Als erster US-BundesstaatKalifornien schafft das Kautionssystem ab

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Kaution Django

Christoph Waltz (l.) als Kopfgeldjäger mit Jamie Foxx in „Django Unchained“

  • Als erster US-Bundesstaat schafft Kalifornien das Kautionssystem ab.
  • Aus Filmen wie „Django Unchained" und Serien wie „Colt Seavers“ ist der Berufszweig der Kopfgeldjäger bekannt.
  • Das System sei aber sozial ungerecht und bevorzuge die Reichen, so der Senat.

Es ist eine klassische Szenerie, vertraut aus vielen Filmen und Fernsehserien: Ein Angeklagter ist auf Kaution frei, setzt sich ab – und wird von Kopfgeldjägern doch noch vor Gericht gebracht.

Die 80er-Jahre Serie „Ein Colt für alle Fälle“ handelte davon. Lee Majors spielte den Stuntman Colt Seavers, der sich so Geld dazu verdiente.

Als Reality-Show lief mehrere Jahre lang „Dog – The Bounty Hunter“, in der der echte Kopfgeldjäger Dog Chapman und seine Familie Kleinkriminelle auf Hawaii aufspürten.

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Kaution Colt Seavers

Douglas Barr, Lee Majors und Heather Thomas 1981 in der Serie „Colt Seavers“

Aus Western ist das Sujet nicht wegzudenken, in „Django Unchained“ setzte Quentin Tarantino mit dem Kopfgeldjäger Dr. King Schultz, gespielt von Christoph Waltz, der Urform des Berufszweigs ein Denkmal.

Doch nun hat Kalifornien als erster US-Bundesstaat beschlossen, das Kautionssystem abzuschaffen. Das kommt einer kleinen Revolution gleich – viele Staaten richten sich in ihrer Gesetzgebung nach dem bevölkerungsreichsten Teil des Landes.

Der kalifornische Senat begründete die Entscheidung damit, dass das Kautionsverfahren sozial ungerecht sei. Für Reiche sei das Hinterlegen von Geld kein Problem, Arme müssten ins Gefängnis oder sich den teuren Kautions-Verleiher ausliefern.

In Deutschland nur selten angewandt

Eine Freilassung auf Kaution gibt es in Deutschland eher selten. Ob U-Haft oder nicht, hängt vor allem davon ab, in welchen Verhältnissen der Betroffene lebt. Hat er einen festen Wohnsitz, eine Arbeit, eine Familie? Ein spektakulärer Fall war 2015 der frühere Top-Manager Thomas Middelhoff, der gegen Kaution aus der Untersuchungshaft frei kam. Er musste 895 000 Euro hinterlegen und seine Pässe abgeben.

Dog Chapmans Geschichten auf Hawaii zeigen jedenfalls deutlich, dass am Ende die ärmsten Schlucker, oft Drogenabhängige, gejagt wurden. Dagegen ist es für den wegen Vergewaltigung angeklagten Filmproduzenten Harvey Weinstein ein Leichtes, eine Million Dollar zu hinterlegen, um auf freiem Fuß zu bleiben.

Bisher ist die Kaution der Regelfall in den USA. Nur bei schwersten Taten wird Untersuchungshaft angeordnet. Angeklagte können bis zum Prozess in Freiheit bleiben, wenn sie eine Kaution hinterlegen – im Englischen: bail bond.

Zinsen bis zu 15 Prozent

Spezielle Makler – den bail bond agents – stellen das Geld dafür zur Verfügung. Sie verlangen Gebühren zwischen zehn und 15 Prozent. Hält sich der Angeklagte an alle Auflagen und erscheint er am Tag der Verhandlung vor Gericht, bekommt der Makler das Geld plus Gebühr zurück.

Setzt sich der Angeklagte aber ab, können die Makler Kopfgeldjäger dazu beauftragen, ihn wieder aufzuspüren und dafür zu sorgen, dass er doch noch vor Gericht erscheint – wobei es nicht zimperlich zugeht.

Colt Seavers und seine Kollegen kassieren dann dafür. Werbung für die Geldverleiherfirmen und die „bounty hunter“ sind in den USA ganz normal. 15.000 Firmen soll es geben.

Minderheiten besonders betroffen

Bürgerrechts- und Antirassismusgruppen fordern schon seit Jahren, dass das Kautionssystem abgeschafft wird. Die Schulden durch die „bail bonds“ bedeuteten oft den Ruin einer ganzen Familie, besonders betroffen seien Farbige und Minderheiten.

Das neue Gesetz soll im Oktober 2019 in Kraft treten. Dann werden die Richter in Kalifornien nach anderen Kriterien als Geld darüber entscheiden, ob der Angeklagte in Haft muss oder nicht.

Ausschlaggebend sein sollen zum Beispiel die Schwere der Straftat, Fluchtgefahr und die Gefahr der Wiederholung der Tat. In Filmen und TV – und wohl auch in vielen US-Bundesstaaten – wird die Kaution aber wohl noch lange ein Thema bleiben.

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