Ebola-Epidemie im KongoFast 1500 Menschen an Ebola gestorben

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Ebola_Gesundheitsaufklärung

Mit einfachen Schautafeln klären Helfer in der Demokratischen Republik Kongo und in Uganda die Bevölkerung auf, wie sie sich vor Ebola schützen kann. 

Die seit fast einem Jahr in der Demokratischen Republik Kongo grassierende Ebola-Epidemie gehört zu den Katastrophen auf dem afrikanischen Kontinent, die von der Weltgemeinschaft weitgehend ignoriert werden. Dabei breitet sich die extrem gefährliche Infektionskrankheit immer weiter aus.

Dennoch zeigt sich die Weltgemeinschaft zögerlich, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit genügend Geld für den Kampf gegen die Epidemie in Zentralafrika auszustatten. Der WHO fehlen  aktuell Millionenbeträge. Die Organisation hatte die Kosten zur Finanzierung des Einsatzes von Februar bis Juli 2019 auf 98 Millionen Dollar (rund 87 Millionen Euro) geschätzt. Davon seien bis Mitte Juni weniger als die Hälfte zusammengekommen, sagte WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. Wenn das Geld nicht komme, müsse die WHO ihren Einsatz im Kongo zurückfahren. 

Seit Beginn der Epidemie im August 2018 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über 2200 Infizierte registriert. Die Zahl der Toten liegt inzwischen bei fast 1500. Die WHO geht aber davon aus, dass nur etwa dreiviertel der Fälle überhaupt registriert werden. Jüngst starben erstmals zwei Menschen im benachbarten Uganda an der Krankheit.

Besonders betroffen von der Ebola-Epidemie im Osten des Kongo sind die Provinzen Ituri und Nord-Kivu. In der Großstadt Butembo in der Provinz Nord-Kivu liegt auch das Krankenhaus der kongolesischen Nichtregierungsorganisation Fepsi („Femmes engagées pour la Promotion de la Santé integrale“, „Frauen für die Förderung der ganzheitlichen Gesundheit“).

Hilfe für Opfer von Vergewaltigungen

Gegründet im Jahr 2000 von Frauen aus Butembo, bietet die Fepsi-Klinik Opfern von Vergewaltigungen medizinische und psychotherapeutische Hilfe. Vergewaltigungen sind nach wie vor ein häufig angewendetes Mittel der Gewalt bewaffneter kongolesischer Milizen gegen Zivilisten. Zu den schweren körperlichen und psychischen Schädigungen kommt für die – meist weiblichen – von Vergewaltigungen hinzu, dass sie sozial stigmatisiert werden. In vielen Fällen wenden sich ihre Familien von ihnen ab.

Die Ärzte, Pflegerinnen und Psychotherapeuten in Butembo in der Provinz Nord-Kivu bieten eines der ganz wenigen Hilfsangebote für Vergewaltigungsopfer im Ost-Kongo. Die Welthungerhilfe und die spanische Nichtregierungsorganisation Farma Mundi unterstützen das Fepsi-Krankenhaus seit vielen Jahren. (ps)

Das Krankenhaus ist eine der wenigen Anlaufstellen für Vergewaltigungsopfer in dieser Region des Kongo. Seit Ausbruch der Epidemie sind die Ärzte und Pfleger des Krankenhauses auch immer wieder mit Ebola-Fällen konfrontiert.

Immer noch viele neu Infizierte

Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichten Marie-Dolorose Masika Kafanya und Justin Muhindo Masinda, die Leiter des Krankenhauses, dass sie bis Anfang Juni schon 89 Verdachtsfälle an das Ebola-Behandlungszentrum für die Region Butembo verwiesen haben. Doch die Mitarbeiter des Fepsi-Krankenhauses kämpfen nicht nur gegen die Krankheit selbst.

Temperaturprüfung_Fepsi_Butembo

Als Vorsichtsmaßnahme wird bei Besuchern und Mitarbeitern, die in die Fepsi-Klinik kommen, die Körpertemperatur überprüft. 

Sie sehen sich – wie alle Ärzte und Pfleger, die versuchen, die Ebola-Epidemie einzudämmen – auch massiven Vorbehalten ihrer Landsleute gegenüber. „Der Widerstand der Bevölkerung angesichts von Ebola und gegen die Impfkampagne zum Schutz vor dem Virus ist ein Haupthindernis für die Ausrottung der Krankheit. Dieser Widerstand begünstigt die schnelle Verbreitung der Krankheit“, sagen dazu Masika Kafanya und Muhindo Masinda.

