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Einsatz war korrektDüsseldorfer Polizisten nach umstrittener Festnahme entlastet

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Szene aus dem Video: Beamte fixieren jungen Mann per Knieeinsatz. 

Szene aus dem Video: Beamte fixieren jungen Mann per Knieeinsatz. 

Düsseldorf – Der Fall sorgte für Aufsehen. Polizisten sollen den randalierenden Jugendlichen Mohamed A. abends in der Düsseldorfer Altstadt vor einem Schnell-Imbiss Mitte August mit brutaler Gewalt am Boden gehalten und fixiert haben. Ein Video machte im Internet die Runde. Die Sequenz legte den Verdacht nahe, dass ein Beamter den Hauptschüler ähnlich wie im Falle des bei einem Polizeieinsatz getöteten US-Amerikaners George Floyd mit dem Knie am Hals niedergedrückt hatte. Der grüne Lokalpolitiker Samy Charchira behauptete, „der Junge hat Verletzungen im Gesicht, im Becken und an der Halswirbelsäule erlitten.“

Gegen vier Polizisten aus der Altstadtwache wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Laut den Vorschriften für Einsatztechniken darf der Beamte nicht auf den Hals, sondern nur auf den Kopf des Delinquenten sein Bein setzen, um ihn festzunehmen. So soll eine etwaige Atemnot verhindert werden.

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Inzwischen hat das Polizeipräsidium Duisburg, das sich dem Fall annehmen sollte, seine Nachforschungen beendet. Abschlussvermerke, die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ einsehen konnte, entlasten die Einsatzkräfte. Zudem sollen Freunde des heute 16-jährigen Deutsch-Marokkaners versucht haben, einen Entlastungszeugen von McDonalds einzuschüchtern.

Nach dem Polizeieinsatz soll sich Mohamed A. unbeeindruckt gezeigt haben

Inzwischen scheint es fraglich, dass Mohamed A. sich gravierende Blessuren bei dem Polizeieinsatz zugezogen hat. Zeugen sagten aus, dass Mohamed sich kurz nach seiner Freilassung sich wieder mit Bekannten getroffen habe. Am Heinrich-Heine-Ufer habe er von der Festnahme erzählt. Mohamed habe laut Zeugenaussagen so getan, als wenn ihn „das gar nicht juckte“. Verletzungen seien nicht aufgefallen.

Am Tag nach der Festnahme soll der polizeibekannte Schüler zudem mit anderen Jugendlichen aneinandergeraten sein. Der Polizei erzählte Mohamed, er sei derjenige mit dem George Floyd-Video. Laut den Beamten wies er keine Kampfspuren auf. Auf Nachfrage gab er an, dass es ihm gut gehe.

Der Direktor von Mohameds Schule informierte die Polizei darüber, dass einige Klassenkameraden ihm von einer Schlägerei auf einer Geburtstagsparty am Tag nach der Festnahme in der Altstadt berichtet hätten. Als die Kripo nachhakte, erzählten Partygäste, Mohamed habe sich geprügelt. Seine Gegner hätten auf den am Boden liegenden Jungen eingetreten. Bilanz: Ein blaues Auge und eine blutige Nase. Zudem habe Mohamed über Schmerzen geklagt.

Zeugen berichten von korrektem Polizeieinsatz

Am selben Abend ging das Opfer mit seinem Vater in eine Klinik. Dort sprach der Jugendliche über Beschwerden, die er durch den Polizeieinsatz erlitten haben will. Die Party-Schlägerei wurde nicht erwähnt.

Im Zuge der Ermittlungen berichteten Zeugen des Geschehens in der Altstadt, dass der Polizeizugriff korrekt abgelaufen sei. Mohamed A. habe randaliert, dann zugeschlagen, sei zu Fall gebracht worden, ein Beamter habe seinen Kopf auf den Asphalt gedrückt, während sein Kollege den sich heftig wehrenden Jugendlichen zu fesseln suchte. Dabei beschimpfte Mohamed die Ordnungshüter als „Hurensöhne“. Nach drei Minuten war der Einsatz vorbei.

Überwachungskameras und das Video aus dem Netz wurden ausgewertet. Danach kam das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW zu dem Schluss, dass die angewandten Eingriffstechniken den „in Aus- und Fortbildung vermittelten Techniken“ entsprächen. Verteidiger Christoph Arnold forderte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf auf, den Fall zu den Akten zu legen: Der Einsatz habe den polizeilichen Richtlinien entsprochen. „Zudem ist es doch nach den bisherigen Ermittlungen äußerst fraglich, ob der Jugendliche sich seine Verletzungen tatsächlich bei der Festnahme zugezogen hat.“

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