Offene Kinder- und Jugendarbeit„Weit mehr als Billard und Kickern“

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Farbenfrohes aus der Sprühdose: Die Graffiti-Künstler aus dem "Haus der Jugend" in Opladen. BILD: RALF KRIEGER

Farbenfrohes aus der Sprühdose: Die Graffiti-Künstler aus dem "Haus der Jugend" in Opladen. BILD: RALF KRIEGER

Leverkusen – So sieht Vielfalt aus: Die einen spielen Saz, ein türkisches Saiteninstrument, die anderen tanzen Hip Hop, die nächsten lassen ihrer Kreativität mittels Spraydose freien Lauf. Wer kein eigenes Schlagzeug hat, bekommt eines zur Verfügung gestellt und wer die Schulferien zu Hause verbringt, muss sich nicht langweilen: Das Ferienprogramm sorgt für Abwechslung.

Geboten wird diese Vielfalt in den Leverkusener Kinder- und Jugendeinrichtungen. Doch weil längst nicht alle Kinder, Jugendlichen und Eltern die Angebote kennen, präsentierten sich die im Netzwerk „Jugendszene Lev“ vereinten Einrichtungen am Wochenende in der Wiesdorfer City. Die Jugend stand dabei im Mittelpunkt: Tanz- und Gesangsgruppen traten auf der Bühne auf, am Kickertisch durften die Passanten mitspielen, dazu gab es Popcorn.

17 Jugendhäuser und Cafés verschiedener Träger gehören dem vor zwei Jahren gegründeten Netzwerk „Jugendszene Lev“ an. Besonders erfreut hätte es die anwesenden Pädagogen und Sozialarbeiter, wenn sich, vor allem in Zeiten des Wahlkampfs, auch mal ein hiesiger Politiker hätte blicken lassen. „Aber die Offene Kinder- und Jugendarbeit ist kein Masterthema in der Leverkusener Politik“, sagte Reiner Hilken, Leiter des Awo-Jugendzentrums Bunker in Wiesdorf. Mit der Aktion in der City verschafften sich die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendeinrichtungen dennoch Gehör für ihre Arbeit, die weit mehr sei, als „ein bisschen Billard spielen oder Kickern“, so Ulrike Werner vom Jugendhaus Lindenhof.

„Wir bieten Raum auch für bildungsferne Schichten“, betonte Werner, „unsere Arbeit ist auch präventiv.“ Über das gemeinsame Mittagessen sei schon so manches Kind „von der Straße geholt“ worden. Über die Kinder entstünden auch Kontakte zu den Eltern, das Jugendhaus sei dann eine Vorstufe zum sozialen Dienst. Als Konkurrenz zu den Schulen mit ihren vermehrten Ganztagsangeboten sehen sich die Jugendeinrichtungen nicht.

„Wir wollen Dinge anbieten, die Schulen auch machen würden, am Nachmittag aber gar nicht unterkriegen“, erklärte Stefan Lapke, Sozialpädagoge bei der Evangelischen Jugend Schlebusch. Ein verbindendes Ziel von Jugendarbeit und Schule sei die Vermittlung sozialer Kompetenz, „aber Schule ist eben auch der Ort, wo benotet wird“. In den Jugendhäusern könnten sich die Kinder ausprobieren, Verantwortung für Projekte übernehmen. Lapke: „Und wenn sie einen Irrweg beschreiten, gibt es nicht gleich eine Fünf wie in der Schule.“

Das Ziel des Netzwerks indes ist vor allem finanzieller Natur. Mittelfristig sollen die Angebote sichergestellt werden - so das die Leverkusener Jugend weiterhin von der Vielfalt profitieren kann.

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