Gegen die Angst

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Berlin – Wie gefährlich die Verbrechen von Clans sind, wird derzeit häufig diskutiert. Der ZDF-Krimi „Gegen die Angst” (Montag, 20.15 Uhr) und im Anschluss die Dokumentation „Die Macht der Clans” (21.45 Uhr) von Anja-Brenda Kindler, Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer, liefern zwei ebenso spannende wie informative Beiträge zu diesem Thema.

Der Polizist Jan Wiegand (Andreas Pietschmann) wird bei einem Einsatz in Berlin von Hisham Al-Fadi (Burak Yigit) niedergeschossen und schwer verletzt. Staatsanwältin Judith Schrader (Nadja Uhl) müsste diesen Fall eigentlich wegen Befangenheit abgeben, denn sie hat mit dem verheirateten Wiegand eine heimliche Liebesbeziehung. Doch zusammen mit dem ermittelnden Kommissar Jochen Montag (Dirk Borchardt) - er spricht von „betreutem Ermitteln” - will Judith es mit einem kriminellen Clan aufnehmen. Dessen Mitglieder mischen bei Prostitution, Schutzgelderpressung und Drogen mit.

Obwohl Spuren fehlen und der Täterwagen in der Sicherheitshalle der KTU ausgebrannt ist, wird der flüchtige Täter schnell gefasst. Judith Schrader wühlt selbst in dessen Müll herum und findet die blutigen Schuhe von Hisham, den die Polizeianwärterin Leyla Sharif (Sabrina Amali) am Tatort erkannt hat - er ist ihr Cousin.

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Als sie schließlich bereit ist, als Zeugin vor Gericht gegen ihn auszusagen, bekommt sie es mit ihrem Onkel Machmoud Al-Fadi (Atheer Adel) zu tun, dem Clanchef. Der gibt sich höflich, aber auch aalglatt und hat Sprüche drauf wie „Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit”. Wie auch immer - die Uhr tickt, für alle Beteiligten.

Der Kern der Geschichte von Autor Robert Hummel (49, „Die Jägerin - Gegen jede Vernunft”) und Regisseur Andreas Herzog (52, „Der Metzger”, „Unter Verdacht”) ist spannend und glaubhaft erzählt. Er macht vor allem das Spannungsfeld zweier Frauen deutlich. Die junge Polizistin muss wählen zwischen der Wahrheit und der Ehre ihrer Familie, und die Staatsanwältin muss damit klar kommen, dass ihr Geliebter im Koma liegt und ihre berufliche Vorgehensweise zumindest fragwürdig erscheint. Anders gesagt: Die Wahrheit fordert einen sehr hohen Preis.

Hummel ist ehrenamtlicher Richter am Landgericht Berlin, wo dieser Film gedreht worden ist. Besonders diese Szenen sind sehr intensiv, Hummels Figurenführung ist ausgezeichnet. Aus dem Ensemble der Schauspieler ragt insbesondere Nadja Uhl (46, „Ich werde nicht schweigen”) heraus, die in ihrer Rolle sowohl eine weiche Seite mit ihren Gefühlen als auch eine knallharte zeigen kann. Aber auch Dirk Borchardt (50, „Toter Winkel”) steht ihr in nichts nach und darf in seiner Rolle für ein bisschen Humor sorgen. Ansonsten gibt es in diesem Film nun wirklich nichts zu lachen. (dpa)

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