Amoklauf in ThailandEx-Polizist tötet 37 Menschen in Kita

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Rettungskräfte tragen den Sarg eines der 37 Opfer des Amoklaufs.

Bangkok/Nong Bua Lamphu – Ein ehemaliger Polizeibeamter hat in einer Kindertagesstätte in Thailand ein Massaker angerichtet und mehr als 30 Menschen getötet. Die Tat ereignete sich am Donnerstagmittag (Ortszeit) in der Provinz Nong Bua Lamphu im Nordosten des Landes. Vize-Polizeichef Torsak Sukwimol sprach zunächst von mindestens 34 Toten. Mittlerweile ist die Zahl von 37 Toten bestätigt. Unter den Opfern sind mehr als 20 Kinder. Thailändische Medien sprachen von einem Amoklauf.

Thailand: Täter schießt bei Flucht weiter aus Auto

Die meisten Opfer sollen in der Kita gestorben sein, jedoch habe der erst kürzlich aus dem Polizeidienst entlassene Täter (34) auch auf der Flucht aus seinem Auto weiter geschossen und Menschen getötet, berichteten thailändische Medien. Insgesamt zwölf Menschen wurden verletzt, einige davon schwer.

Das örtliche Krankenhaus rief die Bevölkerung zu Blutspenden auf. Das Entsetzen im ganzen Land war riesig. Viele User schrieben erschütterte Kommentare in sozialen Netzwerken und drückten den Angehörigen ihr Beileid aus. Augenzeugen berichteten thailändischen Medien von dem Moment der Tat.

Demnach war der Täter mit Schusswaffen und Messern bewaffnet. Damit habe er sich gewaltsam Zutritt zu dem Gebäude im Bezirk Na Klang verschafft und umgehend das Feuer eröffnet, zitierte die Zeitung „Khaosod“ einen Überlebenden. Er habe auf jeden gezielt, der sich ihm in den Weg stellte. Viele Kinder sollen in einem Schlafsaal von dem Täter angegriffen worden sein. Unter den Opfern sei auch eine schwangere Betreuerin der Kita, hieß es.

Thailand: Amokläufer tötete Ehefrau und sein Kind

Anschließend war der Täter zunächst in einem weißen Pick-up auf der Flucht. Die Einsatzkräfte schrieben eine Fahndung aus. Kurze Zeit später wurde aber bekannt, dass sich der Mann selbst getötet habe. Zuvor tötete er offenbar in seinem Haus seine Ehefrau und sein Kind. In der Nähe wurde der völlig ausgebrannte Pick-up gefunden. Ob der Täter und seine Familie in der offiziellen Opferzahl einbegriffen sind, war unklar.

Die Angehörigen der Toten seien völlig verzweifelt, schrieb „Khaosod“. Ministerpräsident Prayut Chan-o-Cha sprach in einer Mitteilung von einem „schockierenden Vorfall“ und erklärte: „Ich habe den nationalen Polizeichef angewiesen, in die Region zu reisen, um die rechtlichen Schritte zu beschleunigen, und ich habe alle Beteiligten gebeten, allen Betroffenen dringend zu helfen.“

Amoklauf in Kita in Thailand: Motiv noch unklar

Die Hintergründe der Tat waren noch unklar. Der Täter war wegen Drogendelikten im Juni aus dem Polizeidienst entlassen worden. Bei ihm sollen zuvor Methamphetamin-Pillen gefunden worden sein.

Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen

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Die Neurologen und Psychiater im Netz empfehlen ebenfalls, in akuten Situationen von Selbst- oder Fremdgefährdung sofort den Rettungsdienst unter 112 anzurufen. Darüber können sich von psychischen Krisen Betroffene unter der bundesweiten Nummer 116117 an den ärztlichen/psychiatrischen Bereitschaftsdienst wenden oder mit ihrem Hausarzt Kontakt aufnehmen. Außerdem gibt es in sehr vielen deutschen Kommunen psychologische Beratungsstellen. 

Nach Angaben des Vize-Polizeichefs Torsak Sukwimol fand am Donnerstag eine Anhörung zu dem Fall statt. Nachdem der Angeklagte das Gericht verlassen hatte, habe er gestresst gewirkt und einige Beruhigungsmittel eingenommen, zitierte Sukwimol die Mutter des Täters. Anschließend habe er eine Paranoia entwickelt. Er habe zu seiner Waffe gegriffen und sei in die Kindertagesstätte gefahren.

Weltweite Anteilnahme – Thailands König kündigt Hilfen für Angehörige an

Ministerpräsident Prayut Chan-o-Cha sprach in einer Mitteilung von einem „schockierenden Vorfall“ und versprach Hilfen für die betroffenen Familien. Er wollte am Freitag auch persönlich zum Ort der Bluttat 500 Kilometer nordöstlich von Bangkok reisen. Auch Thailands König Maha Vajiralongkorn habe Hilfen für die Angehörigen angekündigt und einen Vertreter in die Provinz entsandt, sagte der Chef der Nationalpolizei, Damrongsak Kittiprapas.

Die Bluttat hat weltweit Trauer und Entsetzen ausgelöst. Spitzenpolitiker aus aller Welt und internationale Organisationen sprachen dem südostasiatischen Land und den betroffenen Familien ihre Anteilnahme aus. Die Regierung in Bangkok kündigte an, die Flaggen im Land auf Halbmast zu setzen. Auch die deutsche Botschaft in Bangkok setzte die deutsche Flagge auf Halbmast. Botschafter Georg Schmidt schrieb in einem Tweet: „Wir teilen die Trauer und den Schmerz.“

UN-Generalsekretär António Guterres sprach auf Twitter von einer „abscheulichen“ Tat und betonte: „Lernzentren sollten Orte sein, an denen sich Kinder sicher fühlen und niemals angegriffen werden.“ Das Kinderhilfswerk Unicef schrieb, kein Kind solle jemals Ziel oder Zeuge von Gewalt sein. „Unicef verurteilt alle Formen von Gewalt gegen Kinder.“ Frühkindliche Entwicklungszentren, Schulen und alle Lernräume müssten sichere Zufluchtsorte sein, in denen Kinder lernen, spielen und wachsen könnten.

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Die Provinz Nong Bua Lamphu liegt 500 Kilometer nordöstlich von Bangkok unweit der Grenze zu Laos. Es ist eine der schlimmsten Gewalttaten in der jüngeren Geschichte des buddhistisch geprägten Landes. Im Februar 2020 hatte ein Soldat bei einem Amoklauf 29 Menschen getötet. Der Feldwebel hatte in einem Einkaufszentrum in Nakhon Ratchasima im Nordosten des Landes Geiseln genommen. Später wurde er von Sicherheitskräften erschossen. (dpa)

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