Hitze und HochwasserNRW forciert Anpassung an den Klimawandel

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Neidrigwasser Niehler Hafen

Hitze in Köln: Der Rhein hat Niedrigwasser, hier am Niehler Hafen

Köln/Düsseldorf – Der Klimawandel ist längst auch in nordrhein-westfälischen Großstädten wie Köln angekommen. Die Sommertage mit mehr als 25 Grad oder 30 Grad haben deutlich zugenommen, die jährliche Durchschnittstemperatur steigt, und es regnet immer weniger – das hat auch eine Analyse der Wetterdaten der vergangenen 60 Jahre durch den „Kölner Stadt-Anzeiger“ ergeben.

Vor allem die Innenstadt wird immer mehr zur Hitzeinsel. Die dichte Bebauung mit Häusern und Straßen heizt sich tagsüber schnell stark auf, und nachts geben die Steine die Wärme nur langsam wieder ab. Die Temperaturen bleiben dann mitunter bei 25 Grad – Tendenz steigend.

„Die Klimakrise trifft uns mit voller Wucht“

Solche Szenarien sind es, die auch das nordrhein-westfälische Umweltministerium alarmieren. „Die Hitze wird immer mehr zur Belastung für die Bürgerinnen und Bürger sowie zum Gesundheitsrisiko insbesondere für ältere und geschwächte Menschen“, sagte Minister Oliver Krischer (Grüne) am Freitag in Düsseldorf. Um gegenzusteuern, hat er ein mit zwei Millionen Euro ausgestattetes Förderprogramm für Hitze-Pläne in den Kommunen aufgelegt. „Wir erleben es auch in diesem Sommer wieder: Die Klimakrise trifft uns mit voller Wucht“, begründete Krischer (Grüne) die Initiative. „Die Tage mit Temperaturen von mehr als 30, manchmal sogar 40 Grad, werden noch mehr zunehmen.“

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Aktionspläne sollen helfen, die Auswirkungen extremer Temperaturen zu begrenzen, um Erkrankungen und Todesfälle zu verhindern. Als mögliche Maßnahmen werden Begrünung und Entsiegelung der Städte, zusätzliche Schattenflächen und die Dämmung von Gebäuden genannt. Das Landeszentrum Gesundheit berät die Kommunen, wie hitzebedingte Risiken vermindert werden können. Die Temperaturunterschiede zwischen dicht und wenig bebauten Bereichen beispielsweise können beachtlich sein. Die Kölner Innenstadt sei schon kurz vor Sonnenaufgang bis zu zehn Grad wärmer als die Freiflächen im Außenbereich, weiß Christian Hartwig, Diplom-Geograph und Abteilungsleiter im städtischen Umweltamt.

Ein Hitzerekord nach dem anderen

Auch NRW-weit sind die Zahlen und Fakten eindeutig. „In den vergangenen Jahren wurde eine Reihe hitze- und wärmebedingter Höchstwerte gebrochen“, teilte das Ministerium am Freitag mit. 2018 sei in NRW mit 76 Sommertagen - also einer Höchsttemperatur von mindestens 25 Grad Celsius - ein neues Maximum erreicht worden. Durchschnitt sind 36 Sommertage sowie acht Hitzetage mit mindestens 30 Grad. Am 25. Juli 2019 wurden in Duisburg-Baerl und Tönisvorst sogar 41,2 Grad Celsius gemessen.

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NRW-Umweltminister und Grünen-Politiker Oliver Krischer.

Laut Klimabericht NRW 2021 war das Jahr 2020 das wärmste in Nordrhein-Westfalen seit Messbeginn. 13 der vergangenen 20 Jahre zählten demnach zu den wärmsten Jahren seit Aufzeichnungsbeginn. Ebenfalls eindeutig ist die Abnahme der Zahl der Frost- und Eistage. Nach Auswertungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) hat insbesondere seit den 1950er Jahren eine starke Zunahme der Hitze-Tage stattgefunden.

NRW will Vorreiter werden

Aktuell sei bereits jeder dritte Nordrhein-Westfale von Hitze betroffen, so Krischer. „Klimaanpassung ist deshalb Daseinsvorsorge.“ Das Umweltministerium werde deshalb auch das Klimaanpassungsgesetz „weiterentwickeln“: „Vorranggebiete für Kalt- und Frischluftschneisen ausweiten, sich für den Erhalt von Freiräumen und quartiersnahen Grünflächen in Städten und Gemeinden einsetzen.“

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Die Anpassung an den Klimawandel ist ein wichtiges Kernanliegen im aktuellen Koalitionsvertrag der schwarz-grünen Landesregierung. Das ambitionierte Ziel: Bundesweit die Vorreiterrolle bei den Maßnahmen einzunehmen. Wichtig dafür sei, dass das Thema auch „integraler Bestandteil der Kommunalentwicklung wird und als Querschnittsthema mitgedacht und mitgemacht wird“, heißt es im Umweltministerium.

Entsiegelung und Begrünung von zubetonierten Schulhöfen

Unterstützt wird derzeit beispielsweise schon ein Projekt der Verbraucherzentrale NRW, das sich mit dem Ausbau und der Gestaltung von Vorgärten sowie von Fassaden- und Dachbegrünungen beschäftigt. Zahlreiche Kommunen erhalten Beratung etwa bei der Berücksichtigung von Hochwasser-Szenarien bei der Stadtplanung.

Veränderung fängt in Kleinem oft an. Gefördert wird etwa auch die „Deutsche Umwelthilfe“ (DUH) , die die großflächig asphaltierten, betonierten oder gepflasterten Schulhofflächen von nordrhein-westfälischen Schulen entsiegelt und dort schattenspendende Bäume, Hecken und Stauden pflanzt.

Einige der Schulen haben zusätzlich dann noch insektenfreundliche Blühstreifen und Hochbeete mit essbaren Pflanzen angelegt. „Im besten Fall kann solch ein umgestaltetes Schulgelände sogar kleinere Inseln der Artenvielfalt für die nichtmenschlichen Schulbesucher bieten, denn begrünte Ecken stellen wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen dar“, so eine DUH-Sprecherin.

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