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„Weeze ist nicht Köln“Parookaville überrascht von Andrang bei Kasalla-Konzert

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Der Besucherandrang auf das Festival-Konzert war so groß, dass es abgebrochen werden musste.

  • Kasalla ist am Wochenende auf dem Parookaville-Festival in Weeze aufgetreten.
  • Das Konzert wurde allerdings bereits nach drei Liedern wegen zu vielen Fans vor der Bühne abgebrochen.
  • Wir haben beim Veranstalter und der Polizei nach den Gründen gefragt.
  • Dabei zeigten sich die Parookaville-Verantwortlichen überrascht.

Weeze/Kleve – Eigentlich ist Kasalla keine Band, von der man einen großen Publikumsauftrieb bei einem Festival für elektronische Musik erwarten würde. Das geben auch die Veranstalter des Parookaville in Weeze zu, die von der Situation am Samstag wohl ebenso überrascht waren wie die Musiker aus Köln: Vor der sogenannten Brainwash-Bühne, auf der Kasalla auftrat, drängten sich mit einem Mal so viele Leute, dass es besonders im hinteren Bereich des Zuschauerraums zu einer Besorgnis erregenden Enge kam. Das Konzert wurde abgebrochen.

Parookaville: Zu keinem Zeitpunkt eine Gefahrenlage

Es war ein vorsorglicher Abbruch, wie Philip Christmann, Pressesprecher des Parookaville-Festivals, und Manuela Schmickler von der Polizei Kleve am Montag auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ unisono bestätigen. Es habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahrenlage bestanden, sagte Schmickler: „Es gab keine Panik, keiner kletterte über die Zäune.“ Als Veranstalter habe man die Band informiert, dass man aufgrund der Menschenmasse auf die Fortführung des Auftritts besser verzichte, so Christmann. „Weeze ist nicht Köln“ – deshalb habe man Kasalla auf die kleinere Bühne platziert. Dass kölsche Töne auf einem dreitägigen Festival für elektronische Tanzmusik derart enthusiastischen Zuspruch erhalten, ruft beim Festivalsprecher Erstaunen hervor.

Überblick vom Bunkerdach

Nach der Schilderung von Manuela Schmickler haben sich am Samstag Streifenpolizisten auf dem Festivalgelände auf dem Dach eines Bunkers Überblick über die Lage vor der Brainwash-Bühne verschafft. Man habe zuvor von Rettungskräften die Meldung erhalten, dass es an einigen Stellen gefährlich voll war. In den sozialen Netzwerken schreiben Konzertbesucher von Panikgefühlen. Der Abbruch des Konzerts habe dann rasch dazu geführt, dass sich die Menge auflöste. „Keine Musik, keine Leute“, sagt die Polizeisprecherin dazu. „Die Menschen sind dann einfach weitergegangen.“

Alles zum Thema Kasalla

Die Parookaville Gmbh, die das Festival unter anderem mit Unterstützung der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und in diesem Jahr mit Mitteln aus dem Fonds „Neustart Kultur“ veranstaltet, ist für die Festivalbauten verantwortlich. Man werde prüfen, ob man aus der Erfahrung vom Samstag bauliche Konsequenzen ziehe, so der Festivalsprecher. Bereits am Sonntag habe man den Auftritt von Mia Julia auf die zweitgrößte Bühne von Parookaville verlegt, weil man erwartete, dass auch dieser Act viele Fans anziehen werde.

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Insgesamt besuchen das Parookaville-Festival täglich 70.000 Menschen; es findet seit 2015 jährlich Mitte Juli am Flughafen von Weeze statt und zählt zu den größten Festivals Europas. Initiator ist der aus Weeze stammende Bernd Dicks, der 2010 als Reporter für den WDR die Massenpanik auf der Duisburger Loveparade miterlebte. Damals starben 21 Besucherinnen und Besucher der Technoparade, Hunderte wurden zum Teil schwer verletzt.

Dass es am Samstag zu der drangvollen Enge beim Parookaville-Festival kam, lag wohl auch daran, dass sich Zuschauende und Passanten vermischten, wie Christmann sagt. Er betont, dass es nach dem Abbruch des Kasalla-Konzerts zu verständnisvollen Reaktionen seitens des Publikums kam. Via Instragram bedankte sich eine Besucherin des Auftritts für die „mutige und richtige Entscheidung“.

In den Corona-Zeit musste das Elektro-Festival pausieren – nun seien „die Leute ausgehungert“, wie Christmann sagt. In den vergangenen Tagen habe auf dem Festival eine durchweg positive und friedfertige Stimmung dominiert: „Es herrschte Euphorie“, so der Sprecher.

Großer Zuspruch

„Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“, so resümiert Manuela Schmickler den Samstag, der Kasalla aufgrund des Stress-Moments im Gedächtnis bleiben dürfte – aber auch, weil sich die Band darüber freuen kann, dass sie einen so großen Publikumszuspruch erfahren durfte.

Nun macht sich nicht allein Sänger Basti Campmann Hoffnung aufs kommende Jahr – auch viele Fans fordern nach dem vergangenen Samstag eine Parookaville-Neuauflage für Kasalla im nächsten Sommer. Dann allerdings auf großer Bühne.

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