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So isst die WeltFrischfleisch vom Island-Pony

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Metzgerei in Berlin-Hohenschönhausen: Auch in Deutschland hat Pferdefleisch Anhänger.

Metzgerei in Berlin-Hohenschönhausen: Auch in Deutschland hat Pferdefleisch Anhänger.

Frischfleisch vom Island-Pony

Dass die Isländer, die Hammelhoden und verrotteten Fisch für Delikatessen halten, auch gerne Ponyfleisch verzehren, kann nicht überraschen: die karge Vegetation und das barsche Klima erschweren dort die Rinder- oder Schweinehaltung, weshalb man sich traditionell an zähere Tiere wie Schaf und eben Pferde hielt. Schon zu Wikingerzeiten galt Pferdefleisch als Edelspeise, und wenn später auch christliche Missionare diesen Brauch als „heidnisch“ zu bekämpfen versuchten, hat sich der Genuss von Fohlensteaks und Pferdeeintopf vor allem in den dünn besiedelten Gegenden im Osten der Insel erhalten. Auch in Reykjavik haben viele Restaurants Island-Ponys auf der Speisekarte. Rund 10.000 Tiere, ein Viertel des Gesamtbestandes, werden jährlich geschlachtet, vor allem einjährige Fohlen, die den Überschuss aus der Zucht darstellen. Ethische Probleme beim Verzehr der Ponys gibt es nicht: sie haben ein Jahr in freier Wildbahn hinter sich und viel besser gelebt als das Schlachtvieh aus der Stallhaltung, und ihr Fleisch ist frei von Pestiziden und anderen Schadstoffen. (Hannes Gamillscheg) 

Pferd am Centre Pompidou

Es gibt sie noch, die Pariser Pferdemetzger. Knapp ein Dutzend dieser 1866 eingeführten Spezialgeschäfte haben überlebt. Und womöglich werden es ja bald wieder mehr. Sei es purer Trotz oder avantgardistische Kühnheit: Trendsetter-Restaurants nahe des Centre Pompidou oder im teuren siebten Arrondissement haben das faserige, eisenreiche Fleisch der Reittiere wieder auf die Speisekarte gesetzt. Der Durchschnittsfranzose freilich hält davon wenig. Anfang der siebziger Jahre verzehrte er im Schnitt jährlich 1,7 Kilo Pferdefleisch. Heute sind es 340 Gramm, was 0,4 Prozent des Fleischkonsums entspricht. (Axel Veiel/Paris)

Pferdenudeln aus China

Chinesen, so ein bekanntes Sprichwort, essen alles, was vier Beine hat und kein Tisch oder Stuhl ist. Also auch Pferdefleisch. Besonders populär ist es allerdings nicht, und die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) glaubt sogar, Pferdefleisch sei giftig. Wissenschaftlich belegt ist das aber, wie so viele TCM-Weisheiten, nicht. In einigen Regionalküchen ist Pferdefleisch allerdings durchaus beliebt: Die Touristenmetropole Guilin ist in China nicht nur wegen ihrer Karstberge, sondern auch für ihre „Nudeln mit Pferdefleisch“ berühmt. In Nordchina schätzt die ethnische Minderheit der Mongolen Pferdefleisch, weil es im Winter besonders wärmend sein soll, eine Eigenschaft, die es übrigens mit Hundefleisch teilt. (Bernhard Bartsch/Peking)

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