Mühlen-KölschNeuer Schwung für Malzmühle
KÖLN - Der amerikanische Präsident Bill Clinton hat beim Weltwirtschaftsgipfel im Juni 1999 in der Malzmühle gleich zwei Stangen Mühlen-Kösch zum Rheinischen Sauberbraten genossen. Im Gästebuch hinterließ er hernach eine Widmung: „Thank you, the meal was wonderful.“
Vergangenes Jahr feierte Kölns älteste Privatbrauerei ihr 150-jähriges Bestehen. Jetzt hat Malzmühlen-Wirt Josef Schwartz offenbar erkannt: Von Tradition allein kann man nicht leben. Weil der Absatz, der im Fußball-WM-Jahr 2006 noch bei 43 000 Hektolitern lag, 2008 auf 37 500 Hektoliter gesunken ist, soll ein Interims-Geschäftsführer der Marke zu neuem Schwung verhelfen. Unternehmensberater Michael Rosenbaum, der schon dem kriselnden Köln-Marathon gerade noch rechtzeitig wieder auf die Beine half, will den Absatz des Premium-Kölsch ankurbeln.
Das muss in einer Zeit geschehen, in der die Kölsch-Marken allgemein unter Druck stehen. Der Absatz an Kölsch insgesamt ging im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent zurück. Für 2009 ist keine Besserung in Sicht.
"Kappes"-Konkurs trifft Brauerei hart
„Die Probleme des Mühlen-Kölsch liegen im Vertrieb und im Marketing“, sagt Rosenbaum. „Die Marke ist top.“ Mühlen-Kölsch sei aber in der gehobenen Gastronomie „für ein Kölsch dieser Güte“ viel zu selten vertreten. Zuletzt hatte Mühlen-Kölsch durch die Insolvenz des Traditionshauses „Em Golde Kappes“ im Stadtteil Nippes ein wichtiges Standbein verloren. „Das trifft uns nicht nur finanziell, sondern auch vom Image her“, sagt Rosenbaum. Derzeit wird knapp die Hälfte des Mühlen-Ausstoßes im Stammsitz „Am Malzbüchel“ verkauft. Zudem müsse man darüber nachdenken, ob die klobige und völlig veraltete Halbliter-Flasche „das Zeug dazu hat, zum Kult zu werden“ oder ob man sich nicht von ihr verabschieden müsse.
Rosenbaum will mindestens ein halbes Jahr an der Restrukturierung der Malzmühle mitwirken. In dieser Zeit wird sich Josef Schwartz aus gesundheitlichen Gründen aus dem Geschäft zurückziehen.