Meeresbiologen warnenMilder Winter begünstigt Quallenblüten in Nord- und Ostsee

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Quallen

Rostock: Im Alten Strom schwimmen Massen von Ohrenquallen

Kiel – Der milde Winter könnte massive Quallenplagen an Nord- und Ostsee-Stränden in diesem Sommer begünstigen. Allerdings gibt es noch andere Faktoren, die mit ausschlaggebend sind. „Eine große Rolle spielen dabei Windrichtungen und Strömungen, so dass Quallenblüten kurzfristig lokal erscheinen und ebenso schnell verschwinden können“, sagte die Quallenforscherin Jamileh Javidpour von der Universität von Süddänemark in Odense.

Wegen des milden Winters hätten Quallen aus dem vergangenen Jahr besser überleben können – normalerweise lebten sie nur ein Jahr. Hinzu kämen die in wärmerem Wasser schneller wachsenden jungen Quallen. Insofern seien zwei von mehreren Voraussetzungen gegeben, dass es zu Quallenblüten kommt.

Bereits im Frühjahr deutlich mehr Quallen

Im vergangenen Jahr hatte es im August Feuerquallen-Alarm zum Beispiel in der Lübecker Bucht gegeben: An den Stränden zwischen Timmendorfer Strand und Haffkrug hatten Hunderte Badegäste über Beschwerden nach dem Kontakt mit Feuerquallen geklagt. An den Stränden von Lübeck-Travemünde rief die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ihre höchste Warnstufe aus und warnte mit roten Flaggen davor, ins Wasser zu gehen. 

Im Vergleich zu den beiden vergangenen Jahren hat es laut Javidpour bereits im März/April in der Ostsee deutlich mehr Medusen, also noch nicht voll entwickelte Quallen, gegeben. Dies hätten Proben aus der Ostsee ergeben, sagte Javidpour, die sich seit vielen Jahren mit Quallen wissenschaftlich beschäftigt.

Genaue Gründe für Quallenvorkommen noch unklar

Die ungefährlichen Ohrenquallen treten laut Javidpour verstärkt im Zeitraum Juni bis August auf. Die für Menschen gefährliche Feuerqualle sei normalerweise zeitlich etwas später dran. In ihrer Entwicklung seien beide Quallenarten aber diesmal bereits im Mai schon ungewöhnlich weit gewesen.

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In der Nordsee dürfte der milde Winter ebenfalls für bessere Überlebenschancen und schnelleres Wachstum der Quallen gesorgt haben, bestätigte Maarten Boersma, Meeresbiologe des Alfred-Wegener-Instituts auf Helgoland. „Es könnte also früher losgehen.“ Aktuell hat Boersma aber aus der Nordsee um Helgoland nur Rückmeldungen bekommen, dass die Quallen-Situation unauffällig sei.

Dies könne sich aber schnell ändern wie im vergangenen Sommer, als zum Beispiel an Stränden Sylts vor allem Wurzelmundquallen – auch als Blumenkohlquallen bekannt – die Badefreuden eingeschränkt hätten. „Wir wissen einfach immer noch zu wenig, warum Quallen wann an welchen Orten verstärkt auftreten.“ (dpa) 

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