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NachrufMonumente der großen Emotionen

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Ansgar Nierhoff (Archivild: Stefan Worring)

Ansgar Nierhoff (Archivild: Stefan Worring)

„Bildhauer müssen mit 70 Jahren ihre Arbeit gemacht haben“, sagte Ansgar Nierhoff vor zwei Jahren im Gespräch mit dieser Zeitung. „Man ist dann physisch einfach fertig.“ Man müsse sich allerdings keine Sorgen um ihn machen: „Im Augenblick kann ich noch ganz gut und werde noch ein paar Projekte umsetzen.“ Doch viel Zeit war ihm da nicht mehr gegeben. Der Kölner Bildhauer starb, wie erst jetzt bekannt geworden ist, bereits am Montag dieser Woche, zwei Monate vor Vollendung seines 69. Geburtstages.

Bündelung der Stahlwellen

Der Künstler war eine in mancherlei Hinsicht bemerkenswerte Persönlichkeit: Wo er auftrat, da wirkte der Raum ganz plötzlich ausgefüllt. Ein Mann von auffallender, buchstäblich zupackender Herzlichkeit: Er hatte den Händedruck eines Schmiedes und den Geist eines großen Künstlers. Er war im besten Sinne bodenständig, nicht versponnen, sondern charismatisch.

Noch im Sommer 2008 hatte er ein Ensemble von Außenskulpturen im Rahmen seiner großartigen Werkschau „umFormen - umStellen“ auf öffentlichen Plätzen im Sauerland aufgestellt. Dazu gehörte nicht zuletzt die Vier-Tonnen-Skulptur „Der Wächter“. Sie befand sich ursprünglich in der Lücke einer Schutzmauer vor Nierhoffs Domizil im Kölner Süden. Nun ließ der Bildhauer sie vor der „Kapelle zum Heiligen Kreuz“ in Schmallenberg platzieren. Im dortigen Stadtpark begegneten die Besucher außerdem der „Rotation“, einer typischen „Bündelung“, wie der Künstler die übereinander geschichteten massiven Stahlwellen nannte, die mit einer schweren Zugkette umgürtet wurden.

Der gebürtige Sauerländer, der von 1964 bis 1969 an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat und Meisterschüler von Norbert Kricke war, gehörte zu den renommiertesten deutschen Stahlbildhauern der Gegenwart. Als solcher hegte er eine ausgesprochene Vorliebe für den öffentlichen Raum. Schon seit Jahren bestaunen Wanderer auf dem „WaldSkulpturenWeg“ die unter Fichten ruhende Arbeit „Kein leichtes Spiel“. Der Künstler hatte für den 23 Kilometer langen „Rothaarsteig“-Abschnitt zwischen Schmallenberg und Bad Berleburg drei mächtige Tore und zwei Platten aus einem massiven Stahlblock herausgearbeitet.

Aber auch in Köln, seiner Wahlheimat, war er mit seiner Kunst immer wieder präsent. So waren Ausstellungen von ihm zu sehen in St. Andreas („Lichtung zu Einem“) oder im Gothaer Kunstforum („2 Streckungen“), in Schloss Wahn („Faltung“) oder im Jahre 2007 in den Räumen der Deutschen Bank neben dem Andreaskloster.

Ansgar Nierhoff, der bis zu seiner Emeritierung vor zwei Jahren 20 Jahre lang als Professor an der Akademie für Bildende Künste in Mainz wirkte, versuchte mit seinen architektonisch anmutenden Monumentalplastiken immer, „größte Emotionalität“ freizusetzen. Das gelang ihm auch mit seinen Zeichnungen, in denen er die Energie und Wucht seiner Skulpturen auf die Fläche bannte. Für sein Werk wurde Nierhoff vielfach ausgezeichnet. Vor zehn Jahren erhielt er den August-Macke-Preis seiner Geburtsstadt Meschede.

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