Studie über Fettleibige in NRWJeder Dritte findet Dicke unästhetisch

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Diese Aufnahme von Melina Hipler hat den PR-Bild Award 2017 gewonnen und ist in der Ausstellung „Schwere(s)los“ zu sehen.

Diese Aufnahme von Melina Hipler hat den PR-Bild Award 2017 gewonnen und ist in der Ausstellung „Schwere(s)los“ zu sehen.

  • Eine Studie der DAK widmet sich dem Körperbild der Menschen in NRW, die statistisch betrachtet immer fettleibiger werden.
  • Mit erschreckenden Ergebnissen: Jeder Dritte findet Dicke unästhetisch, vier Prozent meiden gar Kontakt zu Menschen mit zu viel Gewicht.
  • Was sagt die Studie noch?

An den Wänden hängen Bilder von übergewichtigen Männern und Frauen. Eines der Fotos wurde unter Wasser aufgenommen, dort gleitet eine Frau immer weiter Richtung Boden, Beine und Arme von sich gestreckt. Auf einem anderen Foto zieht eine Frau die Beine eng an den Körper, sie ist von Kopf bis Fuß in Stahlketten gewickelt.

„Diese Bilder können aus zwei Perspektiven gesehen werden“, sagt Rainer Lange von der DAK Gesundheit. „Einerseits können sich auch Frauen mit Übergewicht schwerelos fühlen, andererseits haben sie, was ihre Rolle in der Gesellschaft betrifft, ein schweres Los gezogen.“

Die Ausstellung „Schwere(s)los“ im Landtag bildet den Rahmen zu einer Studie, die sich mit dem Körperbild der Menschen in NRW beschäftigt. Der „XXL Report 2019 Nordrhein-Westfalen“ der DAK Gesundheit zeigt, dass Fettleibige im Land häufig stigmatisiert und ausgegrenzt werden. Jeder Dritte findet Dicke unästhetisch, vier Prozent meiden gar Kontakt zu Menschen mit zu viel Gewicht.

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In Deutschland sind aktuell 16 Millionen Menschen stark übergewichtig, also jeder vierte Erwachsene zwischen 18 und 79 Jahren. Im Fachjargon: adipös, beziehungsweise fettleibig, wie Ärzte es bewusst drastisch nennen. „Adipositas ist keine Lebenseinstellung, sondern eine schwerwiegende Erkrankung“, sagt Klaus Overdiek, Leiter der DAK Landesvertretung NRW.

Im Auftrag der DAK hat die Forsa Politik- und Sozialforschung GmbH 1004 Personen in NRW befragt, was sie über fettleibige Menschen denken und wie sie sich und die Gesundheitsgefahren einschätzen. 42 Prozent hadern demnach mit ihrer Figur, Frauen (45) sind dabei etwas unzufriedener als Männer (40). Ein weiteres Ergebnis: Adipöse Menschen kämpfen nicht nur mit gesundheitlichen Problemen, sondern auch gegen Vorurteile. 39 Prozent der Befragten denken, dass Menschen mit Adipositas selbst schuld an ihrer Situation sind. Overdiek plädiert für Verständnis: Ratschläge, wie die, eine Diät zu machen, seien wenig zielführend. „Nur Hilfsbereitschaft kann die emotionalen Verletzungen heilen.“

Nur wenigen der Befragten sei bewusst, dass Adipositas eine ernste Krankheit ist, die behandelt werden muss. Die damit zusammenhängenden Folgeerkrankungen werden unterschiedlich eingeschätzt. Während 82 Prozent der Befragten die Wahrscheinlichkeit, im Zusammenhang mit Adipositas an Diabetes zu erkranken, sehr hoch einschätzen, sehen nur elf Prozent ein stark erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken.

Auch die Gefahr von Unfruchtbarkeit bei einer Adipositas-Erkrankung ist nur zwölf Prozent der Befragten bewusst. Dabei liegen laut DAK zahlreiche Studien vor, die belegen, dass sowohl Krebs als auch Unfruchtbarkeit stark übergewichtige Menschen häufiger betreffe als diejenigen mit Normalgewicht.

Hilfe für Eltern und Kinder

„Das Thema muss bereits im Kindergarten und in der Schule präsent sein“, sagt Claudia Middendorf, Patientenbeauftragte der Landesregierung. Kinder und Eltern brauchten Hilfe auf dem Weg „zu mehr Bewegung und gesünderer Ernährung“.

Einige positive Ergebnisse liefert die Studie aber auch. So gaben beispielsweise gut zwei Drittel der befragten Nordrhein-Westfalen an, ihr Aussehen zu mögen. Auffallend: Während die Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen in den mittleren Lebensjahren abnimmt, steigt sie bei den über 60-Jährigen wieder an. Mit 71 Prozent finden sich sogar mehr Senioren in NRW selbst schön als ganz junge Menschen unter 30 Jahren (70 Prozent).

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