NachrufViktor Böll gestorben

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Viktor Böll. (Bild: Worring)

Viktor Böll. (Bild: Worring)

In diesem Jahr hätte Viktor Böll, der Neffe des Kölner Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll, ein rundes Jubiläum gefeiert: Dreißig Jahre als Leiter des Heinrich-Böll-Archivs der Stadt Köln. In der Nacht von Freitag auf Samstag fand Clemens Böll seinen Bruder tot in der gemeinsamen Kölner Wohnung. Trotz einer schweren Krebserkrankung hatte der 60-Jährige bis zuletzt unermüdlich im Archiv in der Antwerpener Straße gearbeitet.

„Sein Tod kam für uns alle völlig überraschend“, äußerte sich gestern Markus Schäfer tief betroffen. Der Mitarbeiter der Heinrich-Böll-Stiftung hatte sich noch letzte Woche zusammen mit Böll um den Umzug ins „Haus der Kölner Autoren“ in die Zentralbibliothek am Josef Haubrich-Hof gekümmert und erinnert sich: „Er war sehr optimistisch, weil es ihm wieder besser ging.“

Am 9. Oktober 1948 in Köln geboren, studierte Viktor Böll zwischen 1970 und 1976 Deutsch, Soziologie und Theaterwissenschaften. Bereits seit 1971 arbeitete er im Büro von Heinrich Böll, betreute dessen Korrespondenz und vertrat den Onkel, wenn der auf Reisen ging. Später wurde er Gründungsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung (1987) und des Kopelew-Forums (1998).

Immer wieder griff Viktor Böll auch selbst zur Feder, und das nicht nur, um über Heinrich Böll zu schreiben: Im Jahr 2001 veröffentlichte er bei Emons seinen ersten und einzigen Prosaband, die Groteske „Visionen“. 2005 wurde sein Theaterstück „Abschaffung der Buchstaben“ zusammen mit Konrad Beikircher in Köln uraufgeführt. Seine letzte herausgeberische Arbeit, „Die schönsten Geschichten“ von Jaroslav Hasek, wird 2009 im Aufbau-Verlag erscheinen.

Viktor Mathias Dionysius Maria Böll (so lautet sein vollständiger Name) wird als unermüdlicher und liebevoller Sachwalter des Werkes von Heinrich Böll in Erinnerung bleiben, aber auch als stets warmherziger, freundlicher und verbindlicher Gesprächspartner.

(EvS)

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