Nur gedünstete Zucchini erlaubt

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Spam-Mails kommen ungefragt angeflogen - und werden nur selten liebevoll beantwortet.

Spam-Mails kommen ungefragt angeflogen - und werden nur selten liebevoll beantwortet.

Im Zeitalter überfüllter E-Mail-Postfächer gibt es einen Mann, der glaubt, dass jeder, der ihm eine E-Mail schickt, eine höfliche Antwort verdient hat: Er ist der „1Live Spam-Beantworter“und seit kurzem im Comedy-Programm des Radiosenders zu hören.

Der Spam-Beantworter tut das, wovor der normale E-Mail-Nutzer gewarnt wird, wozu er keine Lust hat oder manchmal vielleicht doch neugierig wäre, es zu tun: Er öffnet Spam-Mails. In diesen hat er sich zum Beispiel die Bilder von „Dirty Renate“ angesehen und lässt sie wissen „dass diese offensichtlich im privaten Rahmen entstandenen Fotos“ von ihr und der Zucchini wohlbehalten bei ihm angekommen sind.

Er bedauert: „Leider kann ich Sie bei Ihrem zugegebenermaßen originellen Hobby nicht wie erhofft unterstützen. Wegen einer chronischen Magenschleimhautentzündung kann ich seit meinem elften Lebensjahr Zucchini nur gedünstet zu mir nehmen.“ Bei der nächsten Mail von „James C. C. Bill“ bedankt er sich für das wirklich verlockende Angebot von 15 echten Rolex-Uhren für 99 Euro und fragt nach, ob er sich die Versandkosten von 14 600 Euro auch sparen könnte, indem er die Uhren auf dem Firmensitz auf den West-Antillen selbst abholen kommt.

Natürlich bespickt der Spam-Beantworter seine förmlichen E-Mails mit den gängigen E-Mail-Empfindungen wie *Smily* oder *Daumendrück*.

Vorurteilsfrei und naiv glaubt er fest an das Gute im Menschen und nimmt sie ernst. Manchmal macht er sich auch Sorgen, zum Beispiel über die Mitarbeiter einer Firma, die ihre E-Mails immer so spät in der Nacht versenden. Er hofft, dass ihr Betriebsrat für Nachtarbeit lohnende Bonuszahlungen ausgehandelt hat. „Smily, Smily“.

Ausgedacht haben sich dieses etwa 1,20-Minuten-Format die ehemaligen 1Live-Redakteure Henning Bornemann und Markus Hennig. Mit ihrer noch jungen Kölner Produktionsfirma „Südwitz“ produzierten sie auch den „unglaublichen Alk“ (eine Alkoholiker-Parodie auf Hulk) oder „Geilileo“ (welche die ProSieben-Wissenssendung „Galileo“ aufs Korn nimmt).

An Inspirationen zum „Spam-Beantworter“ mangelt es den beiden nicht. „Wir lesen einfach die Mails in unserem Postfach“, sagt Markus Hennig. Nur Attachments würden sie nicht öffnen, denn: „Da hat man ja doch Angst, sich einen Virus einzufangen.“ Schließlich bearbeiten sie den elektronischen Müll am gleichen PC, an dem sie auch die Radiobeiträge zusammenschneiden.

Jede Woche produzieren sie drei neue Folgen, die im 1Live-Tagesprogramm „floaten“, also immer zu anderen Uhrzeiten gesendet werden.

Am Ende wünscht man dem fleißig tippenden „Spam-Beantworter“, dass ihm doch auch mal jemand antworten möge. Was ist zum Beispiel aus der angepriesenen Penisverlängerung geworden, auf die er ganz verunsichert ein „aussagekräftiges Foto“ zurückgeschickt hat, um nachzuhören, ob „Herr x3pvfe“ dies denn wirklich für nötig halte?

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