VCD-Städtecheck zu FußgängerunfällenKöln ist Schlusslicht in NRW

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Die Zahl der Unfälle mit Fußgängern hat in Köln tendenziell zugenommen.

Die Zahl der Unfälle mit Fußgängern hat in Köln tendenziell zugenommen.

Köln – In vielen nordrhein-westfälischen Städten hat die Zahl der Fußgängerunfälle abgenommen. Das ist das Ergebnis des „Städtechecks 2014“ des ökologisch orientierten Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Als bundesweit positive Beispiele nennt der Verkehrsclub Deutschland (VCD) in seinen am Dienstag in Berlin veröffentlichten Ergebnissen Krefeld und Herne.

Demnach ist die Zahl der bei Verkehrsunfällen verunglückten Fußgänger in Krefeld seit 2009 jährlich im Schnitt um 5,8 Prozent gesunken. In Herne betrage der jährliche Rückgang im Schnitt sogar 9,4 Prozent. Herne weise außerdem mit 2,4 Fußgängerunfällen je 1000 Einwohnern und Pendlern den niedrigsten Wert aller 80 untersuchten Großstädte aus. In ganz Deutschland verunglückten 31 364 Fußgänger. 557 Fußgänger starben bei Unfällen (2012: 520). Mehr als jeder zweite von ihnen war älter als 65 Jahre. Insgesamt gab es 3339 Unfalltote.

Negativbeispiel Köln

Ein Negativbeispiel dagegen ist Köln. Zwar gibt es im direkten Vergleich zu 2012 einen Rückgang von 731 auf 661 Unfällen. Nimmt man allerdings die vergangenen fünf Jahre ergibt sich eine leicht ansteigende Tendenz. Insgesamt verunglückten 2013 laut Statistik in Köln 4,64 Fußgänger auf je 1000 Menschen Werktagsbevölkerung. Der sperrige Begriff umfasst die Zahl der Einwohner und der Personen, die nach Köln pendeln. "Damit ist Köln Schlusslicht in Nordrhein-Westfalen, hinter Duisburg", sagte VCD-Sprecherin Anja Smetanin zu ksta.de. Eigentlich sei NRW bei der Entwicklung von Sicherheitskonzepten für Fahrradfahrer und Fußgänger im bundesweiten Vergleich geradezu vorbildlich. In Köln hinkt man hier laut VCD hinterher.

Im Gegensatz zu vielen anderen Metropolen habe sich Köln nicht kooperativ gezeigt. "Wir haben die Stadt um Daten für eine vertiefende Analyse gebeten, leider aber keine Rückmeldung erhalten", kritisierte Smetanin. Der VCD habe weder Zahlen über tödliche Unfälle noch über Unfallschwerpunkte erhalten. Häufiger Grund für das Schweigen sei schlicht und ergreifend eine nicht vorhandene Fußverkehrsstrategie. Die Redaktion bemüht sich zur Stunde um eine Stellungnahme des Amtes für Straßen- und Verkehrstechnik.

Fußgänger werden vernachlässigt

Dennoch müssen mehr als die Hälfte der deutschen Städte sollte mehr für die Sicherheit von Fußgängern im Straßenverkehr tun, fordert der VCD. In den vergangenen Jahren sei zwar sehr viel für Radfahrer getan worden, viele Städte hätten aber die Fußgänger etwas vernachlässigt, sagte VCD-Sicherheitsreferentin Anja Hämel am Dienstag in Berlin.

Dabei gebe es viele Möglichkeiten, um Innenstädte sicherer zu machen: Kreuzungen sollten übersichtlicher gestaltet werden. Kleine Hindernisse in Straßen und Kreisverkehre ließen Autofahrer langsamer fahren. Breitere Fußwege und besser gekennzeichnete Zebrastreifen nützten ebenfalls. „Je mehr Fußgänger unterwegs sind, desto sicherer wird es“, meint die VCD-Expertin. Autofahrer seien dann aufmerksamer.

Als positive Beispiele mit relativ niedrigen Unfallzahlen und einer weiter sinkenden Tendenz nannte Hämel viele Ruhrgebietsstädte sowie Krefeld und Frankfurt am Main. Nachholbedarf haben demnach etwa Würzburg, Kassel und Kiel, weil es dort überdurchschnittlich viele Unfälle mit Fußgängern gebe und die Zahlen weiter stiegen.

Am gefährlichsten leben Kinder und Rentner

Häufige Unfallursachen sind laut den vom VCD ausgewerteten Statistiken falsches Abbiegen von Autofahrern und zu schnelles Fahren. Natürlich seien aber auch Fußgänger Schuld, wenn sie Straßen, ohne zu gucken überquerten oder sich nicht an rote Ampeln hielten. Am gefährlichsten unter den Fußgängern leben Kinder und Rentner.

Fußgänger legen 24 Prozent der Wege im Verkehr zurück und haben einen Anteil von 12 Prozent an den Verunglückten. Sie sind laut VCD also „relativ sicher“ unterwegs. Der Anteil der verletzten und getöteten Unfallopfer liegt jedoch deutlich höher, weil Fußgänger ungeschützt sind und bei Unfällen mit Autos schnell und stark verletzt werden. Eine Helmpflicht für Fußgänger hält der VCD dennoch für überflüssig.

Ein klassisches Risiko-Ranking ist wegen der unterschiedlichen Fußgänger-Anteile in den Städten und Faktoren wie dem Einfluss des Wetters methodisch nicht möglich, wie der VCD sagte. Untersucht wurde die Zahl der verunglückten Fußgänger in 80 Großstädten mit mehr als 100 000 Einwohnern in den vergangenen fünf Jahren. (ccp mit dpa)

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