Naturschutz-AktionTraum vom eigenen Wäldchen

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Den Setzling in die Hand und ab auf den Acker - 200 Naturfreunde beteiligten sich an der Pflanzaktion in Marsdorf. (Bild: Grönert)

Den Setzling in die Hand und ab auf den Acker - 200 Naturfreunde beteiligten sich an der Pflanzaktion in Marsdorf. (Bild: Grönert)

Köln – Mit Gummistiefeln, Regenjacken und Spaten ab auf den Acker: Rund 200 Naturfreunde kamen am Sonntagvormittag nach Marsdorf, um beim Auftakt des dort entstehenden „Waldlabors“ an der Bachemer Landstraße ihr eigenes Wäldchen anzulegen und damit etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Während an der angrenzenden A 4 die Autos vorbeirauschen, herrscht auf dem Acker trotz Regenwetters und dunkler Wolken gute Stimmung. „Heute ist perfektes Wetter zum Pflanzen“, sagt der Leiter der städtischen Forstverwaltung, Markus Bouwman, in bester Laune.

Apollonia Jansen hat ihre gesamte Familie mitgebracht. Gemeinsam mit ihren Enkelkindern Luis (11) und Johanna (10) setzt sie den ersten Spatenstich für ihren Miniforst mit der Fläche eines Wohnzimmers. „Ich bin jetzt 75 Jahre alt geworden, das war für mich einfach der Anlass, einen Baum zu spenden“, sagt die Rentnerin.

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25 Hektar Wald sollen auf dem ehemaligen Acker entstehen

Viele der Besucher nutzten einen runden Geburtstag oder ein Firmenjubiläum, um als Erinnerung an dieses Ereignis einen Baum zu pflanzen. Andere wollen sich in erster Linie für den Naturschutz engagieren: „Das ist eine sehr gute Aktion für den Klimaschutz hier. Das hat uns einfach überzeugt“, sagt Jutta Liedtke, die mit Enkel André (10) einen Setzling aufstellt.

Alle Teilnehmer haben für die Aktion „Ein Wald für Köln“ gespendet. Rund 26 000 Euro sind in den ersten sechs Monaten zusammengekommen. 25 Hektar Wald sollen auf der ehemaligen landwirtschaftlichen Fläche entstehen und Erkenntnisse über den Wald der Zukunft bringen. „Letztendlich ist das hier ein Experimentierfeld für einen Wald“, sagt Bouwman. Die Forstwirte wollen unter anderem feststellen, wie sich unterschiedliche Baumarten in dem heimischen Klima entwickeln. Da gesellt sich Walnuss zu Blauglockenbaum, Küstentanne zu Flaumeiche.

Das Freiluftlabor wird in vier Themenfelder unterteilt. Im „Wandelwald“, für den am Wochenende die ersten Exemplare gepflanzt wurden, entsteht ein Erholungsraum mit abwechslungsreicher Optik. Der „Klimawald“ dient zur Untersuchung des Klimawandels. Dort werden besonders trockenheitsresistente Bäume gepflanzt, etwa die Elsbeere. Im „Energiewald“ gedeihen schnell wachsende Bäume, die in kurzen Zeitabständen geerntet werden können. Die Holzhackschnitzel werden dann zur CO-neutralen Wärme- und Stromerzeugung genutzt. Der vierte Abschnitt wird ein dschungelähnlicher „Wildniswald“, der aber noch in Planung ist.

Etwa 80 000 Bäume werden auf dem Marsdorfer Gelände stehen, wenn das „Waldlabor“ einmal fertig ist. Viel Arbeit erstmal für das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen, die sich aber bald auszahlen soll: „Allein der fertige Energiewald wird 70 000 Kilogramm CO im Jahr binden“, schätzt Bouwman. Als Sponsoren beteiligen sich die Rhein-Energie AG und Toyota Deutschland an dem Gemeinschaftsprojekt mit der Stadt Köln.

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