Neun Tote und 35 Verletzte bei Anschlag in Jerusalem

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Jerusalem - Bei einem mutmaßlichen palästinensischen Selbstmordanschlag in einem Jerusalemer Cafe sind am Samstagabend nach Angaben von Ärzten neun Menschen getötet und 35 verletzt worden. Die israelische Regierung machte Palästinenser-Präsident Jassir Arafat persönlich für die neue Gewalt verantwortlich.

Ein Selbstmordattentäter sprengte sich im Eingang eines Cafes in die Luft", sagte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums. Es gebe Todesopfer und viele Verletzte. Ein Arzt am Anschlagsort sagte: "Neun Menschen wurden getötet". Von den Verwundeten seien einige schwer verletzt. Es war zunächst unklar, ob unter der Zahl der Toten auch der Attentäter war. Kurz zuvor hatten radikale Palästinenser in dem israelischen Badeort Netanja das Feuer auf Passanten eröffnet und dabei 34 Menschen verletzt.

"Ein Mann ging hinein (ins Cafe) und sprengte sich in die Luft. Es ist das schrecklichste, das bisher ich gesehen habe, sagte ein Augenzeuge des Anschlags in Jerusalem dem Fernsehsender "Channel One". Überall seien Leichteile des Attentäters. Die Polizei sperre das Gebiet ab. Rettungswagen eilten zu dem Cafe, dass nur wenige hundert Meter entfernt von dem Büro des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon liegt.

Israel machte Arafat für beide Attentate verantwortlich. Gideon Meir, ein ranghoher Vertreter des israelischen Außenministeriums, Arafat wolle den gesamten Nahen Osten in den krieg stürzen. Israel werde dies nicht zulassen. Beide Anschläge stammten aus "Jassir Arafats Akademie des Terrors", sagte Meir. Die Anschläge hätten das Ziel, die neuen Friedenbemühungen des US-Vermittlers Anthony Zinni zu blockieren. Zinni wird Mitte nächster Woche in den Region erwartet.

Kurze Zeit vor dem Anschlag in Jerusalem hatten Palästinenser auf einer belebten Promenade in Netanja auf Passanten geschossen. Die Menschen strömten gerade nach Ende des Sabbats wieder auf die Straßen. Unter den Opfern seien fünf Schwerverletzte, darunter ein Kleinkind, sagte ein Arzt. Die Polizei erschoss nach eigenen Angaben drei Attentäter. Ein weitere sei möglicherweise geflohen, berichtete "Channel One". Ein Anrufer bekannte sich im Namen der El-Aksa-Brigaden zu dem Anschlag in Netanja. Er sei Vergeltung für israelische Militäraktionen im Gaza-Streifen und im Westjordanland. Die El-Aksa-Brigaden sind eine militante Gruppe und gehören zur Fatah-Bewegung von Arafat. Sie hatten sich in jüngster Zeit zu einer Reihe von Anschlägen bekannt.

Die Armee hatte in der vergangenen Woche ihre Militäraktionen gegen die Palästinenser verstärkt. Mehrmals griff sie Einrichtungen der Palästinenser-Regierung im Gaza-Streifen und Westjordanland an. Allein am Freitag waren bei israelischen Militäreinsätzen 38 Palästinenser ums Leben gekommen. Während des seit September 2000 anhaltenden Palästinenser-Aufstandes kamen mehr als 1300 Menschen ums Leben, davon über tausend Palästinenser. (rtr)

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