranstaltungen gemietet werden.

In mehreren Räumen liegt ein orangefarbener Teppich mit dem Stadtwappen. Es ist schon das zweite Exemplar auf dem Schiff. „Der erste Teppich musste wieder rausgerissen werden“, erzählt Henning. Einem Gast war aufgefallen, dass statt der elf nur zehn Flammen das

Stadtwappen zierten. Das machte sich schlecht auf einem städtischen Repräsentationsschiff. Mitte der 90er Jahre konnten sich zwei Jahre lang sogar Paare auf dem Schiff das Jawort geben. Dann hat Henning dazu schon mal die frisch polierte Messingglocke, ebenfalls Baujahr 1938, geläutet. Drei Schläge hintereinander, „das ist das Signal »In Gottes Namen«“. Für ihn ist klar: Er würde die MS Stadt Köln gerne weiterfahren: „Ich hänge dran.“

Wer das Schiff für Partys buchen will, meldet sich bei Detlef Többen, Telefon 02 21 / 3 90 29 03.

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