Feuerwehrmann Jochen Stein im Interview„Die Geschwindigkeit des Feuers ist enorm“

Lesezeit 2 Minuten
Luftaufnahme Brand Siegburg 2

Das Feuer in Siegburg griff rasend schnell von der Böschung auf die benachbarten Häuser über.

  • Jochen Stein ist Leiter der Feuerwehr Bonn und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in Deutschland.

Herr Stein, wie kann es sein, dass sich ein kleiner Böschungsbrand so schnell ausbreitet?

Die trockene Vegetation wird unterschätzt. Für eine Hecke, die sonst nie brennen würde, reicht jetzt eine Lappalie, um sie zu entzünden. Von der Hecke springt das Feuer zum eingelagerten Winterholz im Carport, von dort auf den auskragenden Dachstuhl.

Bei einer Erntemaschine läuft ein Lager heiß, jemand parkt mit heißem Katalysator auf dem Wiesenrand etwa im Kölner Grüngürtel. Viele Leute unterschätzen diese Brandgefahren, gerade bei Stoppelfelder mit trockenen Ernteresten. Die Geschwindigkeit, mit der sich ein Feuer ausbreitet, ist enorm.

Das könnte Sie auch interessieren:

NRW hat viel Wald, damit ein hohes Waldbrandrisiko. Sind die Feuerwehren dem gewachsen?

Große Waldbrände mit einer hohen Dynamik sind für keine Feuerwehr mit egal welchen Einsatzmitteln sicher zu beherrschen. In diesen Fällen kann es nur darum gehen, Menschen zu retten und die Ausbreitung auf besiedeltes Gebiet oder besonders gefährdete Einrichtungen zu verhindern. Wir können dann im Einsatz nicht die Versäumnisse ausgleichen, die begangen worden sind.

Was meinen Sie damit?

Es braucht gute Wegestrukturen, nicht allzu weit entfernten Zugang zu Löschwasser. Brennende Nadel-Monokulturen kriegen wir nicht in den Griff. Wir brauchen Mischwälder. Löschflugzeuge und Hubschrauber sind in manchen Bergregionen oder bei munitionsbelasteter Landschaft die einzige Möglichkeit, den Brand zu erreichen.

In der Praxis der allermeisten Feuerwehren im Land sind jetzt auch die hohe Zahl an Kleinbränden von Böschungen, Feldern oder Hecken eine Belastung. Denn die rein physische Abwicklung dieser Einsätze ist in der Hitzephase für die Feuerwehrkräfte zusätzlich zu den übrigen Einsätzen sehr anstrengend. Wir kompensieren das mit Arbeitserleichterungen soweit dies möglich ist, freuen uns aber auch alle auf ein Ende der Hitzewelle.

Sind die Feuerwehren auf die Klima-Wende vorbereitet?

Einsätze aufgrund von extremem Wetter hat es für die Feuerwehren immer schon gegeben. Ähnlich wie bei den Unwettern mit Starkregen und Sturm haben wir aber auch bei den durch starke und lange Hitze bedingten Einsätzen den Eindruck, dass diese häufiger werden. Die Feuerwehren sind diesen Einsätzen weiterhin gewachsen. Seit Jahren richten wir uns stärker darauf ein.

KStA abonnieren