NachrufDer Kölner Kritiker Walter Vitt ist gestorben

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Walter Vitt (1936-2021)

Walter Vitt (1936-2021)

Köln – Als Kunstkritiker geht man selten hochdekoriert in Rente, aber auch zu dieser Regel bildete der Kölner Walter Vitt die feine Ausnahme. Im Jahr 1999 erhielt er das Bundesverdienstkreuz, 2004 folgte der Rheinlandtaler, und ohnehin war bei Vitt an Ruhestand auch dann noch nicht zu denken, als er nach langen Berufsjahren beim WDR ausgeschieden war. Hier hatte er seine Laufbahn als politischer Redakteur begonnen, stieg zum stellvertretenden Nachrichtenchef des Hörfunks auf und bekleidete, zum Kritiker gereift, ganz nebenbei den für ihn maßgeschneiderten Posten des WDR-Kunstbeauftragten.

Walter Vitt war Kunstbeauftragter seines Haussenders WDR

Geboren wurde Vitt 1936 in Gera. Über Braunschweig und Münster fand er nach Köln, wo er bald aus dem Kulturleben nicht mehr wegzudenken war. Er gehörte zum städtischen Kunstbeirat, regte Projekte wie das Mahnmal „Namen der Autoren" zur Erinnerung an die NS-Bücherverbrennung an und veröffentlichte ungezählte Beiträge zur modernen Kunst, nicht wenige davon im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Eine Pionierleistung war seine Forschung zum kölschen Dadaismus und hier insbesondere zu Johannes Theodor Baargeld, aber auch die lange unterschätzten Kölner Progressiven erregten früh seine journalistische Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit Michael Zepter startete er zudem die erfolgreiche Initiative zum Erhalt des Riphahn’schen Opernhauses.

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Walter Vitts Engagement für die Kunst ging weit über das übliche Maß des Berufskritikers hinaus. Außer Journalist war er Ausstellungsmacher, Sammler, Stifter, Forscher, Hochschullehrer und lange Jahre Präsident der deutschen Sektion des internationalen Kunstkritikerverbands. In dieser Funktion legte er eine Schriftenreihe auf und brachte auch sonst Schwung in einen etwas müden Laden.

Was Vitt alles leistete für die Kunst und für die Kunstkritik, wird man wohl erst in Gänze erfahren, wenn sein gewaltiges, im Zentrum für internationale Kunstmarktforschung lagerndes Archiv gesichtet und ausgewertet ist. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Walter Vitt bereits am 27. November im Alter von 85 Jahren gestorben.

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