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Mindestens elf Tote geborgenAusflugsboot mit 26 Menschen an Bord vor Japan gesunken

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Fischerboote Japan Rettung

Fischerboote helfen bei der Suche nach Überlebenden. 

Tokio – Schweres Unglück in einer beliebten japanischen Tourismusregion: Beim Kentern eines Ausflugsboots mit 26 Menschen an Bord vor der nördlichen Halbinsel Shiretoko sind mindestens elf Menschen ums Leben gekommen.

Einen Tag nach dem Unglück entdeckte die Küstenwache am Sonntag im eiskalten Meer sowie zwischen Felsen sieben Männer und drei Frauen. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht, wo jedoch nur noch ihr Tod bestätigt werden konnte, wie japanische Medien berichteten.

Kind in der Nacht zum Montag tot im Meer aufgefunden

Ein von den Einsatzkräften in der Nacht zum Montag im eisigen Meer entdecktes Mädchen sei ebenso tot, wie japanische Medien berichteten. Die Dreijährige hatte bewusstlos im stürmischen Meer getrieben und wurde in ein Krankenhaus gebracht, doch kam jede Hilfe zu spät.

Nach den übrigen Menschen an Bord, darunterein weiteres Kind, und nach dem Ausflugsboot selbst wurde bei stürmischem Wellengang weiter gesucht.

Neben der Küstenwache und der Marine beteiligten sich auch Fischerboote und Ausflugsschiffe an der Suche nach weiteren Opfern. Die Überlebenschance im eiskalten und rauen Meer vor der Küste der Halbinsel Shiretoko auf Japans nördlicher Hauptinsel Hokkaido sank jedoch mit jeder weiteren Stunde.

Suche nach Vermissten in Japan: Ein verzweifelter Wettlauf mit der Zeit

Es war ein verzweifelter Wettlauf mit der Zeit: Die Überlebenschance im eisigen Wasser sank mit jeder Stunde. Die Einsatzkräfte hatten aus der Luft und mit Booten während der ganzen Nacht nach Überlebenden Ausschau gehalten. Die Wassertemperatur an der Meeresoberfläche betrug nur zwei bis drei Grad.

Die „KAZU I“ hatte am frühen Samstagnachmittag (Ortszeit) einen Notruf abgesetzt: Am Bug dringe Wasser ein, der Motor sei ausgefallen. Kurz darauf meldete die Besatzung, dass das Boot starke Schlagseite habe. Dann brach der Kontakt schließlich ab. Bis auf Kapitän Noriyuki Toyoda (54) und seinen Mitarbeiter Akira Soyama (27) gab es zunächst keine Informationen zu Namen, Alter und Geschlecht der Personen an Bord.

Gegen 13 Uhr sollte das Boot in den Hafen zurückkehren

Japan lässt wegen der Corona-Krise derzeit keine Touristen ins Land. Ministerpräsident Fumio Kishida brach nach dem Unglück eine Dienstreise nach Kumamoto im Süden des Inselreiches ab und kehrte noch in der Nacht zum Sonntag nach Tokio zurück. Die Suche nach Überlebenden habe „höchste Priorität“, sagte der Regierungschef. Die japanische Marine beteiligte sich daran.

Alle Personen an Bord sollen Sicherheitswesten getragen haben, als das Boot am Samstag gegen 10.00 Uhr Ortszeit im Hafen Utoro auslief, hieß es in Medienberichten. Jedoch hätten nicht alle Geborgenen eine solche Weste auch umgehabt. Möglicherweise hätten einige ihre Westen auf See verloren. Nach Angaben des Betreibers sollte das Boot am Samstag gegen 13.00 Uhr in den Hafen zurückkehren. Doch kurz nach 13.00 Uhr ging plötzlich der Notruf ein.

Unglück ereignet sich in Gewässern vor beliebten Kashuni Wasserfällen

Vor der Halbinsel Shiretoko herrschten hoher Wellengang und starke Winde. Nach Angaben des örtlichen Fischereiverbands waren Fischerboote wegen des schlechten Wetters noch vor Samstagmittag in den Hafen zurückgekehrt.

Die Halbinsel im Nordosten Hokkaidos, Japans nördlichster Hauptinsel, ist wegen ihres Treibeises ein beliebtes Ausflugsziel und seit 2005 Weltnaturerbe. Sie ist zudem Heimat vieler seltener Tierarten und Pflanzen.

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Das Unglück ereignete sich in den Gewässern vor den beliebten Kashuni Wasserfällen, rund 27 Kilometer nordöstlich des Heimathafens des Unglücksboots. Die Tragödie traf die beliebte Urlaubsregion eine Woche vor Beginn der „Goldenen Woche“, einer Reihe von Feiertagen. Der Gouverneur von Hokkaido, Naomichi Suzuki, rief dazu auf, die Sicherheit an allen Ausflugszielen seiner Präfektur vor Beginn der Ferienwoche zu überprüfen. Man wolle hierzu mit der Zentralregierung eng kooperieren, damit die Menschen Hokkaido sicher besuchen könnten. (dpa)

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