Fund von SondengängernUnterschlagener Münzschatz ist Hunderttausende wert

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Foto Münzen

Der Münzschatz von Ellwangen

Esslingen – Sie sind mit Grünspan überzogen und viele kleben noch in großen Klumpen aneinander. Auch ein zerbrochenes Gefäß, in denen die Münzen einmal aufbewahrt wurden, sind noch zu erkennen. Der Schatz ist noch nicht restauriert. Nach dem Gewicht zu urteilen, sollen es etwa 9000 Silbermünzen sein, schätzen die Experten. Sie wurden wohl um 1300 vergraben. Damals hätte man für den Betrag wohl einen kompletten, ertragreichen Bauernhof kaufen können. Der heutige Sammlerwert soll bei mehreren Hunderttausend Euro liegen.

Zum ersten Mal wurde am Dienstag der Ellwanger Münzschatz präsentiert, um den es viele Gerüchte gegeben hat. „Es ist sicherlich in den letzten 30 Jahren der größte spätmittelalterliche Münzschatzfund in Baden-Württemberg überhaupt“, sagte Claus Wolf, Präsident des Landesdenkmalamtes. Bald soll er im Ellwanger Alamannenmuseum ausgestellt werden.

Foto Restaurierunng

Erst wenige Münzen sind restauriert.

Die Präsentation hat eine abenteuerliche Vorgeschichte. Im Sommer 2017 waren zwei 22 und 28 Jahre alte Sondengänger, die bei Ellwangen eigentlich nach Militaria und Munition suchten, auf den Schatz gestoßen. Sie teilten ihn untereinander auf. Und schwiegen.

Möglicherweise Erpressung im Spiel

Das jedoch ist Unterschlagung. Denn in Baden-Württemberg gilt: Solch wissenschaftlich bedeutsame Funde sind Eigentum des Landes. Sie müssen binnen vier Werktagen bei der Denkmalschutzbehörde oder der Gemeinde angezeigt werden. Eine gezielte Suche ist ganz verboten. Doch erst Monate später wandte sich einer der Männer an das Landesdenkmalamt.

Ob sein Motiv das schlechte Gewissen war, ist nicht bekannt. Auch gibt es Gerüchte, die beiden hätten die Münzen verkaufen wollen und seien dann erpresst worden – der Interessent hätte mit einer Anzeige gedroht, um den Preis zu drücken.

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Die Denkmalschützer schalteten jedenfalls sofort das Landeskriminalamt ein. Bei der Durchsuchung der Wohnung des zweiten Beteiligten wurden dann weitere Münzen gefunden. Die Staatsanwaltschaft Ellwangen leitete daraufhin ein Ermittlungsverfahren wegen Unterschlagung ein. Die beiden Finder wurden jeweils zu einer nicht näher beschriebenen „schuldangemessenen“ Geldstrafe verurteilt.

Private Schatzsucher mit Metallsonden sind immer wieder ein Problem für die professionelle Archäologie – weil die Laien Objekte oder wichtige Suren zerstören können. Andererseits gibt es auch fruchtbare Kooperationen.

Sondengänger bekommen in NRW Erlaubnis

In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel können sich Sondengänger eine „denkmalrechtliche Erlaubnis“ einholen. Die Archäologen sagen sogar: „Wir brauchen die Sondengänger.“ Weil die Personaldecke so dünn sei. Aktuell haben 60 ehrenamtliche Sondengänger und 300 Privatleute eine Erlaubnis vom LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland. Und die müssen Regeln einhalten. Sie müssen etwa das Gebiet, in dem sie suchen wollen, mit den Experten absprechen. Die Archäologen klären dann, welche Besonderheiten und Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden müssen.

Und natürlich müssen die Finder die Schätze dann dokumentieren und sofort abgeben. Allerdings sind auch im Rheinland unzählige „Jäger“ ohne Erlaubnis unterwegs. Nach Schätzungen sind es um die 2000. Und wer weiß, wie viele Münzschätze bei ihnen in den Schränken und Kellern verborgen sind.

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