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Deutsche MisserfolgePeter Urban über die Einsamkeit in der ESC-Sprecherkabine

Lesezeit 3 Minuten
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Peter Urban

  • Der ARD-Kommentator feiert am Samstag seinen 70. Geburtstag.
  • Am 12. Mai will Peter Urban zum 21. Mal das Finale des ESC kommentieren

Köln – Herr Urban, der ESC ist für Deutschland inzwischen eher zur Angstveranstaltung geworden. Sie sind ja eigentlich die einzige Konstante für uns beim Wettbewerb, auf die man sich verlassen kann.

Ja, das ist doch schön, ich kommentiere den ESC in diesem Jahr zum 21. Mal.

In den vergangenen Jahren war das nicht immer einfach – mit  letzten und vorletzten Plätzen.

Man muss aber auch sagen, dass wir eine Menge Pech gehabt haben. Immerhin hatten wir  2010 den tollen ersten Platz mit Lena und  2012 noch einen guten achten Platz mit Roman Lob. 2014 gab es dann ein ganz knappes Ergebnis beim Vorentscheid, Cascada gewann hauchdünn vor LaBrassBanda. Ich fürchtete, dass wir mit dem Song von Cascada keinen großen Erfolg haben würden – es wurde dann Platz 21. Und 2015 sagte Andreas Kümmert seine Teilnahme ab. Der hätte unter die ersten drei kommen können, da bin ich sicher.

Wäre es nicht am besten, man würde Sie alleine die Teilnehmer aussuchen würden – Sie haben die meiste Erfahrung?

(lacht) Ja, das wäre eine Idee. Immerhin saß ich einmal in der Jury.

Und wie sehen Sie die deutschen Erfolgsaussichten für dieses Jahr?

Wir hatten dieses Jahr  ein wirklich gutes System für den Vorentscheid. Es gab drei Panels aus Experten, Fans und Zuschauern. Die haben richtig entschieden. Ich hätte Michael Schulte auch gewählt.

Sie glauben also, wir haben diesmal eine gute Chance?

Ja, weil wir eingesehen haben, dass es auf Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit bei den Kandidaten in Kombination mit dem passenden Song ankommt. Ich bin kein Orakel, aber ich glaube, dass wir besser abschneiden als in den vergangenen Jahren.  

Was ja nicht viel wäre...

Wir wären schon glücklich,  wenn wir um einiges weiter nach vorne kommen würden. Aber so wichtig sollte man das auch alles nicht nehmen. Es ist ja keine WM, sondern einfach eine schöne Unterhaltungsshow.

Hat die Show heutzutage überhaupt noch eine Bedeutung?

Der damalige Grand Prix wurde 1956 gestartet, um die europäischen Länder nach dem Krieg wieder zusammenzubringen. Das ist dann später mit der Einbeziehung der  ehemaligen Ostblockstaaten fortgesetzt worden. Der ESC ist gut modernisiert worden, viele Zuschauer kommen inzwischen über die Sozialen Medien oder schauen online.  In Island hat der ESC eine Einschaltquote von 90 Prozent, in Schweden von 80. Und es ist immer noch die erfolgreichste ARD-Unterhaltungsshow des Jahres.

Wie ist das eigentlich als Kommentator, wenn keine Punkte fürs eigene Land kommen?

Da fühlt man sich schon manchmal einsam. Ich sitze ja nur mit einem Assistenten in der Sprecherkabine. Und wir fangen dann an zu rechnen und zu hoffen.

Was war Ihr schönster ESC?

Der Sieg von Lena in Oslo war natürlich wunderbar.

Und der schlimmste Abend?

Richtig gelitten habe ich nie. Na ja, 2017 in Kiew, als wir auf den vorletzten Platz kamen, da haben wir uns hinterher zum Tanzen getroffen. Zum Frusttanzen.

Trotz allem: Sie wollen noch ein paar Jahre weitermachen?

Ja, denn es ist einfach eine tolle Atmosphäre. Letztes Jahr hatte ich mein 20. Jubiläum als Sprecher beim ESC und die Kommentatoren aus den anderen Ländern hatten eine Torte für mich und haben gesungen. Wir sind uns alle in die Arme gefallen.  Solange der NDR mich möchte, ich geistig und körperlich fit bin, keine Songs, Sänger oder Startnummern verwechsele und die richtigen Regler hochziehe, denke ich wirklich noch nicht an Abschied.

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