Mordanschlag auf TV-JournalistenMutmaßliche Täter weiter in Haft

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Amsterdam Anschlag

Der Tatort in Amsterdam wurde weiträumig abgesperrt.

Amsterdam – Im Fall des Mordanschlags auf den prominenten Reporter Peter R. de Vries in Amsterdam ist die Untersuchungshaft der beiden Hauptverdächtigen um 14 Tage verlängert worden. Drei Tage nach dem Anschlag waren die beiden Männer am Freitag dem Haftrichter vorgeführt worden. Sie stehen unter dem Verdacht des versuchten Mordes. Der Richter ordnete an, dass sie streng von der Außenwelt abgeschirmt festgehalten werden. Sie dürfen nur Kontakt mit ihrem Anwalt haben, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Der prominente Kriminalreporter war am Dienstagabend mitten in Amsterdam niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt worden. Der 64-Jährige schwebt noch immer in Lebensgefahr, wie seine Familie mitteilte. „Es wird Zeit kosten, bis es mehr Klarheit gibt.“

Vieles deutet auf organisiertes Verbrechen hin

Kurz nach dem Anschlag waren die zwei Männer auf der Autobahn etwa 60 Kilometer von Amsterdam entfernt festgenommen worden. Sie waren schnell durch Aussagen von Augenzeugen und Kamerabilder ausfindig gemacht worden. Ein 35 Jahre alter Pole mit Wohnsitz im Dorf Maurik im Südosten der Niederlande soll das Fluchtauto gefahren haben. Ein 21-jähriger Rotterdamer soll aus nächster Nähe fünf Schüsse auf den Reporter abgefeuert haben, einer davon traf ihn den Berichten zufolge im Kopf. Der Rotterdamer ist Medienberichten zufolge mehrfach vorbestraft. Auch der Verdächtige aus Polen soll bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten sein.

Die Polizei teilte bisher noch keine Einzelheiten über die Hintergründe der Tat und die Motive der mutmaßlichen Täter mit. Vieles deutet jedoch daraufhin, dass das organisierte Verbrechen dafür verantwortlich ist. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf das Umfeld des berüchtigten Bandenführers Ridouan Taghi, berichteten Medien unter Berufung auf Polizeiquellen. De Vries ist Vertrauensperson des Kronzeugen im großen Prozess gegen die Bande von Taghi wegen Drogenhandels und Auftragsmorden. Zuvor waren bereits der Bruder des Kronzeugen und sein Verteidiger ermordet worden.

Inzwischen ist der Tatort zu einer Gedenkstätte geworden. Bürger legten Blumen nieder und stellten Kerzen auf. Viele hinterließen an der Stelle auch Karten und Briefe. Auch auf dem Dam, dem zentralen Platz der Hauptstadt, wurden Blumen niedergelegt: 4000 weiße Rosen als Zeichen der Unterstützung für de Vries.  

Die Niederlande stehen nach dem Mordanschlag auf den prominenten niederländischen TV-Kriminaljournalisten Peter R. de Vries unter Schock. Die Polizei konnte in der Nacht auf Mittwoch bereits erste Festnahmen vornehmen. Die Behörde erhofft sich dadurch eine schnelle Aufklärung der Tat. Ministerpräsident Mark Rutte sprach in der Nacht zum Mittwoch von einem „Anschlag auf den freien Journalismus.“

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Das Königspaar reagierte „tief geschockt“. „Journalisten müssen ohne Bedrohung und frei ihre wichtige Arbeit tun können“, schreiben König Willem-Alexander und seine Frau Máxima auf Facebook.

De Vries ist der führende Kriminalreporter der Niederlande und tritt regelmäßig auch als Sprecher von Opfern oder Zeugen bei Prozessen auf. Regelmäßig ist er auch Gast bei TV-Talkshows. Zur Zeit ist er die Vertrauensperson des Kronzeugen in einem großen Prozess.

International bekannt wurde der Reporter 1987 mit seinem Bestseller über die Entführung des Bierbrauers Freddy Heineken. 2008 gewannt er einen Emmy Award für seine Reportagen über den Fall von Natalee Holloway. Die Amerikanerin war 2005 auf Aruba verschwunden und vermutlich von einem Niederländer getötet worden. (mbr/dpa) 

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