Andreas PinkwartDer Wirtschaftsminister, der sich beim Holzhacken entspannt

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Minister Andreas Pinkwart und Reporter Gerhard Voogt

Minister Andreas Pinkwart und Reporter Gerhard Voogt

Düsseldorf – Andreas Pinkwart ist spät dran. Der Expertenrat zum Thema Elektromobilität im Düsseldorfer Landeshaus hat 45 Minuten länger gedauert als geplant. „Das war total spannend“, berichtet der NRW-Wirtschaftsminister, als er auf der Rückbank seiner Dienstlimousine Platz nimmt. Die Begeisterung ist nicht aufgesetzt. „Wir müssen da mutiger und schneller werden“, fordert der Liberale. Seinen Tatendrang kann man förmlich spüren.

Der Vater von zwei erwachsenen Kindern war bereits von 2005 bis 2010 Wissenschaftsminister und Vize-Ministerpräsident von NRW. Schon damals zählten der stets höfliche Auftritt und das Dauerlächeln zu seinen Markenzeichen. Über die damalige schwarz-gelbe Koalition ist ihm erwartungsgemäß kein böses Wort zu entlocken. Nur so viel: „2005 hatten CDU und FDP eine lange Phase in der Opposition hinter sich. Heute fällt uns der Start viel leichter, weil wir vier Kollegen an Bord haben, die schon mal in Regierungsverantwortung standen.“

Die Fahrt soll nach Köln gehen, die Autobahn ist voll, den nächsten Termin wird der Fahrer wohl kaum pünktlich erreichen. Pinkwart überfliegt die Rede, die er vor der Handwerkskammer halten soll, legt die Papiere aber schnell zur Seite. Wenn es darum geht, den Zuhörern die Herausforderungen der Digitalisierung plastisch zu erläutern, braucht er kein Manuskript. Der Professor war vor der Berufung ins NRW-Kabinett Chef der HHL Leipzig Graduate School of Management, sein Forschungsschwerpunkt war Innovationsmanagement. Seine wissenschaftliche Expertise wird auch von der Opposition respektiert.

Die schwarz-gelbe Landesregierung ist mit dem Anspruch angetreten, NRW im Bundesländervergleich vom Tabellenende in die Spitzengruppe zu führen. Ein hohes Ziel, an dem der Wirtschaftsminister sich messen lassen muss. Pinkwart glaubt daran, dass im Rheinland eine Art „Silicon Valley“ der Hochtechnologie entstehen kann. NRW soll zudem zum Spitzenstandort für Elektromobilität werden. „Wir müssen Ökonomie und Ökologie in Einklang bringen“, sagt er – und es hört sich aus seinem Mund so an, als ob das kein Problem darstellen würde.

An dem Tag, als Pinkwart seine Amtsgeschäfte als Wirtschaftsminister aufnahm, hatte der Politiker ein Déjà-vu-Erlebnis: „Ich war überrascht darüber, dass sich nichts verändert hatte. Alle Abläufe waren genau wir vor zwölf Jahren“, sagt der Minister und schüttelt den Kopf. „Wenn es etwas gibt, über das ich mich ärgern kann, dann sind das Lethargie und Stillstand.“ Oder wenn es – wie bei der Elektro-Mobilität – nicht schnell genug vorangeht.

Pinkwart will den Citroën mit Benzin-Motor, den er privat fährt, durch das batteriebetriebene e.Go-Mobil, das derzeit in Aachen konzipiert wird, austauschen. Doch die Produktion geht erst 2018 in Serie. „Die Chinesen, die pro Jahr schon fünfmal mehr Autos bauen als wir, gehen hier mutiger voran“, sagt der Minister. „Wir müssen Gas geben, wenn wir die Zukunft gewinnen wollen.“

Über sein Privatleben hat Pinkwart bislang nur wenig preisgegeben. Doch jetzt gerät er ins Plaudern. „Ich halte mich durch Laufen fit“, sagt der 57-Jährige, der die Fahrt zu Terminen schon mal zu einem Nickerchen nutzt. Zweimal in der Woche joggt er zu Hause um eine Ton- und Kiesgrube. „Das sind je nach Strecke zwischen sieben und zehn Kilometer.“

Auch daheim in Alfter bei Bonn ist Pinkwart ein Mann der Tat. „Es tut gut, ab und an Holz für den Kamin zu hacken“, berichtet der Liberale. Die Gartenarbeit sei ein toller Ausgleich zur Arbeit in Düsseldorf: „Kleine Reparaturen im Haushalt führe ich selber durch. Wenn zum Beispiel neue Lampen aufgehängt werden müssen, nehme ich selbst die Bohrmaschine in die Hand. Ich habe auch Spaß daran, zu Farbe und Pinsel zu greifen und Malerarbeiten im Haus selbst zu erledigen.“

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