Yvonne Gebauer im PorträtNRW-Schulministerin hatte in Mathe auch mal eine Fünf

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Yvonne Gebauer wurde von Gerhard Voogt begleitet.

Yvonne Gebauer wurde von Gerhard Voogt begleitet.

Düsseldorf – Yvonne Gebauer zieht einen Aktenkoffer hinter sich her, als sie am späten Nachmittag das Chefbüro im Düsseldorfer Schulministerium verlässt. Sind das Hausaufgaben?

„Das ist meine Abendlektüre“, erklärt die FDP-Politikerin und seufzt. „Wenn ich mit dem Aktenstudium nicht fertig werde, stehe ich am Morgen früher auf. Heute bin ich seit Viertel nach fünf auf den Beinen. Bei der Arbeit muss man Disziplin halten, sonst ist das Pensum nicht zu schaffen.“

Yvonne Gebauer ist seit dem Sommer Schulministerin von NRW. Der Wunsch der Liberalen, nach dem Wahlsieg von CDU und FDP das Bildungsressort zu führen, katapultierte die Vorsitzende der Kölner Liberalen auf den Ministerposten.

Schulpolitik im Kölner Stadtrat

Die gelernte Kauffrau war seit 2004 im Kölner Stadtrat für Schulpolitik zuständig, seit 2012 kümmerte sie sich im Landtag um die Bildungspolitik. „Daher wollte ich natürlich gerne dahin, wo ich jetzt bin“, sagt die FDP-Frau. Sie hat ihren Traumjob – viele Bildungsexperten hatten Mühe, ihren Neid zu verbergen.

Gebauer trägt nun eine enorme Verantwortung. Das Scheitern ihrer Vorgängerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bei den Themen Inklusion und Turbo-Abi hatte maßgeblich zur Abwahl von Rot-Grün beigetragen. Jetzt muss die Liberale zeigen, dass sie es besser kann. So schnell, wie sie in der Opposition dachte, lassen sich Korrekturen nicht erreichen: „Schulpolitik ist ein großer Tanker, der sehr schwer in eine andere Richtung zu lenken ist“, sieht Gebauer nach wenigen Monaten im Amt jetzt ein.

Wichtigkeit von Grundschulen

Das Ziel der Ministerin ist die „beste Bildung“ für alle Kinder. „Die Basis dafür ist, dass die Schüler an den Grundschulen vernünftig lesen, schreiben und rechnen lernen und sie so gut vorbereitet auf die weiterführenden Schulen wechseln“, erläutert Gebauer. Die Einhaltung von Mindeststandards sei in den vergangenen Jahren „aus ideologischen Gründen massiv vernachlässigt worden“, ergänzt sie scharf.

Die Mutter eines erwachsenen Sohns tritt stets freundlich auf und wird selbst von der Opposition als „nette Person“ bezeichnet. Sie stammt aus dem „Kölner FDP-Adel“ – ihr Vater, der Liberale Wolfgang Leirich, war zwölf Jahre lang Schuldezernent von Köln. „Mein Vater war ein sehr gewissenhafter, bisweilen fordernder Mensch. In manchen Dingen bin ich ihm natürlich ähnlich. Ich mag zum Beispiel keine Fehler in Texten, die ich vorgelegt bekomme“, sagt Gebauer.

Nicht immer perfekt

Als Schülerin war sie allerdings nicht ganz perfekt. „Ich war keine Streberin, aber auch keine, der Schule keinen Spaß gemacht hat. Ich war wohl eher eine durchschnittliche Schülerin. Mathe hat mir nicht besonders gut gelegen. Da gab es auch mal eine Fünf in einer Klassenarbeit.“ Manchmal habe es genervt, einen „prominenten“ Vater zu haben, sagte die Ministerin: „Oft haben mich Schüler - aber auch Lehrer – auf dem Schulhof angesprochen und gefragt, ob ich ihm nicht dieses oder jenes erzählen könnte, um irgendwelche Angelegenheiten schneller voran zu bringen.“

An diesem Nachmittag endet die Fahrt vor dem Rathaus in Köln. Obwohl sich auf dem Platz gerade eine große Hochzeitgesellschaft versammelt hat, beachtet niemand die Frau, die aus der dunklen Karosse steigt.

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„Ich bin froh, dass mein Gesicht noch ziemlich unbekannt ist“, sagt die FDP-Politikerin. Dass das so bleibt, darf bezweifelt werden. Vom Erfolg oder Misserfolg ihrer Politik sind fast zwei Millionen Schüler und mehr als 165.000 Lehrer in Nordrhein-Westfalen betroffen.

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