NachwuchsbandsGekommen, um zu bleiben

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(Bild: Worring)

(Bild: Worring)

Köln – Kasalla: „Sin dat Jecke oder Wilde? Wat führe die em Schilde?“, fragen sich die Jungs von Kasalla im ersten Lied ihrer ersten CD selber, um dann 15-mal eine ganz klare musikalische Antwort zu geben. Die Band ist gekommen, um den Kölner Karneval zu erobern – und die kölsche Musikszene gleich mit. Witzig, vielseitig, originell und kraftvoll, voller Ideen, Humor und Spaß am Spiel – das ist nicht nur das Debütalbum von Kasalla, es ist das beste, was seit Jahren an kölscher Musik auf eine CD gepresst worden ist.

Als „Pirate“ tanzen sie mit dem Klabautermann zu einem Hit, den man in Köln noch jahrelang singen wird, und verschießen ihr Pulver so verschwenderisch, als ob sie ihr Schiff am Aschermittwoch schon wieder versenken wollten („Wer weiß, wie lang die Kääze brenne“). Auf dem Album „Et jitt Kasalla“ sind so viele starke, karnevalstaugliche Stücke – das würde bei anderen für fünf Sessionen reichen. „Schäl Sick“, „Köllefornia“ oder das großartige „Ich maach Kölle nit“ sind bester Karnevalspop zum Singen und Tanzen, auf eine Art präsentiert, wie es keine der Altvorderen im Fastelovend mehr schafft.

Aber Kasalla kann noch mehr: Tangotanzen mit einer Sachbearbeiterin vom Finanzamt „met däm Stätz en dr Flachzang“ zum Beispiel, oder den „Henker am Autolenker“ rauslassen. Das sind Lieder mit tollen Textideen, bei denen man aber auch merkt, welch exzellente Musiker hier am Werk sind – egal, ob es um Balladen („Alles weed jot“, „Marie“), besten Rock’n’Roll („Häng huh“) oder kleine Lieder für die Ewigkeit geht („Jode Morje Kölle“).

Der Band um Gitarrist Flo Peil und Sänger Basti Campmann, Sohn des verstorbenen Räuber Nobby Campmann, gelingt sogar ein weiteres Lied über Tod, Himmel und Hoffnung, das man so noch nie gehört hat: „Mer sinn uns widder“ ist nicht die tausendste beerdigungstaugliche Hymne geworden, sondern eine treibende Rocknummer.Kasalla hat beim Debütalbum alles richtig gemacht. Das einzige Härchen in der Suppe aus der neuen Meisterküche: Ein bisschen weniger über „die Sunneschingstadt Kölle“ wäre noch ein bisschen mehr gewesen.

Cat Ballou: Dass man eine karnevalstaugliche Platte machen kann, die fast ganz ohne Lob auf die Stadt auskommen kann, zeigen Cat Ballou mit ihrem ebenfalls an diesem Wochenende erscheinenden Debütalbum „Neulich“. Die Jungs gewannen 2010 den Nachwuchswettbewerb „Köln rockt“ des Kölner Stadt-Anzeiger und bewiesen dann ihre Vielseitigkeit, als sie auch im Karneval zur hochgelobten Nachwuchshoffnung avancierten. Mit ihrem Debüt entscheiden sie sich für den hochdeutschen Pop, denn neue hitverdächtige Lieder für den Fastelovend sind seit der vergangenen Session nicht entstanden.

„Achterbahn“ bleibt das Vorzeigestückchen für frischen Wind auf den Karnevalbühnen. Andere Stücke auf der CD reihen sich mit Leichtigkeit und Können in die aktuelle deutsche Popmusikszene ein, die in den Charts zur Zeit so erfolgreich ist. „Indie-Pop-Rock mit Ska-Elementen“ sei das, was sie machen, sagen Cat Ballou über sich selbst. Dazu kommen originelle Texte: „Ziehn Sie mal den Stecker raus“, fordern die Musiker aus Bergisch Gladbach von ihrem Internetanbieter. „Dann gehen die Leute wieder raus. Und treffen sich zum Real Live Chat in dr Weetschaff op dr Eck.“ Wenn dort die Musik dieser beiden neuen Alben läuft, wird daraus eine lange, tolle Party.

Sieg im Lapidarium

Kasalla hat im Lapidarium am Eigelstein mit „Pirate“ die erste Abstimmung bei der Loss mer singe Tour 2012 über den Kneipenhit der Session gewonnen. Paveier („Heimat es“) und Rheinländer („CCAA“) belegten die Plätze Zwei und Drei, dicht gefolgt von Klüngelköpp, Brings und Bläck Fööss.

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