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TerrorismusZwei Brüder aus Herne kämpften für IS-Miliz und wurden in Syrien getötet

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Mitglieder der von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) schauen sich in einem Stadion um, das der letzte Rückzugsort der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in der Stadt Al-Rakka (Syrien) war. (Symbolbild)

Köln – Zwei islamistische Brüder aus Nordrhein-Westfalen sollen bei einem Luftangriff der US-Armee im Nordirak getötet worden sein. Es soll sich dabei um Ömer und Yusuf D. aus Herne handeln. Der radikal-islamische Salafist Ömer D. aus Herne huldigte nur einem Herrn: dem selbst ernannten Kalifen der Terror-Milizen „Islamischer Saat“ (IS), Abu Bakr al-Baghdadi.

Im Jahr 2014 war der junge Eiferer aus dem Ruhrpott nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit einer Schusswunde im Oberkörper aus dem Dschihad in Syrien in die Heimat zurückgekehrt. Bei einem Treffen mit Freunden in der Wohnung seiner Frau soll er geschildert haben, wie er Soldaten der syrischen Regierungstruppen den Kopf abgeschnitten habe und bei einer Kesselschlacht verwundet worden sei.

Immer wieder rief der Veteran auf seinem Handy Twitter-Mitteilungen des IS auf. Dabei machte er keinen Hehl daraus, dass er auf Geheiß des IS auch hierzulande einen Terroranschlag begehen würde. Bald darauf entschwand er nebst seinem jüngeren Bruder Yusuf erneut ins Kriegsgebiet. Am Dienstag meldete das US-Militär den Tod mehrerer ranghoher IS-Kämpfer durch Luftangriffe, darunter Ömer und Yusuf D. Sie wurden am 26. Oktober bei einem Angriff nahe der irakisch-syrischen Grenzstadt Al-Qaim getötet.

Wie die „Welt“ berichtet machten die Brüder Karriere bei den Dschihadisten. Demnach soll Ömer D. Mitglied einer Einheit gewesen sein, die sich mit der Planung und Durchführung von Anschlägen vor allem in Europa befasst. Sein jüngerer Bruder Yusuf hingegen initiierte unter dem Aliasnamen Abdullah Kaya mit Gleichgesinnten eine virtuelle PR-Maschine in den sozialen Netzwerken namens „Niwelt“.

Dort fungierte er 2015 bis mindestens Mitte 2016 als einer der Administratoren. In Chatrunden wie „Tell Keyl Almani“ tauschten deutsche IS-Kämpfer um Yusuf D. ihre Kriegserlebnisse aus. Mal versah man Wachdienst im inzwischen verloren gegangenen Mossul im Irak oder kämpfte an der Front im irakischen Ramadi. Am 13. März 2016 freute sich Yusuf D. auf ein ganz besonderes Event: In einem Dorf sollten wohl Spione hingerichtet werden.

Als ein Chatteilnehmer nicht gleich verstand, antwortete der Administrator trocken: „Schlachtung.“ Mitunter diskutierte die Runde auch darüber, Frauen via Facebook ins gelobte Land (Sham) zu locken, sie zu versklaven und für 30000 Euro zu verkaufen.

Über etliche Kanäle von Niwelt hielten IS-Propagandisten Kontakt zu Glaubensbrüdern in München, einigen hessischen Metropolen oder auch nach NRW. So forderte ein Mitstreiter des Yusuf D. einen ausreisewilligen Konvertiten auf, sein Vorhaben zu überdenken: „Die Lage ist zurzeit angespannt. Europa, Türkei, Sham.“ Besser wäre es, „mit der richtigen Absicht ... zum selben Ziel“ zu kommen. „Und die Brüste der Gläubigen zu heilen.“ Ein Satz, der die deutschen Staatsschützer an ein IS-Traktat erinnert, in dem von Anschlägen als Antwort auf die französischen Luftangriffe die Rede ist.

Mögliche Anschläge in Deutschland

Aus Sicht der Ermittler besteht kein Zweifel, dass dies einer Aufforderung gleichkommt, „über Anschläge in Deutschland nachzudenken“. Dazu passt, dass die Gruppe um Yusuf D. in Chats über Sprengstoffattacken mit ferngesteuerten Autos nachdachte. Ein „Bruder“ in Deutschland wurde gebeten, ihnen entsprechende Anleitungen zu übermitteln. Es soll Trainingsvideos gegeben haben, wie mit Sprengstoff gefüllten Autos ins Ziel zu steuern seien.

Das Bundeskriminalamt (BKA) fahndete daher Ende 2016 mit einer eigenen Ermittlungsgruppe nach den beiden Brüdern. Ende Dezember hatte ein IS-Rückkehrer die Brüder als äußerst militante Islamisten geschildert.

Vor allem Ömer D. habe schon vor Jahren von Attentaten in Deutschland gesprochen. Die Brüder D. unterhielten enge Kontakte zu dem mutmaßlichen IS-Statthalter in Deutschland: dem Iraker Ahmad Abdulaziz Abdullah A., alias Abu Walaa.

Als sich Abu Walaa öffentlich mit dem Salafisten Pierre Vogel anlegte, agitierten Yusuf D & Co. über etliche Niwelt-Kanäle in den sozialen Netzwerken gegen den „abtrünnigen“ Web-Imam. Nach Ansicht der Staatsschützer die Ursache dafür, dass der IS in im April 2016 zur Tötung Vogels aufrief.

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