Knochenjob KöniginKölner Adels-Expertin begleitete Letizia von Spanien

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Julia Melchior (r.) mit Königin Letizia

  • Unnahbar und etwas steif, so wirkt die spanische Königin Letizia oft.
  • Die Kölner Adels-Expertin Julia Melchior begleitete sie für die ZDF-Doku „Beruf: Königin!“ (Samstag, 24.8., 19.25 Uhr) ein Jahr lang.
  • Sie lernte eine ganz andere Seite der Frau kennen, die als Journalistin ins Königshaus einheiratete. Ein Interview.

Sie waren ein Jahr ganz nah dran an Letizia. Wie ist die Königin so?

Julia Melchior: Sie ist viel herzlicher, als sie auf Bildern rüberkommt. Auf Fotos wirkt sie ja immer ein bisschen unnahbar. Doch das liegt oft an den steifen Inszenierungen. Sobald sie direkt mit den Menschen zu tun hat, ist sie sehr warmherzig.

Wann blüht sie auf? Wenn es um Frauenrechte geht, um ihre Mutterrolle, um Gesundheit und Bildung, da ist sie brillant.

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Glauben Sie, dass Letizia glücklich ist? Sie ist auf jeden Fall viel zufriedener, seit sie nicht mehr Prinzessin, sondern Königin ist. Und nicht mehr nur der Schatten ihres Mannes. Eigentlich ist sie „Königsgemahlin“, aber damit kann eine moderne Frau nicht zufrieden sein.

Das Verhältnis von Letizia zur Schwiegermutter Sofia wird oft als problematisch beschrieben. Wie haben Sie es erlebt? Es ist eine schwierige Situation für die junge Königin, weil die alte Königin so beliebt war und einfach noch ein ganz anderer Typ Frau ist. Letizia muss Geste für Geste dafür kämpfen, dass sie anerkannt wird. Als sie etwa zu Ostern nach dem Kirchenbesuch ein gemeinsames Foto von Sofia mit den Kindern verhindern wollte, hat sie viel Kritik eingesteckt und es bitterlich bereut. Aber ich glaube, in einem Familienbetrieb bleiben Konflikte nicht aus. Im Grunde mögen sich die beiden.

Ist Königin ein harter Beruf? Ja, es ist wirklich ein Knochenjob. Und Letizia wird auch noch einmal gründlicher und strenger beobachtet, weil sie sehr schön ist. Aber sie hat sehr viel Kraft und durch den Beruf als Journalistin auch die nötigen Fähigkeiten, um sich zu behaupten. Sie ist zum Beispiel eine sehr gute Rednerin. Das man das alles aushält, geht aber nur in einer glücklichen Ehe. Letizia und Felipe sind sehr liebevoll miteinander.

Dem Königspaar kommt in Spanien nicht nur Sympathie entgegen, oft gibt es auch Buhrufe, wie zuletzt auf Mallorca. Wie reagiert die Königin? Sehr ruhig und diszipliniert. Das Paar muss jeden Tag seinen Nutzen für das Land rechtfertigen. Die politische Lage ist schwierig, es gab Skandale um Juan Carlos. Als die beiden antraten, lag die Zustimmung zum Königshaus bei 50 Prozent, inzwischen haben sie sich auf 60 Prozent heraufgearbeitet.

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Letizia mit ihrem Mann Felipe und den Töchtern Leonor (l.) und Sofia

Wie redet man eine Königin an? Ich habe sie Majestät und Sie genannt, sie hat mit Julia genannt und geduzt. Letzteres ist aber typisch spanisch.

Sie waren bei vielen Terminen weltweit dabei, gab es da auch mal Situationen, wo die Königin gesagt hat: Ach, jetzt trinken wir noch ein Glas Wein zusammen? Nein, das nicht. Aber sie hat uns immer eigens begrüßt, wenn sie uns im Pressetross entdeckt hat. Und einmal war ich mit ihr zusammen als letzte an Bord unseres Flugzeugs nach Mosambik. Sie sagte zu mir: Julia, wie geht es dir, hast du gut geschlafen?

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Im Moment werden Sie von vielen spanische Medien interviewt. Sie sind selbst prominent geworden.

Es gab noch nie eine Dokumentation über die Königin. Vielleicht haben wir als Republik wie Deutschland den Vorteil, dass wir einen anderen Blick haben. Ein spanische Zeitung hat über mich berichtet und seitdem steht das Telefon nicht mehr still. Da wollen die Spanier von mir wissen, wie denn ihre Letizia wirklich ist. Manche Reaktionen waren aber auch eher negativ: Warum macht das denn eine Deutsche? Nun: Wir hatten die Idee, haben es gemacht und es kam gut an. Gut war sicher auch, dass ich Spanisch spreche.

Wie wird man überhaupt Adelsexpertin? Das war Zufall. Das ZDF hat unsere Firma Broadview vor einigen Jahren beauftragt, eine Doku über Königin Silvia zu machen. Um mich herum waren nur Männer und die haben auf mich gezeigt. Die Sendung wurde ein Quotenrenner, seitdem sind Königshäuser mein Thema.

Was ist daran so faszinierend? Es ist die Fallhöhe. Da ist das menschliche Drama, die politische Dimension, die Geschichte. Eben alles, was man für einen guten Film braucht.

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