Ökumenischer Gottesdienst im Dom

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Der Metropolit der Griechisch Orthodoxen Kirche, Augoustinos Labardakis, Kardinal Joachim Meisner, Erzbischof von Köln und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider.

Der Metropolit der Griechisch Orthodoxen Kirche, Augoustinos Labardakis, Kardinal Joachim Meisner, Erzbischof von Köln und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider.

Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 war bekanntlich ein Versehen des SED-Politbüromitglieds Günter Schabowski. Der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff braucht sich keine Gedanken zu machen, dass sein kleiner Lapsus auf dem Kirchentag ähnlich unmittelbare Folgen für das Verhältnis der getrennten Kirchen haben wird. Trotzdem registrierten die zum ökumenischen Gottesdienst am Freitagabend im Kölner Dom zugelassenen Fotojournalisten belustigt Feldhoffs Hinweis auf ihrem Berechtigungs-Formblatt: Aufnahmen von Gläubigen während des Gottesdienstes seien "unbedingt zu unterlassen". Und dann: "Auch beim Empfang der Heiligen Kommunion ist auf äußerste Zurückhaltung zu achten."

Die Kommunion in einer gemeinsamen Feier von Katholiken, Protestanten und Orthodoxen ist noch Zukunftsmusik. Aber das Gebet um die Einheit der Kirche bestimmte die Feier im Dom. Eindringlichstes Symbol für das schon erreichte Miteinander und das noch bestehende Trennende war schlicht die Tatsache, dass führende Vertreter dreier Konfessionen nebeneinander standen, miteinander sangen und gemeinsam segneten: Der katholische Erzbischof von Köln Kardinal Joachim Meisner, der evangelische Präses der rheinischen Landeskirche Nikolaus Schneider und der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos hatten im Zentrum der dicht gefüllten Kirche Platz genommen - aber vor dem Altar; der "Tisch des Herrn" hinter den drei Würdeträgern blieb an diesem Abend verwaist.

Einmalig ist der Auftritt dieses ökumenischen Dreigestirns nicht, aber immer noch ist es eine Besonderheit. Schon die Musik zu Beginn verdeutlichte dies. Während Orgel, Orchester und gemischte Chöre sonst zum Standardrepertoire festlicher Domliturgien gehören, bestimmten in diesem Gottesdienst die typischen protestantischen Klänge eines Posaunenchors den Verlauf

In seiner Begrüßung betonte Kardinal Meisner, desseb scharlachrotes Kardinalsgewand in starkem Kontrast zum Schwarz der Talare Schneiders un Augoustionos´ stand, sogleich das Verbindende. Warmherzig begrüßte er "die Schwestern und Brüder vor und hinter mir" und ging ausführlich auf das Kirchentagsmotto "lebendig und kräftig und schärfer" ein. Nicht die christliceh Botschaft müsse sich vor der Welt rechtfertigen, so der Erzbischof, "sondern die Welt hat sich vor dem Evangelium zu rechtfertigen, ob sie vor ihm bestehen kann." Es sei nicht Sache der Kirche, "Liebkind der Welt zu sein", so Meisner.

Die Predigt überließ er seinem evangelischen Gast. Schneiders emotional dichte Ansprache betonte die bewegende Kraft des Glaubens. "Gottes Segen ist so reichhaltig, so verschwenderisch, und Gottes Wort ist so lebendig und so kräftig - auch einige wenige von Gottes Wort bewegte Menschen können die Welt neu würzen", sagte Schneider. Und so wie der Weihrauch während der anschließenden Fürbitten in dichten Schwaden durch den Dom zog, breitete sich auch eine Stimmung festlicher Ergriffenheit aus.

Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär zeigte sich nach dem Ende der einstündigen Feier beeindruckt von der Atmosphäre. "Ich glaube, ich werde doch noch zur Verfechterin des gemeinsamen Abendmahls", sagte sie im Anschluss - augenzwinkernd und mit Rücksicht auf das geltende Verbot zur Teilnahme für Katholiken.

400 Gläubige bestreiten Ökumenischen Brückenweg

Bereits am Nachmittag hatten Pfarrer Rainer Fischer, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln (ACK), etwa 400 Gläubige mitgenommen auf einen Ökumenischen Brückenweg, um unter dem Motto "Aufgebrochen - Brückenbauen" singend, hörend und betend ein Zeichen zu setzten "wider die Leute, die von einer ökumenischen Eiszeit sprechen", wie es der evangelische Ökumenepfarrer Martin Bock formulierte. Sie folgten dabei dem Kölner Ökumenekreuz, das der Künstler Raphael Seitz zum Domjubiläum 1998 geschaffen hatte und das seitdem zum Symbol des Miteinanders der Kirchen in Köln geworden ist.

Start war im Mediapark mit seiner „postmodernen Architektur, die versucht, zusammenzubringen, was nicht zusammenpasst“, so Marten Marquardt, Leiter der Melanchthon-Akademie. Ein Ort, der für Beliebigkeit und Pluralismus steht, der aber auch „die Gefahr einfacher Antworten und von Fundamentalismus“ berge. „Eine versöhnte Verschiedenheit lässt sich aber nicht vereinbaren mit einfachen Antworten der Postmoderne, mit Beliebigkeit und Fundamentalismus“, schlug Pfarrerin Barbara Rudolph aus Frankfurt den Bogen zur Ökumene.

Das Denkmal der Philosophin, Jüdin und katholischen Ordensschwester Edith Stein, der Vorplatz an St. Andreas, mit dem sich die Namen der großen Theologen Albertus Magnus, Thomas von Aquin und Meister Eckardt verbinden, das frühchristliche Baptisterium und die griechisch-orthodoxe Kirche St. Heribert: Das waren die Orte, an denen sich die Teilnehmer mit dem Verhältnis von Christentum und Judentum, mit der Globalisierung, der Taufe als einendem Band zwischen den Konfessionen und dem Christentum in West- und Osteuropa auseinandersetzten.

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