Die Bevölkerung im Osten des Kongo betrachtet die gesamten Aktivitäten zur Eindämmung der Epidemie mit großem Argwohn. „Die Leute rechtfertigen ihren Widerstand damit, dass sie sagen, der Kampf gegen Ebola sei ein Geschäft, bei dem zu viele gut bezahlte Auswärtige und Ausländer mit zu vielen Autos durch die Gegend fahren würden; das sei missbräuchlich angeworbenes Personal, dass für den Einsatz gegen die Epidemie nicht qualifiziert sei“, berichten die beiden Leiter des Fepsi-Krankenhauses.

Manchmal sind die Kongolesen einfach nur wütend darüber, dass sie lange warten müssen, bis sie ihre an Ebola gestorbenen Verwandten beerdigen können. Denn bis das Ergebnis des Tests zum Nachweis der Infektion vorliegt, dauert es 48 Stunden. Zwei Tage, in denen die Verwandten nichts tun können als warten.

Zahlreiche Angriffe auf Ärzte und Sanitäter

Ungeduld, Frust, Misstrauen gegenüber den Helfern, Trauer um das tote Familienmitglied, Wut auf das schlecht funktionierende öffentliche Gesundheitswesen: eine explosive Mischung, die seit Ausbruch der Epidemie nach Angaben des kongolesischen Gesundheitsministeriums bereits mehr als 130-mal zu Überfällen auf Anlaufstellen für Ebola-Verdachtsfälle führte.

Ebola_Beni_Kongo

Helfer reinigen sich in Beni, in der ostkongolesischen Provinz Nord-Kivu nach der Arbeit in einem Behandlungszentrum gegen Ebola mit Desinfektionsmittel.

Kliniken und ambulante Einrichtungen wurden in Brand gesteckt, Sanitäter oder Mediziner verletzt oder sogar getötet. So auch in Butembo, wo die beiden wichtigsten Ebola-Behandlungszentren der mehrere Hunderttausende Einwohner zählenden Stadt angegriffen, geplündert und in Brand gesteckt wurden. Ein Epidemiologe der WHO kam dabei Ende Mai ums Leben.

Auch die Mitarbeiter im Fepsi-Krankenhaus erhalten Drohungen von Angehörigen, die ihre Toten bestatten wollen. „Die Angst, überfallen zu werden, gibt es deshalb auch bei uns“, berichten Masika Kafanya und Muhindo Masinda.

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Ein Grund, warum das bisher nicht geschehen ist, mag aber darin liegen, dass direkt neben dem Krankenhaus eine Wache der Polizei steht. Aber auch außerhalb ihrer Arbeitsstelle sind die Mitarbeiter von Fepsi nicht in Sicherheit: „Unserem Personal droht Gefahr von bewaffneten Rebellen. Diese Leute sind darauf aus, Mitarbeiter im Gesundheitswesen zu töten.“

Der dritte Punkt, der die Arbeit des Fepsi-Krankenhauses massiv behindert, klingt wie ein Echo auf die Klage über die Unterfinanzierung des Kampfes gegen die Epidemie, die der WHO-Generalsekretär Ghebreyesus führt. 

Den Ärzten, Pflegern und Psychotherapeuten fehlt es bei seiner enorm wichtigen Arbeit eigentlich an fast allem. „Es fehlt uns an Geld, um die Bevölkerung über die Zusammenhänge zwischen der Epidemie, HIV/Aids und den sexuellen Gewalttaten aufzuklären. Es fehlt uns an Mitteln, um unsere Verwaltungsbüros baulich besser von den Krankenzimmern zu trennen. Und es mangelt uns regelmäßig an Desinfektionsmitteln, Seife und Kitteln für unser Personal", sagen Justin Muhindo Masinda und Marie Dolorose Masika Kafanya.

Die bewaffneten Milizen, die die beiden erwähnen, schüchtern seit vielen Jahren die Zivilbevölkerung mit Überfällen und Entführungen ein. Sanitäter und Ärzte, die versuchen, der Bevölkerung im Kampf gegen Ebola, mit Aufklärungskampagnen zu HIV/Aids oder im Kampf gegen Vergewaltigungen zu helfen, stören ihr Geschäft. Aber solange die Sicherheitslage im Osten des Kongo so unsicher bleibt – auch weil die internationale Gemeinschaft wegschaut – wird es schwer bleiben, die Ebola-Epidemie wirksam zu bekämpfen.

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