Reaktion auf Einsturz in HalternNordex nimmt Windräder gleicher Bauart vom Netz

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Windrad Haltern Trümmer 3

Reste des Turms des eingestürzten Windrades  in haltern

Haltern/Rheinland – Eines der größten Windräder Deutschlands ist am Mittwochabend in einem Wald bei Haltern am See zusammengestürzt. Einzig ein 40 Meter hoher Stumpf aus Betonteilen ragt noch auf der Lichtung empor. Ein Gutachter soll nun den Grund des Einsturzes feststellen: Das Problem könnte nicht nur Windräder im Ruhrgebiet betreffen.

Hersteller Nordex nahm nach dem Zusammensturz alle Windräder mit der gleichen Konfiguration außer Betrieb. Dies bleibe so, „bis uns nähere Erkenntnisse zur Ursache der Havarie vorliegen“, schreibt Nordex auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeigers“. Deutschlandweit stehen 21 weitere Windräder dieser Bauart, eines nur wenige hundert Meter von dem Unglücksort entfernt. Alle Windräder, so Unternehmenssprecher Felix Losada, unterliegen regelmäßigen Kontrollen. „Dies ist die erste Havarie, die bei dieser Turbinenserie je aufgetreten ist.“

RWE nimmt sechs Windräder vom Netz

Nach dem Zusammensturz nahm RWE auch sechs Windräder im Windpark Jüchen A44n vom Netz. Die Turbinen seien baugleich mit dem umgestürzten Windrad in Haltern, teilte RWE mit. Das Gelände in Jüchen wurde weiträumig abgesperrt und wird überwacht. Der Windpark sollte Ende 2021 vollständig in Betrieb gehen und ist ein Gemeinschaftsprojekt von RWE, der Stadt Jüchen und dem Energieversorger NEW.

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Erst im August habe RWE Schäden am Turm einer der Anlagen festgestellt und sie vorsorglich stillgelegt. RWE vereinbarte mit dem Hersteller, den Turm teilweise abzubauen. Nun prüft das Unternehmen auch die Demontage der Rotorblätter an den übrigen fünf Windanlagen. Mögliche Sicherheitsmaßnahmen für die nahe gelegene Autobahn kläre RWE derzeit mit den Behörden.

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Eigentlich sollten Anlagen desgleichen Typs auch beim Repowering des Windparks Vlatten in der Eifel zum Einsatz kommen. Nach dem ursprünglichen Plan soll schon diesen Monat der Rückbau des alten Windparks vorbereitet werden. Auch im Windpark Kallmuth soll eine Anlage von Nordex gebaut werden, allerdings mit einem anderen Modell. Der Erörterungstermin für die Anlage war im Januar geplant, wurde aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Noch sieht man im Kreis Euskirchen keinen konkreten Handlesbedarf. „Sollten sich durch den Vorfall Konsequenzen für Windkraftanlagen im Kreis ergeben, werden wir entsprechend handeln, etwa die Kontrollintervalle für die Anlagen anpassen“, sagt Kreissprecher Sven Gnädig.

2006 Nordex-Windradflügel in Prüm zu Boden gekracht

In der Region wurden schon mehrmals Windräder beschädigt. 2006 etwa krachte ein rund 20 Tonnen schwerer Flügel einer Nordex-Anlage bei Prüm ohne erkennbaren Grund auf den Boden. Ein Sprecher von Nordex sagte damals gegenüber dieser Zeitung, abgebrochene Rotoren seien selten – beschädigte dagegen häufig. Die Türme der Anlagen können nur durch große Kräfte zerstört werden, weil sie aus Stahlbeton bestehen. Die Flügel hingegen sind aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt und werden schon durch Blitzschläge beschädigt. In Schöneseiffen etwa beschädigen Blitzschläge regelmäßig die Flügel von Windrädern.

Eineinhalb Tage nach dem Zusammensturz in Haltern, brach am Freitagmorgen ein Feuer im Maschinenraum eines Windrades in Neuenkirchen aus. Der Betriebskopf brannte aus. Die Polizei geht von einem technischen Defekt aus. (mit dpa)  

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