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„Sie sind Engel“Große Solidarität in Beirut nach der Explosion

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Recue Team Beirut

Rettungsteams aus verschiedenen Ländern, im Bild ein Team aus Russland, beteiligen sich an der Suche nach Überlebenden der Katastrophe.

Beirut – Bei den Aufräumarbeiten nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut sind die meisten Libanesen auf sich allein gestellt - und zeigen große Solidarität mit den Opfern.

In den stark zerstörten Vierteln rund um den Hafen sind auch am Samstag Dutzende freiwillige Helfer mit Besen und Schaufeln im Einsatz. Andere bringen Essen und Getränke, wie etwa Alessio Zughaib, der an einem Tisch vor einem Krankenhaus Wasser und Äpfel verteilt. „Wir, die Menschen des Libanons, schaffen den Schutt weg, nicht die Regierung“, sagt der junge Mann, der zu den Pfadfindern gehört.

Nicht rumsitzen, sondern helfen

Auch die 17-jährige Christina Mata ist an diesem Morgen im Einsatz, um die Aufräumarbeiten zu unterstützen. „Ich will nicht zu Hause rumsitzen, sondern helfen“, sagt sie. „Ich bin gekommen, um den Menschen in dieser schmerzhaften Not nahe zu sein.“

Besonders schlimm erwischt hat es das Viertel Mar Michail, bekannt für seine guten Restaurants, Bars und Galerien. Jetzt sieht es hier aus, als wäre ein Hurrikan hindurchgefegt - an ein fröhliches, ausgelassenes Nachtleben ist nicht mehr zu denken. Scherben bedecken die Straßen, Stromleitungen hängen herunter, zerstörte Möbel stehen herum. Viele der alten, traditionellen Häuser sind stark zerstört. „Es bricht einem das Herz, diese Verwüstung zu sehen“, sagt der Architekt George Duwaihi, der in einer Straße steht. Er sei als Freiwilliger hier. „Ich biete meine Expertise an, um diese wunderschönen alten Häuser, die nach der Explosion vom Einsturz bedroht sind, zu renovieren. Sie sind Teil unseres Erbes.“

Ganz in der Nähe, im ebenfalls beliebten Ausgehviertel Dschemmaiseh, sind Freiwillige mit Boxen unterwegs und verteilen Manakisch, eine Art libanesische Pizza. „Wir sammeln Geld und kaufen Essen für die Freiwilligen, die die Häuser und Straße reinigen“, erzählt Silina Jamut, die aus der Küstenstadt Tyre angereist ist.

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In Dschemmaisah hat auch die Nonne Nicola al-Akiki die vielleicht schlimmsten Tage ihres Leben durchmachen müssen. Sie ist Leiterin des Wardiah-Krankenhauses, nur rund 500 Meter vom Ort der Explosion entfernt. „Junge Freiwillige haben unsere Klinik vom Schutt befreit und gereinigt“, sagt die Frau, die einst acht Monate in Köln lebte. „Sie sind Engel. Alle Libanesen helfen sich gegenseitig.“ (dpa)

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