Gesperrte AutobahnMarode A45-Talbrücke Rahmede wird noch 2022 gesprengt

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Talbrücke Rahmede 070222

Die Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid.

Berlin/Lüdenscheid – Die marode Autobahnbrücke Rahmede bei Lüdenscheid auf der wichtigen Nord-Süd-Achse A45 soll in diesem Jahr „so schnell wie möglich“ gesprengt werden. Das kündigte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Donnerstag an.

Er werde alles dafür tun, dass der Neubau der Talbrücke „maximal beschleunigt“ erfolge. Es sei ihm ein „Herzensanliegen“, dass es bei dem wichtigen Infrastrukturprojekt „so schnell wie menschenmöglich“ zugehe. Ein konkretes Zeitziel für einen sechsspurigen Neubau nannte Wissing nicht.

Lüdenscheid: Marode A45 Brücke kann schon 2022 gesprengt werden

Er sagte den betroffenen Anwohnern, Unternehmen, Wirtschafts- und Umweltverbänden zu, dass ihre Belange berücksichtigt würden. Erstmals bei einem solchen Großvorhaben wird dem Minister zufolge ein Bürgerbeauftragter eingesetzt, der Teil des Steuerungsteams ist, die Sicht der betroffenen Region einbringen und für eine reibungslose Kommunikation unter den verschiedenen Ebenen sorgen soll.

Brücke 070222

Unter der Brücke befinden sich Wohnhäuser, die den Abbruchprozess verkomplizieren.

Die Aufgabe übernimmt Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer (SPD). Es gehe darum, auch „Brücken zu bauen auf der Ebene, dass man miteinander ins Gespräch kommt“, betonte der Bürgermeister. Die unterschiedlichen Ideen, Vorstellungen, Interessen und Herangehensweisen sollten gebündelt werden.

Lüdenscheid: Bürgerbeauftragter soll Kommunikation mit Betroffenen verbessern

Der neue Beauftragte soll in alle Planungs- und Entscheidungsschritte einbezogen werden und erhält personelle Unterstützung, wie Wissing schilderte. Bewähre sich diese neue Funktion, könne sie bei weiteren Großprojekten zum „mustergültigen Verfahren“ werden. Mit Blick auf die Bürger, deren Wohnungen unterhalb der Talbrücke liegen, versprach der FDP-Politiker: „Wir werden uns im ihre Belange kümmern“. Mit jedem Einzelnen werde gesprochen. Er wolle, dass den betroffenen Bürgern „Gerechtigkeit widerfährt“.

Seit 2. Dezember ist die Brücke im Sauerland voll gesperrt - und damit zugleich eine zentrale Verkehrsroute von Dortmund nach Hessen und nach Bayern unterbrochen. Anwohner vor allem in Lüdenscheid sowie Unternehmen in der bundesweit bedeutenden Wirtschaftsregion Südwestfalen sind stark getroffen.

A45: Wichtiger Verkehrsknotenpunkt gesperrt

Der Bund hatte bereits früh angekündigt, bei dem Großprojekt an der Sauerlandlinie Tempo zu machen. Dafür werde er auch ausreichend personelle Ressourcen bereitstellen, sagte der Verkehrsminister in der Online-Pressekonferenz. Es solle möglichst unbürokratisch laufen. Mehrere Prüfungen seien angelaufen - etwa in puncto vereinfachtes Vergaberecht.

Sofern Gesetzesänderungen hilfreich und machbar seien, kämen auch diese infrage. Wissing ergänzte: „Wir versuchen ein Planfeststellungsverfahren zu vermeiden.“ Es sei aber noch nicht klar, ob das rechtlich funktioniere. Für die Sprengung des Bauwerks seien erste Maßnahmen veranlasst, sagte Wissing.

Es werde ein Gutachten brauchen, die Sprengung sei „nicht trivial“ und müsse technisch perfekt vorbereitet sein. Laut Autobahn GmbH hätte ein Abtragen der rund 70 Meter hohen Brücke mit Hilfe eines Gerüsts viel länger gedauert.

Talbrücke Rahmede: Häuser müssen teilweise abgerissen werden

Westfalen-Niederlassungsleiterin Elfriede Sauerwein-Braksiek erläuterte, Häuser und Gewerbebetriebe in unmittelbarer Nähe müssten während der Sprengung geschützt werden. Im Vorfeld würden Gebäude in einem Radius von rund 300 Metern rund um die Brücke begutachtet. Die extreme Hanglage sei eine weitere Herausforderung für die Sprengexperten.

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Schon vor knapp zwei Wochen hatte sie zudem berichtet, mit Anwohnern würden Grunderwerbsverhandlungen geführt, die Gespräche über Kauf oder zeitweise Nutzung verliefen gut.

Wissing kündigte an, demnächst zu einem „Brückengipfel“ einzuladen. Der Rahmede-Fall werde voraussichtlich Rückschlüsse für das Vorgehen bei weiteren sanierungsbedürftigen Brücken in Deutschland ermöglichen. (dpa)

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