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Feuerinferno im Krefelder ZooMutter und zwei Töchter ließen Laternen steigen

Lesezeit 3 Minuten
Orang Utan dpa

Gehören ebenfalls zu den Ofern: Das Orang-Utan Baby „Suria“ klammert sich im Zoo in Krefeld (Nordrhein-Westfalen) an seine Mutter „Lea“. 

Krefeld – Nach dem verheerenden Brand im Krefelder Zoo ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine 60 Jahre alte Krefelderin und ihre beiden erwachsenen Töchter. Die drei Frauen hätten sich selbst bei der Polizei gemeldet und dort angegeben, dass sie in der Silvesternacht fünf Himmelslaternen hätten aufsteigen lassen, sagten Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Man gehe davon aus, dass eine dieser Himmelsleuchten den Brand des Affenhauses verursacht habe. Dies werde aber derzeit noch genau geprüft, um andere Ursachen auszuschließen. Die anderen vier Leuchten habe man sichergestellt. Durch das Feuer war das Affenhaus abgebrannt, mehrere Menschenaffen starben.

Himmelsleuchten haben den Brand des Affenhauses verursacht

Kriminalhauptkommissar Gerd Hoppmann bezeichnete es als „sehr couragiert“ und „hochanständig“, dass sich die drei Frauen im Alter zwischen 60 und 30 Jahren selbst bei der Polizei gemeldet hätten. Es handele sich um „ganz normal bürgerliche Menschen“.

Die drei Frauen hätten die Himmelslaternen im Internet bestellt und dachten nach eigenen Angaben, dass es an Silvester erlaubt sei, sie steigen zu lassen. Tatsächlich sind sie aber in ganz Deutschland verboten. Gegen die drei Frauen wird nun wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt. Darauf steht ein Haft- oder Geldstrafe. „Für uns ist damit diese Tat weitgehend geklärt“, sagte Hoppmann.

Feuerwehr überrascht, wie schnell die Flammen sich ausgebreitet haben

Ein Feuerwehrsprecher sagte, man sei überrascht gewesen, wie schnell das Dach des Affenhauses gebrannt habe. Eine Sprinkler- oder Brandmeldeanlage habe es nicht gegeben, dies sei zum Zeitpunkt des Baus 1975 aber auch nicht vorgeschrieben gewesen. Eine Zoosprecherin sagte, das Haus sei völlig zerstört, die Überreste würden nach dem Ende der Ermittlungen abgerissen. Der Zoo werde voraussichtlich am Freitag wieder öffnen. Der Brandort werde mit Absperrungen versehen, um einen „Katastrophentourismus“ so weit wie möglich zu verhindern.

Mehr als 4000 Geldspenden eingegangen

Nach dem Feuer im Affenhaus des Krefelder Zoos in der Silvesternacht sind bereits Tausende Spenden eingegangen. „Die Spendenbereitschaft ist enorm. Bis Mittwochabend sind bei uns bereits weit mehr als 4000 Geldspenden von unterschiedlichen Menschen eingegangen“, sagte der Vorsitzende der Krefelder Zoofreunde, Friedrich Berlemann, der „Rheinischen Post“. „Ich kann aber noch nicht sagen, wie hoch die Spenden sind. Das müssen wir erst noch eruieren.“

Unterdessen wurde bekannt, dass die durch den Brand umgekommenen Menschenaffen nicht beerdigt werden können. Da es sich bei ihnen nicht um Haustiere, sondern um Wildtiere handele, sei eine Beerdigung nicht erlaubt, sagte Zoosprecherin Petra Schwinn am Donnerstag. Die Tiere seien dem Veterinäruntersuchungsamt übergeben worden. Zoointern werde es eine Trauerfeier geben. 

2009 in Siegen ein Junge durch Himmelslaterne gestorben

2009 war in Siegen ein zehn Jahre alter Junge gestorben, weil ein Haus durch eine Himmelslaterne in Brand geraten war. Der Prozess gegen einen 23 Jahre alten Mann wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Brandstiftung wurde später gegen Auflagen eingestellt. Das Gericht sah nur eine geringe Schuld des Mannes, der den Lampion hatte aufsteigen lassen. Damals war das allerdings auch noch nicht verboten.

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Ein Brandsachverständiger sagte damals im Gericht, mit einer Himmelslaterne schicke man ein unkontrollierbar offenes Feuer in die Luft. Die leichten Papierhüllen könnten jederzeit in Brand geraten: „Dann stürzen sie brennend als Fackel nach unten. Das ist ein wirkliches Höllenfeuer.“ (dpa)

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