Nicht mehr wettbewerbsfähigClariant legt Anlage in Knapsack still

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Hürth – Als die 21 Clariant-Mitarbeiter der Anlage vom Betriebsleiter in den Besprechungsraum gebeten wurden, da ahnten die meisten schon, worum es ging. Nach Jahrzehnten erfolgreicher Produktion wurde das Aus für die „Oxaphospholan-Anlage“ verkündet. Die Produktion des Flüssigstoffes, der Polyesterfasern beigemischt wird, damit diese nicht so leicht brennen, wird zum Jahresende eingestellt. Der Hauptkunde für das Produkt, die Firma Trevira, hatte die Verträge gekündigt, daraufhin beschloss die Konzernleitung in der Schweiz die Stilllegung der Anlage.

Man könne ein gleichwertiges Produkt günstiger aus dem Ausland beziehen, hatte das Unternehmen die Knapsacker schon vor Wochen wissen lassen. „Wir sind vom Kunden informiert worden, dass wir nicht mehr wettbewerbsfähig sind“, sagt Standortleiter Wolfgang Schick.

Für die 1200 Jahrestonnen, die seit den 80er Jahren in einer kleinen, jedoch steten Marge verkauft wurden, gab es so gut wie keinen Abnehmer mehr. „Unser Hauptkunde hat sich für ein Alternativprodukt entschieden, damit war unsere Anlage zum Stillstand verdammt“, sagt Betriebsrat Herrmann Schendel. 200 Jahrestonnen hätte man zwar noch weiter an andere Kunden verkaufen können, aber für diese Menge lohne sich der Betrieb der Anlage nicht.

Sie soll jetzt „eingemottet“ werden. „Wir haben nach Alternativen gesucht, um die Stilllegung zu verhindern. Aber leider haben sich keine anderen Optionen ergeben“, so Schick. Für die 21 Mitarbeiter, die in der Anlage gearbeitet haben, werde gemeinsam mit dem Betriebsrat nach Lösungen gesucht. Betriebsbedingte Kündigungen sind dabei nicht ausgeschlossen.

Zwölf Stellen sind derzeit in den anderen vier Betrieben der Clariant offen. Dorthin könnten Mitarbeiter versetzt werden, sofern diese einverstanden seien. Eine weitere Stelle ist beantragt. Für die übrigen Betroffenen wird noch nach Lösungen gesucht. Es gibt einen Sozialplan. Für Mitarbeiter, die 55 Jahre alt sind, gibt es die Möglichkeit, in den Vorruhestand zu gehen.

In Knapsack arbeiteten insgesamt 230 Mitarbeiter bei Clariant. Dass es in den anderen Betrieben ebenfalls Stilllegungen gebe, schloss Standortleiter Schick für den Moment aus. Skeptischer beurteilte Betriebsrat Schendel die Situation: „Die Rezession wird sich auch in der Chemiebranche auswirken“, sagte er. Clariant ist ein Schweizer Unternehmen mit weltweit mehr als 100 Gesellschaften, die Spezialchemikalien produzieren. Knapsack ist der weltweit größte Hersteller von Flammschutzmitteln und Landebahn-Enteisern.

Betroffen von der Stilllegung ist noch eine andere Firma auf dem Knapsacker Hügel. BayerCropScience lieferte Clariant den Rohstoff für das Flammschutzmittel Oxaphospholan.

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