Ministerpräsidenten-WahlArmin Laschet bedankt sich mit Blumen bei Hannelore Kraft

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Armin Laschet überreich Hannelore Kraft einen Strauß Blumen

Düsseldorf – An den neuen Platz muss er sich noch gewöhnen. Nach seiner Vereidigung kehrt Armin Laschet auf seinen Sessel in der CDU-Fraktion zurück. Als er auf den Fehler aufmerksam gemacht wird, muss der frisch gewählte Ministerpräsident über sich selbst schmunzeln. Dann wechselt er unter dem Beifall von CDU und FDP auf den Chefsessel in der Regierungsbank. Eigentlich hatte Laschet  keinen Zweifel daran, dass  er an diesem Nachmittag zum elften Ministerpräsidenten von NRW gewählt würde. Als er den Plenarsaal betritt, sucht er auf der Tribüne erstmal nach seiner Familie. Ehefrau Susanne  und die drei erwachsenen Kinder sind da, Vater Heinz ist ebenfalls gekommen. Der CDU-Politiker signalisiert ihnen, dass ihm alle die Daumen drücken sollen. Laschet steht vor dem wichtigsten Schritt in seiner Politikerkarriere. Sieben Jahre lang hat er in der Opposition dafür gekämpft, Hannelore Kraft abzulösen.  Jetzt ist der Tag gekommen.

Drei FDP-Minister stehen schon fest

Auf den Bänken von CDU und FDP ist die Stimmung blendend. Fast alle Politiker, die bei der Union in der ersten Reihe sitzen, machen sich Hoffnung auf ein Regierungsamt. Bei der FDP stehen die drei Minister  schon fest. Aber es gibt noch mehr Posten, deren Vergaben für gute Laune sorgen. Auf den Fluren der FDP wird geflüstert, dass der Rechtspolitiker  Dirk Wedel aus Mettmann Justizstaatssekretär werden soll.      Beifall von SPD und Grünen

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Christian Lindner (l.) und Armin Laschet (r.) mit dem unterzeichneten Koalitionsvertrag

Auch SPD und Grüne geben sich locker. Die abgewählte Schulministerin Sylvia Löhrmann hat in der vorletzten Reihe ihren neuen Platz gefunden. Sie wird ihr Mandat bald zurückgeben, spielt in der Fraktion  keine Rolle mehr. Auch der noch amtierende  Innenminister Ralf Jäger, dem viele Genossen die Hauptschuld an der Niederlage zuschieben, versucht einen entspannten Eindruck zu hinterlassen.  

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Hannelore Kraft dreht ihrem Nachfolger vor Beginn der Sitzung lange Zeit den Rücken zu, als sie sich  mit den Spitzen der SPD-Fraktion austauscht. Nach der Wahl von Laschet ist sie aber die Erste, die ihrem langjährigen Kontrahenten zur Wahl gratuliert. Obwohl sie scharfe Konkurrenten waren, haben Kraft und Laschet Respekt voreinander. Das wird deutlich, als der neue Ministerpräsident ans Mikrofon tritt.

Laschets erster Dank gilt Kraft

Sein erster Dank gilt Hannelore Kraft. Trotz des Wettstreits sei die Auseinandersetzung niemals persönlich verletzlich gewesen, sagt Laschet. Die Amtsübergabe sei von Kraft „vorbildlich“ vorbereitet worden. Schließlich überreicht er seiner Vorgängerin einen Blumenstrauß. Eine Geste, die auch den Beifall bei SPD und Grünen findet. Dann wendet sich Laschet an seine Familie: „Danke, dass ihr mich unterstützt habt, als es mal etwas schwerer war. Danke für eure Offenheit auch in der Kritik. Danke, ihr seid ein verlässlicher Kompass.“

Es sei eine Ehre, die Aufgabe zu übernehmen. „Ich stehe mit Respekt vor diesem Amt, gehe es voller Zuversicht an. Ich weiß, dass Minister dienen heißt und dass der Ministerpräsident denen vorsteht, die diesen Dienst an diesem Land leisten.“ Er wolle das Rheinland, Westfalen und Lippe zusammenführen. Die Antworten auf die großen Fragen des letzten Jahrhunderts seien in NRW erdacht worden. „Wir wollen bei den großen Fragen unserer Zeit, Digitalisierung, demografischer Wandel und Globalisierung, Impulsgeber sein“. Gespräch unter vier Augen

Am Abend treffen Laschet und Kraft in der Staatskanzlei zum Übergabegespräch unter vier Augen zusammen. Vor sieben Jahren war Kraft dort – ebenfalls am Tag ihrer Wahl – eingezogen und hatte das Büro ihres Vorgängers übernommen.   Seit diesem Tag hing am der Staatskanzlei des Schild „Die Ministerpräsidentin von NRW“.  Die Tafel wird jetzt abgenommen.  

Der Lebenslauf von Armin Laschet

Armin Laschet ist 56 Jahre alt, Vater von drei erwachsenen Kindern, seine Frau Susanne arbeitet als Buchhändlerin in Aachen. Von 2005 bis 2010 macht sich der CDU-Politiker als erster Integrationsminister von NRW bundesweit einen Namen. Nach der Abwahl von Jürgen Rüttgers drohte der gelernte Journalist und Jurist  bereits als „ewiger Zweiter“ in die  Geschichte der NRW-CDU einzugehen.

Beim Mitgliederentscheid um den Landesvorsitz der NRW-CDU war Laschet im Jahre 2010 dem damaligen Bundesumweltminister Norbert Röttgen unterlegen. 2012 schlug ihn der Münsterländer Karl-Josef Laumann beim Kampf um die Spitze der CDU-Landtagsfraktion.  Laschet ist stellvertretender Vorsitzender der Bundes-CDU und gilt als  enger Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel.  (gmv)

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