Bildungsmonitor sieht bei Armut und Betreuung Großbaustellen

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Düsseldorf – Hohe Bildungsarmut und die schlechtesten Betreuungsbedingungen an Schulen und Hochschulen bundesweit - Nordrhein-Westfalen hat viel Nachholbedarf in der Bildungspolitik. Der am Donnerstag in Berlin veröffentlichte Bildungsmonitor 2019 der wirtschaftsnahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) weist aber auch Pluspunkte für NRW aus: Im Ländervergleich hat sich NRW seit 2018 immerhin um zwei Plätze auf Rang 13 nach vorne bewegt. „Im Bundesvergleich ist das Abschneiden unseres Landes noch nicht zufriedenstellend, aber die Richtung stimmt”, kommentierte Schulministerin Yvonne Gebauer diese Entwicklung.

„Die Betreuungsrelationen an Schulen und Hochschulen in Nordrhein-Westfalen sind seit Jahren im Bundesvergleich sehr ungünstig”, heißt es in der Länderauswertung. In dieser Kategorie landet NRW auf dem 16. und letzten Platz.

Gutes Geld für kluge Köpfe waren der Studie zufolge nicht das Leitmotiv der Haushaltspolitik in NRW: „Die Bildungsausgaben je Grundschüler liegen im Jahr 2016 mit 5300 Euro am niedrigsten in ganz Deutschland und deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 6200 Euro.” Auch in anderen Bereichen seien die Bildungsausgaben pro Kopf vergleichsweise gering gewesen. Das Gesamtergebnis: „Nordrhein-Westfalen weist Bildung im öffentlichen Ausgabeverhalten im Vergleich der Bundesländer die zweitniedrigste Priorität zu.”

Auch bei der Überprüfung der Bildungsstandards von Viertklässlern schnitt NRW vergleichsweise schlecht ab und landete nur auf Platz 14. „Der Anteil leistungsschwacher Schüler ist vergleichsweise hoch, die Erfolgsquote in der Berufsvorbereitung vergleichsweise niedrig”, stellte die Initiative fest. Bundesweit sei auffällig, wie stark der Einfluss des Elternhauses auf die Kenntnisse der Jugendlichen in wirtschaftlichen Zusammenhängen sei - mit entsprechenden Auswirkungen auf ihr späteres Leben.

Dieser Hinweis bestärke die Landesregierung auf ihrem Weg, das Fach Wirtschaft an allen weiterführenden Schulen zu stärken, betonte Gebauer. Zudem werde ab dem kommenden Schuljahr mit den sogenannten Talentschulen ein Modell für mehr Bildungsgerechtigkeit erprobt. „Und wir prüfen die Einführung eines schulscharfen Sozialindex zur Verteilung von Lehrerstellen”, erklärte Gebauer.

Den besten Wert aller Bundesländer erreichte NRW beim Anteil der Forscher in den stark nachfragten Zukunftsfeldern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Hier hat NRW mit einer Quote von 21,4 Prozent gegenüber 15,6 Prozent im Bundesdurchschnitt die Nase weit vorn. Zudem ziehe NRW mehr Studienanfänger aus anderen Bundesländern an als aus NRW abwanderten.

Nur 0,8 Prozent der Grundschüler wurden in NRW 2017 verspätet eingeschult und damit viel weniger als im Bundesdurchschnitt (7,6 Prozent). „Wenige wiederholen eine Klasse und weniger Ausbildungsverträge als im Bundesdurchschnitt werden vorzeitig aufgelöst”, lobt die INSM. Im Bereich „Zeiteffizienz” ergattert NRW dadurch einen guten 4. Platz.

Der Anteil ausländischer Schüler, die in NRW ohne Abschluss die Schule verlassen, ist mit 18,1 Prozent etwas niedriger als im Bundesdurchschnitt und der viertbeste Wert aller Bundesländer. „Zudem erlangten im Jahr 2017 mit 12,1 Prozent relativ viele Jugendliche mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit an allgemeinbildenden Schulen die Studienberechtigung (Bundesdurchschnitt: 9,2 Prozent)”, heißt es in der Studie.

Platz 1 im Bildungsmonitor errang, wie schon im Vorjahr, Sachsen, gefolgt von Bayern und Thüringen. Auf dem letzten Platz landete Berlin. (dpa/lnw)

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